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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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erwähnen dürfen.«
    »Wie hast du es herausgefunden?«
    »Wie gesagt, Kontakte zur Politik sind nicht unbedingt etwas Schlechtes.« Er zog zwei Blumenstängel aus der Vase und legte sie nebeneinander auf den Tisch wie gefallene Soldaten. »Wenn Caliskan dir einen Handel anbieten würde, würdest du ihn annehmen?«
    »Einen Handel? Was für einen Handel?«
    »Nur so ein Gedanke, weiter nichts.« Er stand abrupt auf und glättete seinen Anzug. »Ich sollte jetzt gehen. Wahrscheinlich war es ohnehin keine gute Idee, hierher zu kommen.«
    »Ich sollte mich wohl bedanken.«
    »Kein Grund, mit einer lebenslangen Gewohnheit zu brechen.«
    »Tut mir Leid wegen Paulas Geburtstag. Ich mache es wieder gut. Sagst du ihr das? Und bestell Andrew liebe Grüße. Sorge dafür, dass sie mich nicht für eine schlechte Mutter halten.«
    »Du bist keine schlechte Mutter«, sagte Peter. »Du bist nicht einmal ein schlechter Mensch. Das Problem ist nur, dass du zugelassen hast, dass dieser Planet … diese Stadt … Paris … dein Leben in Beschlag nimmt wie ein eifersüchtiger Liebhaber. Weißt du, ich wäre vielleicht besser damit klargekommen, wenn du wirklich eine Affäre gehabt hättest.«
    »Wenn ich mich nicht um Paris kümmere, tut es niemand.«
    »Ist das den Preis einer Ehe und der Liebe zweier Kinder wert?« Peter hob die Hand zu einer abwehrenden Geste. »Nein, antworte nicht. Denk einfach darüber nach. Für uns beide ist es zu spät.«
    Die nüchterne Überzeugung seines Tonfalls überraschte sie. »Meinst du?«
    »Natürlich. Allein der Umstand, dass wir diese Unterhaltung überhaupt führen können, ohne Dinge durch die Gegend zu werfen, beweist das.«
    »Da hast du wohl Recht.«
    »Aber denk an deine Kinder«, sagte Peter. »Geh mit der Bereitschaft zur Demut ins Tribunal und sag die Wahrheit. Sag, dass du Fehler gemacht hast und dass es dir Leid tut. Dann hast du vielleicht eine Chance, aus der Sache rauszukommen.«
    »Und meinen Job zu behalten?«
    »Ich habe dir keine Wunder versprochen.«
    Sie erhob sich und nahm seine Hand, spürte, wie sie sich mit herzzerreißender Vertrautheit in ihre einpasste, als wären sie eigens füreinander angefertigt worden.
    »Ich werde mich bemühen«, sagte Auger. »Ich habe noch so viel zu tun. Ich lasse nicht zu, dass diese Mistkerle mich fertig machen, nur um ein politisches Statement abzugeben.«
    »Das ist die richtige Einstellung«, sagte Peter. »Aber vergiss nicht, was ich zum Thema Demut gesagt habe.«
    »Ich werde dran denken.«
    Sie wartete, bis er gegangen war. Dann brachte sie die Vase in die Küche und warf die toten Blumen in den Müll.
     
    »Verity Auger?«
    »Ja.«
    »Bitte treten Sie in den Zeugenstand.«
    Die Voruntersuchung fand in einem gewölbeartigen Raum in einem Teil des Antiquitätenministeriums statt, den sie noch nie zuvor betreten hatte. Die eskortierte Fahrt von ihrem Apartment hierher war allerdings kurz gewesen. Überall im Raum waren große Fotofresken zu sehen, auf denen sich verschiedene Szenen von der Erde vor dem Nanocaust ablösten.
    »Beginnen wir«, sagte die Vorsitzende und wandte sich Auger von ihrem erhöhtem Podium zu, hinter dem die Fahne der VENS hing. »Dieses Sonderdisziplinarkomitee ist zu dem vorläufigen Schluss gelangt, dass Ihre Handlungen in Paris zum Tode des Studenten Sebastian Nerval geführt haben …«
    Auger war die Einzige, die sich nicht zum Jungen umdrehte, der in einem aufrecht stehenden Genesungsbett lag. Um seinen Kopf schwirrte ein Heiligenschein aus winzigen Slasher-Maschinen, die noch immer an seinen Schädel herumwerkelten wie dienstbare Cherubim und Seraphim.
    »Einspruch«, rief Augers Verteidiger vom Antiquitätenministerium und schob raschelnd Papiere auf dem Tisch umher. »Der fragliche Student ist anwesend.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte die Vorsitzende.
    »Ich will darauf hinaus, dass man schwerlich behaupten kann, er wäre tatsächlich ›gestorben‹.«
    »Das Gesetz kennt keinen Unterschied zwischen permanentem und vorübergehendem Tod«, erwiderte die Vorsitzende in erschöpftem Tonfall, der verriet, dass sie dieses Argument schon häufiger hatte ausführen müssen. »Der Junge hat nur überlebt, weil glücklicherweise medizinische Technik der Kommunitäten zur Verfügung stand. Da man sich normalerweise nicht auf solche Glücksfälle verlassen kann, hat der Umstand keine mildernden Konsequenzen für diese Anhörung.«
    Das runde, maulwurfsähnliche Gesicht des Verteidigers wurde in keiner Weise

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