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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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fiel ihm ein Stückchen Glück wie ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk in den Schoß. »Hast du es geschafft, an ihr dranzubleiben?«
    »Nicht direkt«, antwortete Greta. »Ich bin ihr zu Fuß bis zum Bahnhof Saint-Germain gefolgt und habe mich im Schatten rumgedrückt, während sie sich einen Fahrschein gekauft hat. Erst als sie schon eingestiegen war, habe ich selber einen gelöst. Ich habe es noch in denselben Zug geschafft, aber darauf geachtet, einen anderen Wagen zu nehmen. In Saint-Placide bin ich einen Wagen aufgerückt, und anschließend bin ich ihr gefolgt, als sie bei Montparnasse in die 6 umgestiegen ist. Glücklicherweise kenne ich die Station recht gut – dort habe ich immerhin den Großteil meiner Kindheit mit Umsteigen verbracht. Ich konnte noch sehen, in welche Richtung sie gefahren ist, aber sie ist eingestiegen, bevor ich am Bahnsteig war.«
    »Dann hast du sie also doch verloren.«
    »Nur ein paar Minuten lang. Ich habe die nächste Bahn von Montparnasse Richtung Westen genommen. Von der Hochbahn aus hat man einen guten Blick auf die Straße, also habe ich die Augen offen gehalten. Es hat sich gelohnt. Ich konnte sehen, wie sie sich am Dupleix vom Bahnhof entfernte, während meine Bahn gerade einfuhr. Ich bin aus dem Zug raus, die Treppen runtergeflitzt und ihr dann den ganzen Weg nach Hause gefolgt, immer mit einem Block Abstand.«
    »Ich bin beeindruckt«, sagte Floyd. »Wirkte sie, als hätte sie den Verdacht, dass sie verfolgt wird?«
    »Ich kann keine Gedanken lesen, Floyd, aber sie wirkte deutlich weniger nervös als vorher. Ich vermute, sie hat gedacht, dass sie durch den schnellen Zugwechsel jeden möglichen Verfolger abgehängt hat.«
    »Pass auf, irgendwann mache ich noch eine Detektivin aus dir.« Floyd griff nach Notizbuch und Stift. »Sag mir, wo sie wohnt.«
    Greta gab ihm die Adresse eines Hotels an der Avenue Emile Zola, ein paar Minuten vom Bahnhof Dupleix entfernt. Sie rief aus einer Brasserie an, in der hauptsächlich Arbeiter aus den nahen Citroen-Werken beim Schichtwechsel saßen. »Ihre Zimmernummer kann ich dir nicht sagen, und auch nicht, wie sie ihren Toast mag. Und ich kann auch nicht den ganzen Tag hier bleiben.«
    »Das musst du auch nicht. Ich bin in weniger als einer Stunde da.«
    »Kannst du nicht schneller kommen?«
    »Denk dran, dass ich auch einen Verfolger habe«, sagte Floyd.
    »Noch eins von diesen schrecklichen Kindern?«, fragte sie. Eine Spur Angst stahl sich in ihre Stimme.
    »Nein, nur Belliards Handlanger. Sie sind mir nach Montparnasse gefolgt. Ich glaube, ich kann sie abhängen, wenn ich zweimal den Fluss überquere, aber das dauert etwas. Ich möchte sie nicht mit der Nase darauf stoßen, dass ich mich für Verity Auger interessiere. Sonst stellt man mir demnächst vielleicht ein paar unangenehme Fragen.«
    »Was meinst du mit ›unangenehme Fragen‹?«
    »Die Sorte Fragen, die eine dicke Zahnarztrechnung zur Folge hat.«
    »Komm, so schnell du kannst. Weiter will ich nicht in die Sache reingezogen werden, Floyd. Ich hatte nie den Ehrgeiz, Detektivin zu spielen, und ich stehe auch nicht auf deiner Gehaltsliste.«
    »Du hast gute Arbeit geleistet«, sagte Floyd, als sie auflegte. Er legte ebenfalls den Hörer auf die Gabel und legte sich dann eine Route durch Paris zurecht, wobei er so viele plötzliche Kurven und Kehrtwenden wie möglich einplante.
    Auger verriegelte ihre Zimmertür von innen und warf sich aufs Bett, mit einem Mal von Erleichterung und Erschöpfung überwältigt.
    Ein paar Minuten lang schloss sie die Augen, dann schleppte sie sich zum erbsengrünen Waschbecken und spritzte sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht. »Bleib wachsam«, ermahnte sie sich laut. »Der schwerste Teil ist vielleicht geschafft, aber du musst es immer noch zurück zum Portal schaffen. Werd bloß nicht zu selbstzufrieden, Auger. Und sprich nicht mit dir selbst. Das ist das erste Anzeichen von Wahnsinn.«
    Sie zog die entsetzlich engen Pariser Schuhe aus und rief in der Rezeption an, um sich einen Kaffee zu bestellen. Dann rief sie noch einmal an und bat, mit einer externen Nummer verbunden zu werden.
    »Einen Moment bitte, Madame.«
    Nach dem dritten Klingeln nahm jemand ab und antwortete in einem Französisch mit starkem Akzent. »Mit wem spreche ich?«
    »Hier ist Auger«, sagte sie.
    »Gut.« Aveling wechselte sofort zu Englisch. »Haben Sie …?«
    »Ja, ich habe die Objekte. Können Sie eine Nachricht an Caliskan weitergeben?«
    »Ich fürchte, das ist

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