Ewigkeit
die, Auger: Angesichts der unumgänglichen Einschränkungen wäre es ziemlich schwierig, die Illusion für immer aufrechtzuerhalten. Man kann vielleicht Sonne und Mond und Sterne am Nachthimmel vortäuschen. Sogar die parallaktischen Bewegungsmuster der Sterne kann man nachahmen, damit es aussieht, als würde die Erde um die Sonne kreisen. Man kann eine Sonnenfinsternis vortäuschen und noch eine ganze Menge mehr. Aber es muss eine Grenze geben. Die Außenhülle mag vielleicht einer Untersuchung mit den astronomischen Mitteln standhalten, die hier zur Verfügung stehen. Aber hier gibt es weder Radioastronomie noch Satellitentechnik. Sobald diese Technologien entwickelt werden, dürfte die Illusion sehr bald durchschaut werden.«
»Bei uns ist die Radioastronomie um diese Zeit aufgekommen.«
»Ein weiteres Nebenprodukt des Zweiten Weltkriegs. Im Laufe des folgenden Jahrzehnts haben wir auch die Orbitalastronomie entwickelt – ganz zu schweigen von interplanetaren Raumsonden. Jede dieser Entwicklungen wäre ausschlaggebend, Auger.«
»Was würde geschehen, wenn diese Menschen die Illusion durchschauen?«
»Wer weiß? Vielleicht würde die ganze Gesellschaft über Nacht zusammenbrechen, wenn es bekannt wird. Oder es käme zu einer technologischen Revolution, in der die hiesige Menschheit die nötigen Mittel entwickelt, um die Kugel zu durchbrechen. In diesem Fall würden sie wohl kaum länger als ein oder zwei Generationen brauchen.«
»Möglicherweise würden sie uns sogar überholen«, bemerkte Auger.
»Auch das ist möglich. So oder so könnten sie innerhalb eines vergleichsweise kurzen Zeitraums die Mittel entwickeln, um die Genauigkeit der AGS auf die Probe zu stellen. Wenn sie einen Fehler finden – irgendeine Kleinigkeit, die keinen Sinn ergibt –, dann wissen wir mit Sicherheit, dass es keine Simulation ist, weil eine Simulation so perfekt wäre, wie ihre Schöpfer es sich wünschen. Und wir würden endlich wissen, dass das hier nicht die echte Vergangenheit ist, das wirkliche Jahr 1959.«
Auger warf ihrer Begleiterin einen Blick zu. »Als ob das je wahrscheinlich gewesen wäre. Schon aus den Stadtplänen geht hervor, dass all das nicht Teil unserer eigenen Vergangenheit ist.«
»Aber wir können uns dessen nicht absolut sicher sein«, erwiderte Skellsgard. »Sie gehen von Ihren Geschichtskenntnissen aus und kommen zum Schluss, dass die Stadtpläne nicht hineinpassen.«
»So ist es«, räumte Auger ein.
»Aber Ihr Wissen ist ein Konstrukt, zusammengepuzzelt aus den Trümmern, die der Nanocaust hinterlassen hat. Es ist unvollständig und, was die entscheidenden Details angeht, wahrscheinlich sogar falsch.«
»Das sind unbedeutende Abweichungen.«
»Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Es wäre der ideale Zeitraum, um Aufzeichnungen zu manipulieren und unser Bild von der Vergangenheit so zu verändern, dass sie den Bedürfnissen bestimmter Leute entgegenkommt.«
»Klingt für mich verdächtig nach paranoiden Verschwörungstheorien.«
»Ich sage nur, dass wir beim Versuch, die hiesige Zeitlinie zu beurteilen, immer daran denken müssen, dass unser historisches Wissen unvollständig und möglicherweise fehlerhaft ist.«
»Trotzdem … Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass Sie ein Fenster zur Vergangenheit geöffnet haben, oder?«
»Wir haben auch die Möglichkeit in Erwägung gezogen«, antwortete Skellsgard. »Und zwar ernsthaft, weil wir auf gar keinen Fall unsere Zeitlinie durcheinander bringen wollten. Deshalb haben wir Ihre Vorgängerin ins Team geholt.«
»Susan?«
»Sie hatte die Aufgabe, das Beweismaterial auszusieben, sich hier umzusehen und Vergleiche mit unseren historischen Dokumenten anzustellen. Schließlich hat sie mehrere Fälle entdeckt, in denen diese Version von Paris unseren Ausgrabungen auf E1 eklatant widerspricht – zum Beispiel Gebäude, die hier abgerissen wurden, die aber zur Zeit des Nanocaust noch existiert haben. Susans vorläufige Schlussfolgerung lautete: Was auch immer das hier für ein Ort ist, es ist kein Fenster in unsere Vergangenheit.«
»Ich bin froh, dass das geklärt ist.«
»Susan sollte das Beweismaterial sichten und einen endgültigen Bericht abliefern. Aber dann hat sie sich ablenken lassen …«
»Und wurde getötet«, warf Auger finster ein.
»Ja.«
Auger verlangsamte ihren Schritt. »Diese Papiere in der Dose, die ich ausfindig machen soll – glauben Sie, dass sie etwas mit dem zu tun haben, wovon Sie gerade sprachen?«
»Solange wir
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