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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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aber es musste noch mehr an der Sache dran sein. Auf den ersten Blick machte es den Eindruck, als wollte White ihr posthum einen Streich spielen, als würde sie sie aus beruflicher Missgunst in eine gefährliche Mission tappen lassen. Aber sie waren eher lockere Rivalinnen als Feinde gewesen, und es hatte keine Antipathie zwischen ihnen gegeben. Tatsächlich waren sie sich sogar ziemlich ähnlich.
    Also musste es etwas anderes gewesen sein. White war intelligent und berechnend – sie hätte nichts ohne einen wirklich triftigen Grund getan. Und die einzige Erklärung, die Auger einfiel – die einzige, die ihr bei allem, was sie über die Frau wusste, plausibel erschien – war, dass es sich um eine Vertrauensfrage handelte.
    Auger war eine Außenseiterin. Sie hatte Verbindungen zu Caliskan – das war unvermeidlich für jeden bei Antiquitäten –, aber sie hätte mit ihm nicht gerade Pferde gestohlen. Noch wichtiger war, dass sie nichts mit Avelings Operation hier zu tun gehabt hatte. Vor etwas über einer Woche hatte sie nicht das Geringste über die Existenz von E2 gewusst. Was wahrscheinlich bedeutete, dass Susan White zum Schluss gekommen war, Aveling und seinen Leuten nicht trauen zu können.
    Ihnen allen?, fragte sich Auger. Oder hatte sie nur den Verdacht gehabt, dass es innerhalb der Organisation eine nicht vertrauenswürdige Person gab?
    Auger bevorzugte die zweite Theorie. Das erschien ihr vernünftiger als die Annahme, dass die gesamte Organisation, von Phobos bis zu E2, kompromittiert war. Wenn das der Fall wäre, hätten sie sicher einen Weg gefunden, die Beteiligung einer Außenseiterin zu verhindern, ganz egal, wie unbequem es für sie sein mochte.
    Auger dachte über die Dinge nach, die sie bereits selbst herausgefunden hatte. Offenbar waren sich alle darin einig, dass etwas an diesen Papieren von großer Wichtigkeit war. Susan White hatte sich die Mühe gemacht, sie zur Bewachung weiterzugeben und dafür zu sorgen, dass sie auf die andere Seite des Portals gelangten. Caliskan, Aveling und die anderen an der Phobos-Operation Beteiligten schienen sich bezüglich der Bedeutung der Dokumente einig zu sein, sonst wäre Auger niemals hinzugezogen worden, um sie zu bergen. Es gab noch mehr Leute, die den Inhalt der Dose für wichtig hielten: jene, die zuerst White und jetzt Blanchard getötet hatten. Und sie waren offenbar alles andere als erpicht darauf, dass die Papiere nach Phobos gelangten. Was nahe legte – vorausgesetzt, Augers Phantasie ging nicht mit ihr durch –, dass derjenige oder diejenigen, die diese beiden Morde begangen hatten, irgendwie mit dem Inhalt der Papiere in Zusammenhang standen.
    Was sie zu den Papieren selbst brachte. Was hatten sie überhaupt zum Thema beizusteuern?
    Auger nahm das Bündel aus ihrer Handtasche und breitete die einzelnen Zettel auf dem Bettlaken aus, bis es vollständig bedeckt war. Sie legte sämtliche Blätter sorgfältig nebeneinander, und zwar in der Reihenfolge, in der sie sich im Bündel befunden hatten.
    Sie trat vom Bett zurück und betrachtete das Vermächtnis der Toten.
    »Rede mit mir, Susan«, sagte sie. »Gib mir einen Hinweis, worum es bei der ganzen Sache geht.«
    Auger schenkte sich eine zweite Tasse Kaffee ein, tat Sahne und Zucker hinein und machte sich daran, die Stücke auf dem Bett neu zu ordnen, auf der Suche nach einer sinnvollen Kombination. Aber keine Anordnung wirkte in irgendeiner Weise mehr oder weniger bedeutungsvoll als die vorhergehende. Sofern sie kein verborgenes Detail übersah, musste die Botschaft in den Papieren selbst stecken und nicht in irgendeinem Muster, das sie bildeten. Für sich genommen wäre keiner dieser Zettel einem Einheimischen auffällig vorgekommen. Insgesamt mochte es so jemanden vielleicht als recht exzentrische Dokumentensammlung erscheinen, insbesondere, wenn man sie zu einer jungen amerikanischen Touristin zurückverfolgte. Aber es gab keinen eindeutigen Hinweis, nichts, was eine mögliche Verbindung zu einer anderen Welt verkündete. Tatsächlich gab es in der ganzen Sammlung nichts, was nicht jeder normale Mensch aus Bibliotheken und Buchhandlungen dieser Welt hätte zusammentragen können. Keine streng geheimen Risszeichnungen oder Kopien von E1-Dokumenten, nichts, was auch nur im Entferntesten darauf hindeutete, dass Susan White eine Forscherin war, die durch eine Quasi-Wurmlochverbindung aus einem unglaublich fernen Teil der Milchstraße nach Paris gekommen war.
    Auger studierte die Papiere ein

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