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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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nicht ganz meine Frage.«
    Floyd machte sich erneut bewusst, dass es nichts Schlimmeres gab, als die Beherrschung zu verlieren, wenn man es mit dem Quai zu tun hatte. Er zwang sich, ruhig und höflich zu klingen, wie jemand, der nichts zu verbergen hat. »Das war das letzte Mal, dass ich Kontakt zu Custine hatte.«
    »Na schön«, sagte Belliard. »Und gab es irgendwelche Anzeichen, dass Custine während Ihrer Abwesenheit hier war? Er ist Ihr Partner, also nehme ich an, dass er einen eigenen Schlüssel zu Ihren Geschäftsräumen hat.«
    »Nichts deutet darauf hin, dass er in der Zwischenzeit hier war.«
    »Nichts wurde angerührt, nichts fehlt, keine Nachrichten?«
    »Nichts Derartiges«, antwortete Floyd so gelangweilt wie möglich.
    Belliard bedeutete dem anderen Beamten, sein Notizbuch zu schließen. »Ich denke, wir sind hier fertig.« Er griff in seinen Mantel und zog eine Visitenkarte hervor. »Jetzt bin ich an der Reihe. Wir haben eine Ihrer Visitenkarten bei Blanchards Leiche gefunden, und eine weitere ist beim Zeugen aufgetaucht, der gesehen hat, wie Custine vom Tatort geflüchtet ist. Im Gegenzug also meine Karte.«
    Floyd nahm sie entgegen. »Irgendein spezieller Grund, warum ich sie brauchen könnte?«
    »Custine versucht möglicherweise, Kontakt zu Ihnen aufzunehmen. Das wäre nicht ungewöhnlich, besonders für jemanden, der noch nicht lange auf der Flucht ist. Vielleicht braucht er ein paar persönliche Dinge oder Geld. Vielleicht will er auch einem Freund seine Version der Geschichte schildern.«
    »Sie werden der Erste sein, den ich anrufe, wenn es dazu kommt.«
    »Das will ich hoffen.« Belliard griff nach seinem Hut, dann hielt er inne. »Das hätte ich beinahe vergessen: Ich müsste Sie um einen kleinen Gefallen bitten.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Ich würde gern Ihr Telefon benutzen. Eine unserer Einsatzgruppen untersucht noch den Tatort, und ich würde sie gerne anrufen, bevor ich weitermache, nur für den Fall, dass sie etwas entdeckt haben. Im Auto haben wir eine Funkanlage, aber es ist weit bis nach unten, und ich kann nicht direkt in Blanchards Wohnung anrufen.«
    »Nur zu«, sagte Floyd während er das Gefühl hatte, dass seine Körpertemperatur um zehn Grad fiel. »Ich hoffe, das zählt als Kooperation bei Ihren Ermittlungen.«
    Belliard nahm den Hörer ab und begann zu wählen. »In der Tat. Und lassen Sie mich nicht gehen, bevor ich Ihnen eine Quittung für dieses Pferd ausgestellt habe.«
    Die Ecke von Custines Brief starrte Floyd unter dem Telefon hervor an wie eine hämische weiße Fahne. Wenn sie diesen Zettel fanden, dachte Floyd, waren er und Custine so gut wie tot. Sie würden Floyd zum Quai mitnehmen und ihm das Leben zur Hölle machen, bis er ihnen einen Hinweis gab, der sie zu Custine führte. Und wenn er starb, bevor sie es aus ihm herausgeholt hatten, würden sie einfach genügend Männer auf den Fall ansetzen, um alle Möglichkeiten abzudecken. Sie hatten Blut geleckt. Dies war die Gelegenheit, Custine dafür zu bestrafen, wie er sie alle vor seinem erzwungenen Ausscheiden betrogen hatte – im Geiste, wenn nicht sogar persönlich. Das war schon lange fällig, und niemand würde in ausgesprochen nachsichtiger Stimmung sein.
    Belliard begann zu sprechen. Sein Französisch war so schnell und knapp, dass Floyd kaum folgen konnte. Es war deutlich mit Polizeijargon gewürzt, fast schon eine Sprache für sich. Der Inspektor stützte sich auf den Tisch und zog das Telefon Millimeter für Millimeter auf sich zu, wodurch Custines Brief immer weiter zum Vorschein kam.
    Er muss ihn jeden Moment bemerken, dachte Floyd, und er wird nicht widerstehen können, einen Blick darauf zu werfen. Unter diesen Umständen würde das jeder tun.
    Er hörte, wie jemand versuchte, die Tür zum Treppenhaus zu öffnen und sie verschlossen vorfand. Eine Stimme rief etwas in schwerfälligem, einfachem Französisch. Belliard bedeutete einem der Beamten, die Tür zu öffnen, während er sein Gespräch fortsetzte. Floyd schnappte Fetzen von Belliards Teil der Unterhaltung auf: es ging um das Radio, das neben Blanchard auf dem Bürgersteig zerschellt war. Und es klang, als ob es sich diesmal um einen eindeutig gewaltsamen Tod gehandelt hätte, bei dem niemand versucht hatte, ihn nach etwas anderem als Mord aussehen zu lassen.
    Der zweite Beamte erreichte die Wohnungstür und schloss auf. Er öffnete sie einen Spaltbreit, und Floyd sah einen weiteren Beamten draußen stehen. Der Mann hatte wohl unten im Auto

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