Ewigkeit
dass er aufgepasst hatte.
»Ja. Und ich glaube einfach nicht, dass das ein Zufall ist. Meine Vermutung geht dahin, dass der Schnappschuss wieder in den Zeitablauf eintrat, als die Slasher das Portal auf Phobos öffneten. Etwas vom externen Universum muss wieder in die AGS eingesickert sein, wodurch das Bild wieder zu einem normalen Materiezustand kollabierte. Der Schnappschuss erwachte zum Leben.«
Vor seinem geistigen Auge sah Floyd plötzlich ein schreckliches Bild. Er stellte sich eine Theaterbühne vor, auf der erstarrte mechanische Tänzer standen, reglos wie Statuen, in den Staub von zwanzig Jahren gehüllt. Dann setzten sie sich in Bewegung, zuerst wie in Zeitlupe, in der Choreographie der Musik aus einem quälend langsamen Leierkasten. Im gleichen Maß, wie die pfeifende, keuchende Musik an Tempo gewann, wurden auch die Tänzer schneller, wirbelten und rotierten in Kreisbahnen und Epizyklen. Floyd versuchte das Bild zu verdrängen, doch die kleinen Figuren tanzten immer weiter, immer schneller.
»Selbst wenn das wahr wäre«, sagte Floyd, »selbst wenn ich und alle anderen Menschen, die ich kenne, während all dieser Jahre geschlafen haben – mehrere Jahrhunderte lang – müssten wir uns nicht daran erinnern?«
»Ihr würdet euch an gar nichts erinnern«, sagte Auger. »Die etwa 300 Jahre habt ihr zwischen zwei Herzschlägen übersprungen, Floyd. Vielleicht hattet ihr einen winzigen Déjà-vu-Moment oder etwas, für das ihr Franzosen einen anderen Begriff habt, aber das wäre auch schon alles gewesen.«
»Jeder auf dem Planeten hätte es gespürt?«
»Vielleicht. Aber wie viele von euch wären auf die Idee gekommen, auch nur ein Wort darüber zu verlieren?«
»Du kannst nicht erwarten, dass ich das einfach so akzeptiere«, sagte er.
»Floyd, ich erwarte nicht von dir, dass du irgendetwas akzeptierst.« Für einen Augenblick schien er ihr unendlich Leid zu tun. Als er diesen Unterton in ihrer Stimme hörte, machte er sich umso mehr Sorgen, dass sie vielleicht doch die Wahrheit sagte.
»Ich bin keine Kopie von Wendell Floyd!« Panik schwang in seinen Worten mit, obwohl er sich bemühte, sich zusammenzureißen. »Ich bin Wendell Floyd!«
»Du bist eine perfekte Kopie. Du musst es so empfinden.«
»Und was heißt das konkret? Dass ich eine Art Gespenst bin, eine Art Nachbildung oder Fälschung?«
»So könnten es manche Leute sehen.«
»Siehst du es genauso?«
»Nein«, sagte sie, nachdem sie ein wenig zu lange gezögert hatte. »Ganz und gar nicht.«
»Jetzt weiß ich, weshalb du dir so große Sorgen gemacht hast, dass ich nicht durch diesen Zensor komme.«
»Ich hatte einfach keine Ahnung, was passieren würde. Bis zu diesem Zeitpunkt hat niemand versucht, jemanden aus E2 herauszuholen.«
»Er hat mich wie jedes andere menschliche Wesen behandelt. Genügt dir das immer noch nicht?«
»Doch«, sagte sie. »Das scheint Beweis genug zu sein. Aber du musst dir eins klar machen, Floyd. Du wirst nie zu meiner Welt gehören. Deine Welt ist Paris, ob es sich nun um das reale oder ein anders geartetes Paris handelt.«
»Keine Sorge«, sagte er. »Ich habe die feste Absicht, so schnell wie möglich dorthin zurückzukehren.«
Etwas weckte ihre Aufmerksamkeit, der Schimmer einer Bedeutung in den stürzenden Zahlen auf den Anzeigeschirmen. Auger drückte ein paar Tasten und starrte erneut auf die Ziffern. Ihr Gesicht war eine Maske der intensiven, besorgten Konzentration.
»Kommt es immer noch näher?«, fragte Floyd.
»Das gefällt mir überhaupt nicht. Es sieht beinahe so aus, als ob …« Doch dann schüttelte sie den Kopf, als wollte sie damit den lästigen Gedanken vertreiben, der sich darin eingenistet hatte. »Das kann nicht sein.«
»Was kann nicht sein?«
»Möglicherweise liege ich mit meiner Vermutung völlig daneben«, sagte sie.
»Auf dieses Risiko lasse ich mich ein. Was hat dich so sehr erschüttert?«
»Ich glaube, was ich da hinter uns sehe, ist das Ende des Tunnels. Es verhält sich wie eine reflektierende Oberfläche, die unsere Signale zurückwirft.«
»Aber wir haben Paris doch schon vor vielen Stunden verlassen.«
»Ich weiß. Und ich glaube, dass unmittelbar nach unserem Abflug etwas Schlimmes passiert sein muss. Die Zahlen erwecken den Eindruck, dass der Tunnel kollabiert, dass er sich hinter uns schließt.«
»Kann so etwas passieren?«
»Ich denke schon. Skellsgard hat mehrfach gesagt, dass es ein Problem geben könnte, wenn sich die Mündung nach einer Penetration
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