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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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dass du eine Marsianerin bist.«
    »Richtig.«
    »Aber aus Dakota kommst du auch nicht.«
    »Auch richtig. Dakota war eine Lüge. Aber ich stamme aus den Vereinigten Staaten.« Sie sah ihn mit einem nervösen Lächeln an. »Allerdings nicht die Staaten, an die du denkst, obwohl man sie wohl als entfernte politische Verwandte bezeichnen könnte.«
    »Und dein Name?«
    »Dieser Teil stimmt. Ich heiße Verity Auger, und ich bin eine Bürgerin der Vereinigten Erdnahen Staaten. Ich arbeite als Forscherin für das Antiquitätenministerium. Ich wurde in der Orbitalgemeinschaft von Tanglewood geboren, im Jahr 2231. Ich bin fünfunddreißig Jahre alt und geschieden. Ich habe zwei Kinder, die ich nicht so oft sehe, wie ich sollte.«
    »Das Seltsame daran ist«, sagte Floyd, »dass ich keinen Moment lang an deinen Worten zweifle. Ich meine … schließlich ist es die einzige logische Erklärung.«
    »Du scheinst es sehr gelassen zu nehmen«, sagte sie.
    »Wenn ich alles berücksichtige, was ich gesehen habe, muss ich zwangsläufig zur Schlussfolgerung gelangen, dass du eine Zeitreisende bist.«
    »Das ist das Problem«, sagte Auger. »Ich meine, diese Sache hat definitiv etwas mit Zeitreisen zu tun, aber es läuft nicht ganz so ab, wie du glaubst.«
    »Nein?«
    »Nein. Aber zur Hälfte hast du Recht. Denn eine von den zwei Personen in diesem Schiff unternimmt tatsächlich eine Zeitreise. Aber es handelt sich nicht um mich. Möchtest du, dass ich fortfahre?«
    »Für einen Moment habe ich gedacht, ich hätte die Sache durchschaut.«
    »Eins nach dem anderen«, sagte Auger. Dann kam von einem Teil der Instrumentenkonsolen ein lautes Kreischen, und mehrere rote Lampen blinkten in synchronem Rhythmus. Auger biss sich auf die Lippe und schob ihren Joystick zur Seite. Floyd spürte, wie das Schiff ausscherte. Es war ein unangenehmes Gefühl, als würde ein Auto über Eis schlittern.
    »War das ein … wie hat sie es genannt? Ein Sturz?«
    »Die Software ist abgestürzt, ja«, sagte Auger. Sie betätigte mehrere Schalter, dann klappte sie eine gläserne Abdeckung auf und drückte einen großen roten Knopf. »Und das ist die Neustart-Sequenz. Also gib gut Acht.«
    »Wir sind doch eben erst losgeflogen.«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Wir haben immer noch gute dreißig Stunden vor uns. Ich glaube, der Heimflug wird wesentlich interessanter, als ich gehofft hatte.«

 
Achtundzwanzig
     
     
    Sie waren nun seit sechs Stunden unterwegs. Das Leitsystem war in der ersten Stunde zwei- oder dreimal ausgefallen, aber danach war der Flug einschläfernd ruhig verlaufen. Seitdem hatte sich Floyds Magen nur auf gelegentliche Schwenk- und Scherbewegungen einstellen müssen. Sie hatten eine leichte Mahlzeit aus abgepackten Rationen zu sich genommen (das Essen befand sich in durchsichtigen Plastiktüten, die sich zu Floyds Erstaunen und Entzücken automatisch erwärmten, wenn man sie öffnete). Danach hatte Floyd den intimen Mikrokosmos der Toilette erkundet und die entmutigenden Methoden zur Sammlung körperlicher Ausscheidungen unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit bewundert. Auger hatte ihn gefragt, ob ihm übel war, und er hatte wahrheitsgemäß verneint.
    »Gut«, sagte sie und schluckte eine dunkle Pille. »Das könnte daran liegen, dass du so viel Zeit auf See verbracht hast. Ein gutes Training für eine Reise durch ein Wurmloch, auch wenn du damals wahrscheinlich nicht im Traum an so etwas gedacht hast.«
    »Hast du Schwierigkeiten?«
    »Abgesehen von der Tatsache, dass in meinem Körper eine Kugel steckt, die mich töten könnte? Nein. Ich habe mich nie besser gefühlt.«
    »Ich meinte die Pille.«
    »Das ist UR«, antwortete sie, als wäre damit alles erklärt. Als Floyd sie nur anstarrte, fuhr sie fort: »Universal-Restaurativ. Ein Allzweckmedikament. Es heilt alles und hilft gegen jede Krankheit. Damit könnte man sich sogar ewig am Leben erhalten.«
    »Dann bist du also unsterblich?«, sagte er.
    »Nein, natürlich nicht«, sagte Auger, als wäre ihr die bloße Vorstellung peinlich. »Wenn ich jeden Tag eine von diesen Pillen nehmen würde – oder jede Woche oder wie oft man sie sonst nehmen müsste –, dann wäre ich es vielleicht. Zumindest so lange, bis der Vorrat aufgebraucht ist. Oder ich bekomme irgendwann eine so faszinierend exotische Krankheit, dass nicht einmal UR etwas dagegen machen kann. Aber in diesem System gibt es nicht genug UR, um es die ganze Zeit nehmen zu können. Außerdem sind meine Leute nicht damit

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