Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
nahe legt, dass es jemanden innerhalb der Organisation gibt, der die Verbindung kollabieren lassen wollte, sondern weil es außerdem bedeutet, dass die Slasher sie gar nicht mehr benötigen.«
    »Warum sollten sie sich eine solche Möglichkeit verbauen?«
    »Das würden sie nur dann tun, wenn sie einen anderen Weg gefunden haben, der nach Paris führt.«
    »Du meinst, sie haben die Koordinaten der AGS?«
    »Entweder das, oder sie stehen kurz davor, sie zu finden.«
    Das, was Auger an diesem rosafarbenen Leuchten gestört hatte, drängte sich nun endgültig in den Vordergrund ihres von Schmerzen benebelten Verstandes. Sie spürte, wie ihr kalt wurde, und plötzlich war die Verletzung nicht mehr ihre vordringlichste Sorge. »Floyd, könntest du mir einen Gefallen tun? Geh noch mal rüber und schau aus dem Fenster.«
    »Warum? Glaubst du, dass da draußen jemand ist?«
    »Tu es einfach.« Sie beobachtete ihn aufmerksam, während er ihrer Bitte Folge leistete.
    »Vielleicht solltest du mir verraten, wonach ich Ausschau halten soll.«
    »Sag mir, ob dir der Mars größer als beim letzten Mal vorkommt.«
    Floyd schaute nach draußen, dann drehte er sich zu ihr um. Licht und Schatten strichen mit mechanischer Regelmäßigkeit über sein Gesicht. Sein Ausdruck sagte ihr alles, was sie wissen wollte. »Das ist offenbar nicht gut, was?«
    »Geh zurück zu deinem Sitz«, sagte sie. »Schnell!«
    »Was ist los?«
    »Wir befinden uns in keiner stabilen Umlaufbahn um den Mars. Wenn der Planet größer aussieht, heißt das, dass wir ihm näher gekommen sind. Wir stürzen ab. Ich glaube, wir streifen bereits die oberen Atmosphärenschichten.«
    Floyd kehrte zu seinem Sitz zurück und beeilte sich mit dem Anschnallen. »Woher weißt du das?«
    »Eine Zeit lang wusste ich es nicht. Ich hatte nur das dumme Gefühl, dass es sich so entwickeln könnte. Phobos befand sich in einem stabilen Orbit um den Mars. Der Mond hat sich in Relation zur Höhe mit genau der richtigen Geschwindigkeit bewegt. Aber als wir aus dem Portal kamen, brachten wir eine beträchtliche Eigengeschwindigkeit mit – mindestens ein paar hundert Meter pro Sekunde. Auf jeden Fall hatten wir nicht den gleichen Bewegungsimpuls wie Phobos. Es bestand die Möglichkeit, dass wir Glück hatten und in die richtige Richtung getragen wurden, weg vom Mars …«
    »Aber heute ist nicht unbedingt unser Glückstag, wie es scheint.«
    »So sieht es aus«, sagte sie. »Wir sind im falschen Winkel und mit der falschen Geschwindigkeit herausgekommen. Wir nähern uns der Atmosphäre.«
    »Und das ist vermutlich kein gutes Zeichen.«
    »Richtig. Hast du dir jemals etwas gewünscht, wenn du eine Sternschnuppe gesehen hast, Floyd? Heute kriegst du deine ganz große Chance. Du wirst selbst die Sternschnuppe sein.«
    »Was wird passieren?«
    »Ganz einfach: Wir verglühen und sterben. Wenn wir Glück haben, werden die Verzögerungskräfte uns bewusstlos werden lassen, bevor es dazu kommt.«
    »Das ist eine ungewöhnliche Art, von Glück zu sprechen.«
    »Dieses Ding ist nicht für den Eintritt in eine Atmosphäre konstruiert«, sagte Auger. »Ganz gleich, in welchem Winkel wir auftreffen.«
    »Das kann doch nicht sein, Auger! Ich glaube einfach nicht, dass wir so enden werden, nachdem wir den Höllenritt durch den Tunnel überstanden haben!«
    »Wir können nichts dagegen machen«, sagte sie. »Dieses Ding lässt sich nicht mehr steuern. Wir können unsere Geschwindigkeit nicht beeinflussen. Wir können nicht einmal die Trudelbewegung stoppen.« Das zunächst schwache Glühen hatte sich verstärkt und wurde von Schattierungen in Blau und Rosa durchzuckt, wie eine Decke aus pastellfarbenem Licht, die das Schiff einhüllte. Das Farbenspiel wirkte faszinierend und recht hübsch. Unter anderen Vorraussetzungen hätte man es atemlos bewundern können. »Vielleicht doch, wenn die Hülle nicht bereits völlig zerschossen wäre«, sagte sie und überließ es Floyd, seine eigenen Schlussfolgerungen zu ziehen.
    »Aber sie ist es.«
    »Es tut mir Leid«, sagte sie. »Das ist alles nur meine Schuld.«
    Das Leuchten steigerte sich zu einem grellweißen Licht, und im gleichen Augenblick wurde der Transporter heftig durchgeschüttelt. Die Drehbewegungen wurden völlig unvorhersehbar, und von überall hörte Auger das Ächzen und Kreischen protestierenden Metalls, als das Schiff der aerodynamischen und thermalen Belastung durch den Eintritt in die Marsatmosphäre ausgesetzt wurde. Die G-Kräfte bauten sich

Weitere Kostenlose Bücher