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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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sein. Wie wollen Sie das wissen, wenn Custine Ihnen nicht selbst eine Erklärung oder ein Alibi gegeben hat?«
    »Ich kenne Custine. Ich weiß, dass er so etwas nicht tun würde.« Floyds Kehle wurde plötzlich trocken. Ohne um Erlaubnis zu bitten, schenkte er sich einen Schluck Brandy ein und kippte ihn hinunter.
    »Warum sind Sie so fest davon überzeugt? Können Sie seinen Charakter so gut beurteilen?«
    »Ich kenne ihn gut genug«, gab Floyd scharf zurück. »Und es ist auch egal, wie gut ich ihn kenne, weil es einfach keinen Sinn ergeben würde. Blanchard hat uns beauftragt, einen Mordfall zu lösen – warum sollte einer von uns seinen eigenen Klienten ermorden?«
    »Vielleicht gibt es ein verborgenes Motiv«, sagte Belliard. »Oder vielleicht war es Mord aus Affekt – eine völlig ungeplante Tat aus plötzlicher, überwältigender Wut.«
    »Nicht bei Custine«, erwiderte Floyd. Seine Augen wanderten zum Telefon, unter dem das weiße Stück Papier trotz seiner Versuche, es zu verstecken, nach wie vor deutlich hervorragte. Belliard konnte es aus seinem derzeitigen Blickwinkel nicht sehen, und vielleicht würde er sich nichts dabei denken, wenn er es sah, aber wenn es ihm auffiel … Übelkeit durchströmte Floyd wie das Wasser den Hoover-Damm.
    »Ganz gleich, was er Ihnen vielleicht erzählt hat, André Custine war ein gewalttätiger Mann«, erklärte Belliard beinahe mitfühlend. »Eine Person ist während der Befragung durch ihn in Polizeigewahrsam gestorben. Das wussten Sie doch, oder? Übrigens ein Unschuldiger. Nicht, dass ihm seine Unschuld ein großer Trost gewesen wäre, als Custine ihm jeden Finger einzeln gebrochen hat.«
    »Nein!«, stieß Floyd entsetzt hervor.
    »Ihr Gesichtsausdruck sagt mir, dass er Ihnen nicht davon erzählt hat. Wie bedauerlich. Ansonsten wäre all das hier vielleicht zu vermeiden gewesen.«
    Floyd fühlte sich von seinem Körper losgelöst, als würde er wie ein unsichtbarer Luftballon unter der Decke schweben. »Was meinen Sie damit?«
    »Nur dass Blanchard vielleicht noch am Leben wäre. Offensichtlich hat Custine mal wieder die Beherrschung verloren.« Belliard schürzte missbilligend die Lippen, als hätte man ihn genötigt, sich einen geschmacklosen Witz anzuhören. »Schwer zu sagen, weshalb er durchgedreht ist.«
    »Kapiert ihr Idioten denn gar nichts?«, sagte Floyd. »Zuerst stand ein Tötungsdelikt mit dem Fall Susan White in Verbindung und jetzt ein zweiter. Versuchen Sie nicht, Custine die Sache nur wegen seiner Vergangenheit anzuhängen, nur weil Sie noch eine offene Rechnung mit ihm haben. Sie werden den falschen Mann jagen, während der richtige wieder einmal davonkommt.«
    »Eine nette Theorie«, sagte Belliard, »und ich wäre sogar geneigt, mich ihr näher zu widmen, wenn es da nicht eine winzige Kleinigkeit gäbe, die nicht dazu passt.«
    Floyd schlug das Branchenverzeichnis zu – er versuchte, es so beiläufig und unbewusst wie nur möglich aussehen zu lassen. »Und die wäre?«
    »Wenn Custine unschuldig ist – wenn er nur zur falschen Zeit am falschen Ort war –, warum hatte er es dann so eilig, den Tatort zu verlassen?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Floyd. »Das werden Sie ihn schon selber fragen müssen. Nein, warten Sie, eigentlich weiß ich es doch: Custine ist kein Idiot. Er wusste ganz genau, dass Sie um der alten Zeiten willen versuchen würden, es ihm anzuhängen.«
    »Dann räumen Sie ein, dass er möglicherweise vom Tatort geflüchtet ist?«
    »Ich räume gar nichts ein.«
    »Wann haben Sie Custine zum letzten Mal gesehen?«
    »Heute Früh.« Floyd fiel auf, dass einer der beiden anderen Beamten sich mit einem schwarz marmorierten Füllhalter Notizen in einem kleinen Ringbuch machte. »Ich habe ihn bei Blanchard abgesetzt und bin dann weitergefahren, um anderweitige Nachforschungen anzustellen.«
    »Anderweitige Nachforschungen«, wiederholte Belliard mit einem spöttischen Unterton. »Das klingt wirklich unglaublich professionell. Was war Custines Aufgabe?«
    Floyd zuckte die Achseln – er sah keinen Grund zu lügen. »Da war etwas am White-Fall, das uns beschäftigt hat. Custine musste sich das Radio in ihrem Zimmer noch mal genauer ansehen.«
    »Und das war das letzte Mal, dass Sie ihn gesehen oder von ihm gehört haben?«
    »Kurz bevor Sie angekommen sind, habe ich versucht, in Blanchards Wohnung anzurufen. Niemand hat abgenommen.«
    Belliard erwiderte Floyds Blick mit einem amüsierten Glitzern in den Augen. »Das beantwortet

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