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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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der Menge in seine Richtung spähte. Sie öffnete immer wieder den Mund, als wollte sie etwas sagen, wurde jedoch immer wieder von anderen unterbrochen.
    Ein Mann mit Metzgerschürze hob die Hand. »Warum haben Sie eben nach einem Kind gefragt?«
    »Ich versuche nur, alles abzudecken.«
    »Ich habe ein Kind gesehen. Einen kleinen Jungen. Sah ziemlich gemein aus, und er hat sich hier rumgetrieben.«
    Bevor Floyd dieser Information weiter nachgehen konnte, drang eine neue Stimme aus dem Hausflur von Blanchards Mietshaus. »Schicken Sie ihn rein. Wir müssen mit ihm reden.«
    Hastig verteilte Floyd die restlichen Visitenkarten und bat die Zeugen eindringlich, Kontakt mit ihm aufzunehmen, falls sie sich an noch etwas erinnerten. Er beobachtete, wie jemand der Frau im Hintergrund eine Karte weiterreichte. Dann schlüpfte er an den Polizisten vorbei in den dunklen, muffigen Hausflur.
    »Hallo, Floyd. Mir ist aufgefallen, dass Sie neuerdings mit Visitenkarten um sich werfen wie mit Konfetti«, sagte der Neuankömmling, der noch immer im Schatten stand.
    »Als ich das letzte Mal nachgesehen habe, gab es dagegen noch kein Gesetz.«
    »Sie tun gut daran, es so zu formulieren«, antwortete der Mann. »Heutzutage kann man nicht vorsichtig genug sein, auch was die Gesetze betrifft. Machen Sie die Tür hinter sich zu.«
    Floyd erwischte sich dabei, der Aufforderung unwillkürlich nachzukommen. Die Stimme des Mannes war gleichzeitig befehlsgewohnt und Vertrauen erweckend. Und es war eine Stimme, die Floyd schon einmal gehört hatte.
    »Inspektor Maillol?«
    »Lange nicht mehr gesehen, was? Wie lange liegt diese Monceau-Messerstecherei schon zurück – fünf, sechs Jahre?«
    »Mindestens.«
    »Eine ziemlich hässliche Angelegenheit. Ich bin bis heute nicht davon überzeugt, dass wir damals den Richtigen gefasst haben.«
    Floyd hatte nur am Rande mit dem Fall zu tun gehabt – einer seiner damaligen Klienten war mit dem Opfer in Zusammenhang gebracht worden –, aber es hatte genügt, ihm Kontakt zu den Männern aus dem Großen Haus zu verschaffen. Maillol hatte ihm durchaus höflich mitgeteilt, dass er gefälligst aufhören sollte, ihnen auf die stahlkappengeschützten Zehen zu treten. Floyd hatte verstanden.
    »Ich nehme an, dass Sie bereits eine nette Unterhaltung mit meinem Kollegen Belliard hatten?«
    »Er hat sich klar genug ausgedrückt«, antwortete Floyd.
    »Belliard hat seine Methoden, ich habe meine.« Maillol sah aus wie die Bilderbuchausgabe eines miesen Vernehmungsbeamten: Er hatte ein schmales Gesicht, dessen Haut so straff über den Schädelknochen gespannt war, dass sie zu reißen drohte, einen grausamen kleinen Mund und noch grausamere kleine Augen hinter randlosen Brillengläsern. Die vergangenen fünf oder sechs Jahre hatten nicht gerade dazu beigetragen, diesen Ausdruck zu mildern. Er nahm seinen Homburg ab und kratzte sich den rasierten Eierschädel.
    »Ich hoffe, Ihre Methoden stellen eine Verbesserung dar«, erwiderte Floyd.
    »Ihr Freund steckt in großen Schwierigkeiten«, erklärte Maillol unverblümt. »Jetzt, wo Belliard sich für den Fall interessiert, umso mehr.«
    »Ich hatte den Eindruck, dass ich auch noch nicht ganz von der Angel bin.«
    »Belliard gehört zu den jungen Schlauköpfen. Der richtige Anzug, der richtige Hut, das richtige Auto, die richtige Ehefrau. Er hat sogar die richtigen politischen Verbindungen.«
    »Chatelier?«
    »Wer sonst?«
    Etwas an Maillols Tonfall minderte Floyds Anspannung. »Darf ich annehmen, dass Sie sich nicht an das gleiche Gebetbuch halten wie er?«
    »Die Zeiten ändern sich«, sagte Maillol. »Paris ist nicht mehr die Stadt, die es vor ein paar Jahren war.«
    »Komisch – genau das hat Belliard auch gesagt.«
    »Aber er hat es zweifellos so gesagt, als würde es sich um eine gute Entwicklung handeln.« Maillol setzte den Hut wieder auf und drückte ihn fest an den Schädel. Der Filz kratzte hörbar auf den Stoppeln über seinen Ohren. »Ich meine die Sache mit Belliard ernst. Er ist kein Mann, den Sie sich zum Feind machen wollen.«
    »Sie sind sein Vorgesetzter.«
    »Theoretisch«, räumte Maillol ein. »Leider fehlt es mir sowohl an seinem Ehrgeiz als auch an seinen Verbindungen. Lesen Sie Zeitung, Floyd?«
    »Ich verfolge nur die Witzseiten.«
    »Ich sollte gar nicht an diesem Fall arbeiten. Offiziell bin ich nicht mal hier. Eigentlich sollte ich die Raubkopierer in Montrouge aufspüren.«
    »Davon habe ich gelesen. Ich habe auch gehört, dass Sie meinen

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