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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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nicht vor, ihn zu verletzen. Mit DeForrest bin ich bestens zurechtgekommen. Es ist nicht so, dass ich prinzipiell eine Abneigung gegen Autoritätspersonen hätte.«
    »Vielleicht hat Caliskan noch mehr auf Lager«, bemerkte Peter im ruhigen, wissenden Tonfall, der sie schon immer gleichzeitig wahnsinnig gemacht und angezogen hatte. Charme war seine herausragende Eigenschaft. Menschen, die die darunter liegenden seichten Gewässer bemerkten, hielten sie gewöhnlich für ein Zeichen gut versteckter großer Charaktertiefe. Doch das war in etwa so, als würde man ein Radarecho fehlinterpretieren.
    »Und warum solltest du davon wissen, Peter?«
    »Ich sage nur, dass man seine Karriere nicht unbedingt dadurch vorantreibt, indem man sich Feinde macht.«
    »Ich mache mir keine Feinde«, sagte sie. »Ich mag es nur nicht, wenn andere Leute sich meinen Forschungsinteressen in den Weg stellen.«
    »Paula hatte letzte Woche Geburtstag.«
    »Ich weiß, tut mir Leid. Aber bei all dem …«
    »Sie hatte ein paar Tage vor der ganzen hässlichen Sache in Paris Geburtstag. ›All das hier‹ hat nicht das Geringste damit zu tun.« Wie immer klang Peter ruhig und mitfühlend, selbst wenn er sie tadelte. »Hast du eine Ahnung, wie viel einem neunjährigen Mädchen solche Dinge bedeuten?«
    »Es tut mir Leid, in Ordnung? Ich schicke ihr eine Nachricht, wenn dich das glücklich macht.«
    »Es geht nicht darum, mich glücklich zu machen. Es geht um deine Tochter.«
    Plötzlich fühlte sie sich elend und beschämt. »Ich weiß. Scheiße, ich bin zu nichts zu gebrauchen. Sie verdient keine Mutter wie mich, und du hast auch keine Frau wie mich verdient.«
    »Bitte – nicht wieder die Selbstmitleidsnummer! Ich bin nicht hier, um dich wegen Paula auszuschimpfen. Sie ist ein Kind, sie wird darüber hinwegkommen. Ich dachte nur, dass eine kleine Erinnerung angebracht wäre.«
    Auger schlug sich die Hände vors Gesicht. Nach fünf Tagen gleichmütigen Trotzes brach sie ganz plötzlich in Tränen aus. Tat es ihr wegen ihrer Tochter Leid, oder bemitleidete sie sich selbst? So genau wollte sie es gar nicht wissen.
    »Warum bist du dann gekommen?«, brummte sie in ihre Handflächen.
    »Um zu sehen, wie du dich hältst.«
    Sie bedachte ihn mit einem bösen Blick aus geröteten Augen. »Absolut beschissen großartig, wie du siehst.«
    Ein Zischen erklang, gefolgt von einem leisen Plopp, als ein neues Nachrichtenröhrchen eintraf und klappernd zwischen seinen verschmähten Artgenossen landete. Auger schaute nicht einmal auf. Sie war überzeugt, dass es eine Nachricht von einem anonymen Spötter war, genau wie all die anderen, die in den letzten Tagen eingetroffen waren. Aus welchem anderen Grund sollte man ihr Stadtpläne von Paris schicken? Doch nur, um ihr das, was geschehen war, unter die Nase zu reiben!
    »Der andere Grund, warum ich gekommen bin«, sagte Peter nach einer dezenten Pause, »ist, dass ich sehen wollte, ob ich dir irgendwie helfen kann. Ich habe einige Verbindungen, die ich aktivieren könnte.«
    »Zu deinen neuen Freunden in hohen Positionen?«
    »Für Verbindungen zur Politik muss man sich nicht schämen«, erwiderte Peter mit der Überzeugung eines Menschen, der tatsächlich glaubte, was er sagte.
    Ihre Stimme klang brüchig und weit entfernt in Augers Ohren. »Wie war es?«
    »Ein ganz schöner Trip.«
    »Beinahe beneide ich dich.«
    Peters diplomatische Arbeit brachte ihn oft in Territorien am Rande des Sonnensystems, die gerade noch unter Kontrolle der Kommunitäten standen. Aber seine letzte Mission hatte ihn viel weiter geführt: Über das Hypernetz war er tief in die Galaxis vorgedrungen.
    »Es hätte dir Spaß gemacht«, sagte Peter. »Natürlich war es teilweise absolut grauenvoll … aber es war die Sache wert, denke ich.«
    »Ich hoffe, du hast dich angemessen ehrfürchtig und bescheiden gezeigt«, bemerkte Auger.
    »So war es gar nicht. Sie schienen sich wirklich zu freuen, endlich jemanden zu haben, dem sie dieses ganze Zeug zeigen konnten.«
    »Hör mal«, sagte sie. »Ich wäre vielleicht weniger skeptisch bei der ganzen Sache, wenn ich glauben würde, dass es wirklich unsere Mitarbeit ist, an der sie interessiert sind.«
    »Du glaubst also nicht, dass dem so ist?«
    »Du weißt, was im Kleingedruckten steht. Wir erhalten Zugang zum Hypernetz – und zwar, wie ich wohl kaum extra erwähnen muss, zu ihren streng eingeschränkten Bedingungen. Und im Gegenzug erhalten sie Zugang zur Erde – und zwar seltsamerweise

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