Ewigkeit
zu schnell wieder schließt. Vielleicht konnte der Roboter den Ablauf nicht korrekt steuern. Oder er war darauf programmiert, die einzige Lösung zu finden, mit der wir von Paris wegkommen, auch wenn er dafür die Verbindung und sich selbst opfern musste …«
»Was bedeutet das?«
»Das bedeutet, dass wir durch eine Röhre schlittern, die ständig kürzer wird, wobei das sich schließende Ende uns langsam einholt.«
»Irgendwie klingt das nach meinem Gefühl nicht so gut.«
»Ich kann dir nicht widersprechen.« Auger tippte mit einem Finger gegen eine andere Anzeige. »Aber diese Zahlen stützen meine Vermutung. Sie stehen für die Geschwindigkeit, mit der wir uns durch das Hypernetz bewegen, und für unsere geschätzte Ankunftszeit auf Phobos. Wir werden allmählich schneller und werden einige Stunden früher als geplant eintreffen.«
»Das wäre doch gut, oder nicht?«
»Nein. Weil es nicht am Schiff liegt. Es kann auch kein zweites Schiff oder ein Trümmerhaufen hinter uns sein. Es kann nur daran liegen, dass sich etwas Fundamentales im Hypernetz verändert. Ich glaube, es ist die Feldgeometrie der Wände, die uns vorantreibt. Während das kollabierte Ende immer näher kommt, werden wir immer schneller durch die enger werdenden Wände gequetscht.« Sie drehte sich zu Floyd um. »Aber das Schiff ist nicht für so hohe Geschwindigkeiten ausgelegt. Und ich weiß nicht, was geschieht, wenn die Krümmung sehr stark wird und wir schließlich ins Ende des Tunnels gedrückt werden.«
»Gibt es irgendetwas, das wir dagegen machen könnten?«
»Nicht viel«, sagte Auger. »Ich könnte die Steuerdüsen feuern lassen, um zu versuchen, uns von dem wegzudrängen, was uns folgt. Aber die Düsen sind nicht für den Dauerbetrieb konstruiert. Wir könnten ein paar Minuten gewinnen, vielleicht eine halbe Stunde.«
»Wir stecken also ganz schön in der Scheiße, wie?«
»Ja«, sagte Auger. »Und ich bin angeschlagen und fühle mich nicht gerade in Bestform. Aber wir kommen hier schon irgendwie raus. Mach dir keine Sorgen.«
»Dessen scheinst du dir ziemlich sicher zu sein.«
»Ich lasse nicht zu, dass ich den langen Weg umsonst zurückgelegt habe«, sagte sie mit einem entschlossenen Stirnrunzeln. »Ich lasse mir nicht von kleinen Schwierigkeiten mit der Raumzeit die Laune verderben.«
»Warum ruhst du dich nicht ein wenig aus«, schlug Floyd vor. »Damit du etwas geschlafen hast, wenn die Sache richtig holprig wird? Ich glaube, im Moment komme ich ganz gut allein mit dem Schiff klar.«
»Bist du ein guter Autofahrer, Floyd?«
»Nein«, sagte er. »Ich bin ein miserabler Fahrer. Custine sagt immer, ich fahre wie eine Großmutter am Sonntag.«
»Das erfüllt mich mit Zuversicht«, sagte sie und übergab widerstrebend die Kontrolle an Floyd, um zu versuchen, sich ein wenig zu entspannen.
Floyd ergriff den Joystick und spürte den winzigen Ruck, als er das Schiff übernahm. Vielleicht war es nur Einbildung, aber der Flug kam ihm schon jetzt unruhiger vor. Es war, als hätten sie ein Stück gute Straße hinter sich gelassen und würden nun über einen Feldweg holpern. In der Kabine wirkten die Instrumente und Anzeigen leicht verschwommen. Er blinzelte, aber dadurch gelang es ihm nicht, wieder klarer zu sehen. Irgendwo hinter der Metallverkleidung erzeugte etwas einen schrillen, blechern vibrierenden Ton, als würde sich etwas lösen wollen. Floyd griff den Joystick fester und fragte sich, wie schlimm es noch werden mochte, bis es wieder besser wurde.
Dreißig
Auger wachte von einer heftigen Turbulenz auf. Das Schiff schüttelte sich, als wären es nur noch wenige Augenblicke bis zur schnellen Vernichtung. Durch verklebte, verschwommene Augen blickte sie auf die Hauptinstrumente und versuchte sich an so viel wie möglich aus Skellsgards technischer Einführung zu erinnern. Die Lage war kritisch – viel schlimmer als vorher, bevor sie sich hingelegt hatte. Nach den Zahlen – auch diesmal war fraglich, wie gut sie die tanzenden, stürzenden Ziffern interpretieren konnte – hatte das kollabierende Ende des Tunnels sie fast eingeholt. Gleichzeitig wurden sie dadurch auf noch höhere Geschwindigkeit beschleunigt. Es war, als wären sie in der Druckwelle vor einer Lawine gefangen – vorangetrieben, aber mit immer geringer werdendem Vorsprung, bis sie irgendwann verschlungen wurden.
Das Schiff wies Anzeichen tödlicher Beschädigungen auf. Viele Anzeigen waren erloschen oder zeigten nur statisches Rauschen.
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