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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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durch seine rundglasige Maulwurfsbrille verschönert. »Tatsache ist aber, dass er nicht gestorben ist.«
    »Einspruch abgewiesen«, sagte die Vorsitzende. »Und – wenn ich einen Vorschlag machen darf – es wäre klug, wenn Sie sich mit den Rechtsgrundsätzen der Vereinigten Erdnahen Staaten vertraut machen, bevor Sie das nächste Mal diesen Raum betreten.«
    Der Verteidiger stöberte in seinen Papieren, als sei er auf der Suche nach einer halb vergessenen Klausel, die beweisen würde, dass er im Recht war. Auger musste mit ansehen, wie die Papiere vom Tisch rutschten und sich über seine Beine und auf den Boden verteilten. Er beugte sich vor, um sie einzusammeln, wobei er mit den Brillengläsern gegen die Tischkante stieß.
    Die Vorsitzende beachtete ihn nicht weiter und wandte sich stattdessen der Frau rechts von Auger zu. »Cassandra … das ist der Name, den Sie bevorzugen, nicht wahr?«
    »Mein bevorzugter Name lautet …« Sie öffnete den Mund und stieß ein kompliziertes, aber flüssiges Zwitschern aus, eine schnelle Folge von Tönen und Trillerlauten. Die Gentechnik hatte alle Bürger der Kommunitäten mit einem der Vogelsyrinx nachgebildeten Stimmorgan und den dazu notwendigen neuronalen Verschaltungen ausgestattet, um die Töne hervorzubringen und zu decodieren, die dieses Organ hervorbrachte. Da die Fähigkeit zu solch zeiteffizienter Kommunikation nun Teil ihres Genoms war, würden die Slasher sie selbst dann beibehalten, wenn es zu einem neuen Vergessen oder einem technologischen Zusammenbruch kam.
    Cassandra lächelte verlegen. »Aber Cassandra wird für den Anfang genügen.«
    »Das würde ich auch sagen«, erklärte die Vorsitzende und erwiderte das Lächeln. »Zuerst einmal möchte ich Ihnen im Namen des Antiquitätenministeriums und der VENS im Allgemeinen danken, dass Sie sich die Zeit genommen haben, nach Tanglewood zurückzukehren, insbesondere angesichts der schwierigen Begleitumstände.«
    »Es bereitet mir keine Unannehmlichkeiten«, erwiderte Cassandra.
    Nun, da sie sich nicht mehr tarnen musste, war die Frau eindeutig als Bürgerin der Föderation der Kommunitäten erkennbar. Im Prinzip sah sie immer noch genauso aus: ein kleines, unauffälliges Mädchen mit schrägem schwarzem Ponyschnitt und dem leichten Schmollmund eines Menschen, der Zurückweisung gewohnt war. Aber jetzt war sie von einer Wolke autonomer Maschinen umgeben, deren unablässige Bewegung die Grenzen ihres Körpers und Geistes verschwimmen ließ. Wie alle Slasher trug sie zahllose Maschinenschwärme in und um sich, die meisten davon so klein, dass sie unsichtbar blieben. Es handelte sich um entfernte Verwandte der mikroskopisch kleinen Furien, die auf der Erdoberfläche Amok liefen. Cassandra trug schlichte weiße, streng geschnittene Kleidung, aber die Maschinen bildeten eine Art beweglicher Rüstung um ihren Körper, eine silbrige, an den Rändern schimmernde Aura. Zweifellos hatten sich bereits Teile ihres Gefolges von der Hauptwolke gelöst, um ihr einen besseren Überblick über den Raum und die Menschen darin zu verschaffen. Es war durchaus möglich, dass einige dieser Maschinen sogar in die Körper der Anwesenden geschlüpft waren, um ihre Gedanken zu belauschen.
    »Derzeit sind Sie die einzige brauchbare Zeugin, die wir haben«, erklärte die Vorsitzende. »Möglicherweise ändert sich das, wenn der Junge seine Sprachfähigkeit zurückerlangt …«
    »Falls«, korrigierte Cassandra sie. »Es ist keineswegs garantiert, dass unsere Technik in der Lage ist, eine so fest verankerte neuronale Funktion wiederherzustellen.«
    »Wir werden sehen«, sagte die Vorsitzende. »In der Zwischenzeit haben wir Sie, und wir haben die Filmaufnahmen aus dem Kriecher.«
    »Und Veritys Aussage«, sagte Cassandra, während sie Auger aus ihrer flimmernden Maschinenaura heraus mit einem ausdruckslosen Blick fixierte. »Die haben Sie auch.«
    »Die haben wir. Unglücklicherweise steht sie in deutlichem Widerspruch zu Ihrer.«
    Das Mädchen blinzelte und zuckte die Achseln. »Das ist bedauerlich.«
    »In der Tat«, stimmte die Vorsitzende zu. »Sehr bedauerlich. Auger behauptet, dass die Grabungsstelle bei den Champs-Elysées offenbar für menschliche Teams gesichert wurde. Trifft das zu?«
    Auger meldete sich zu Wort. »Ich glaube, Sie haben meine Stellungnahme gelesen, Euer Ehren.«
    Die Vorsitzende warf einen Blick auf ihre Notizen. »Die Untersuchung der Filmaufnahmen zeigt, dass die Grabungsstelle nicht als sicher für menschliche

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