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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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jedes Wortes quietschte und knirschte. Das machte ihr Sorgen. Wenn ihre Deutschkenntnisse so rapide nachließen, was würde dann als Nächstes kommen?
    »Er wird bleiben«, sagte sie, als sie sich endlich mit dem Fahrer geeinigt hatte.
    »Es war offenbar nicht leicht, ihn zu überzeugen.«
    »Mein Deutsch ist heute etwas rostig. Das war nicht gerade hilfreich.«
    Sie suchten sich einen trockenen Weg über den von Unkraut überwuchertem Boden bis zu einer Lücke im Zaun. Zwei Bretter fehlten, und das Loch war gerade groß genug, um sich hindurchzwängen zu können. Floyd ging als Erster und half Auger beim Hindurchsteigen.
    »Das sieht furchtbar aus«, sagte Auger. »Hier ist so viel zerstört, dass man sich kaum noch vorstellen kann, hier habe einmal eine Fabrik gestanden. Der einzige Beweis, den wir für die Existenz des Werks haben, ist der Brief, den Susan White bekommen hat.«
    »Wann wurde der Brief eigentlich abgeschickt?«
    »Erinnern Sie sich an die Bahnfahrkarte, die sie kurz vor ihrem Tod gekauft, aber nicht mehr benutzt hat? Der Brief wurde etwa einen Monat vorher geschrieben.«
    »Schauen Sie sich hier den Boden an«, sagte Floyd. »Nirgendwo wächst Unkraut. Die Pflanzen hatten noch keine Zeit, durch den Beton zu brechen.«
    »Brandstiftung?«
    »Schwer zu sagen, aber ich vermute es. Der Zeitpunkt lässt kaum eine andere Schlussfolgerung zu.«
    In einiger Entfernung schob sich der Dampfkran zu einem anderen Gebäude weiter, das zum Untergang verdammt war. Die Abrissbirne schwang weiter hin und her, während sich die Maschine über Beton und Trümmer kämpfte. Zwei grüne Planierraupen hatten sich dazugesellt. Ihre Dieselmotoren spuckten beißenden Rauch aus. Die Führer trugen Masken und Schutzbrillen und hatten sich in Ölzeug eingepackt.
    Auger sah sich nach einer Stelle um, wo sie mit ihrer Suche nach Hinweisen beginnen konnten. »Gehen wir zu einem dieser Gebäude hinüber und versuchen, die Nummer fünfzehn zu finden.«
    »Wir haben nicht viel Zeit«, sagte Floyd.
    Sie überquerten die Ruinen des Fabrikkomplexes, bis sie die noch intakte Gebäudegruppe gefunden hatten. Die Reste sahen bedrohlich wie Totenschädel aus. Die Dächer fehlten bereits, sodass durch die Löcher und Risse in den verkohlten Wänden der eisengraue Himmel sichtbar war. Auger hatte es noch nie Spaß gemacht, verbotenes Gelände zu betreten, nicht einmal zu einer Zeit, in der solche Aktionen als jugendliche Mutproben angesagt waren und kaum das Risiko einer Bestrafung nach sich gezogen hätten. Heute fand sie genauso wenig Gefallen daran.
    »Nummer fünfzehn«, sagte Floyd und zeigte auf ein kaum noch lesbares Metallschild, das schief an einer Wand hing. »Es scheint tatsächlich etwas genützt zu haben, mit den Pinguinen zu drohen. Das muss ich mir merken, falls ich wieder einmal jemanden unter Druck setzen muss.«
    Sie fanden eine offene Tür. Im Innern des Gebäudes war es dunkel, da die Decke über dem Untergeschoss größtenteils noch intakt war.
    »Passen Sie auf, wohin Sie treten, Verity.«
    »Das mache ich«, sagte Auger. »Hier, nehmen Sie das.« Sie reichte Floyd ihre Pistole.
    »Wenn wir nur eine Waffe haben, sollten Sie sie lieber an sich nehmen«, sagte Floyd. »Waffen machen mich nervös. Ich neige zur irrationalen Ansicht, dass ich auch keine Waffe brauche, wenn ich keine bei mir trage.«
    »Aber jetzt brauchen Sie eine.«
    »Was ist mit Ihnen?«
    Auger griff in ihre Handtasche und zog die Waffe hervor, die sie dem Kriegsbaby im Métro-Tunnel abgenommen hatte. »Ich habe auch eine.«
    »Ich meinte eine richtige«, sagte Floyd und musterte zweifelnd die seltsame Form. Aber er ging nicht weiter darauf ein. Ihm war klar geworden, dass Auger kein Spielzeug in der Hand hielt.
    »Seien Sie vorsichtig, Floyd. Diese Leute sind bereit zu töten.«
    »Das habe ich kapiert.«
    »Und wenn Sie ein Kind sehen?«
    Floyd blickte sich zu ihr um. Das Weiße in seinen Augen schimmerte in der Dunkelheit. »Verlangen Sie von mir, dass ich auf Kinder schieße?«
    »Es sind keine Kinder.«
    »Ich werde versuchen, einen potenziellen Feind kampfunfähig zu schießen. Darüber hinaus kann ich nichts versprechen.«
    Auger schaute sich um, bevor sie Floyd nach drinnen folgte. Die Abbruchmaschinen machten kurzen Prozess mit einem unscheinbaren Ziegelgebäude und stürzten sich abwechselnd wie hungrige Wölfe auf den Kadaver. Als die Planierraupen zurücksetzten und zu einem erneuten Angriff Anlauf nahmen, brüllten ihre Motoren mit dumpfem

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