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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Gestalten und sprengte ihre Rüstung in einem hellen silbernen Blitz ab. Dann blitzte die Waffe selbst in Augers Hand auf. Sie hielt sie noch so lange fest, bis die Energie versiegt war, dann warf sie das glühende und funkensprühende Ding mit einem Schrei der Wut oder des Schmerzes fort.
    »Lauf!«, rief sie.
    Die Waffe hatte den zwei Slashern offenkundig ernste Schwierigkeiten bereitet. Die Rüstung bewegte sich wabbelnd und oszillierend wie Gelee. Die spitzen Tentakel hatten sich in die Hauptmasse zurückgezogen, während der Tentakel vor der Tür abgetrennt worden war und sich wie eine enthauptete Schlange wand. Der Eingang zum Shuttle war nun unbewacht. Floyd rannte hinüber und riss den dicken gestreiften Griff herunter, der offensichtlich dazu gedacht war, die Tür von außen zu öffnen. Zu seiner Erleichterung schob sich die Tür tatsächlich nach oben, verschwand im Rumpf und ließ ihn in die kleine Kabine einsteigen, in der die Luft ausgetauscht wurde. Er blickte sich um und erwartete, dass sich Auger jeden Augenblick gegen ihn drückte.
    Aber sie war nicht bei ihm. Sie hatte sich kaum von der Stelle entfernt, wo sie die Waffe abgefeuert hatte. Sie lag auf der Seite, und eine Hand war nur noch ein verkohlter Stumpf, nachdem die Waffe explodiert war. Sie kroch über die eiserne Plattform, einen mühsamen Zentimeter nach dem anderen.
    »Floyd«, stieß sie mit Mühe hervor. »Verschwinde! Sofort!«
    »Ich lasse dich hier nicht zurück.«
    »Ich werde mich um Auger kümmern. Sieh zu, dass du von hier weggkommst!«
    Er blickte zum Rest des Suchtrupps hinüber. Einer der beiden – der Mann, den Caliskan verletzt hatte – lag jetzt ungeschützt am Boden. Die noch übrige Rüstungsblase hatte sich um den anderen Slasher zusammengezogen, aber die fließende Form hatte etwas Nervöses und Unkoordiniertes, als würde sich auch die Rüstung unter Schmerzen winden. Das abgetrennte Stück jedoch bewegte sich immer noch peitschend und arbeitete sich langsam auf die Hauptmasse zu. Wenn es sie erreicht hatte, würde die Rüstung vermutlich wieder stärker werden …
    Floyd verließ das Shuttle und lief über die Aussichtsplattform zu Auger.
    »Verschwinde endlich von hier!«, sagte sie.
    Er ging in die Knie und hob sie auf. Beinahe hätte er es nicht geschafft – schließlich trugen sie beide schwere Schutzanzüge, und Floyd war nicht gerade für solche Aktionen ausgebildet worden.
    »Niemand wird hier irgendwen zurücklassen«, sagte er und versuchte ihr Gewicht so auf seinen Armen zu verteilen, dass er nicht umkippte, wenn er aufzustehen versuchte. »Mir ist aufgefallen, dass du es nicht so eilig hattest, Auger zu verlassen, wie du es mit deinem eigenen Körper gemacht hast.«
    »Es ist ganz allein meine Sache, ob ich meinen eigenen Körper aufgeben will«, sagte sie. »Aber mit dem Körper von jemand anderem macht man so etwas nicht.«
    Floyd erhob sich wankend, fand sein Gleichgewicht und kehrte zum wartenden Schiff zurück. »Auch wenn es dich das Leben kostet?«, fragte er vor Anstrengung keuchend.
    »Sprich nicht, Floyd. Geh weiter.«
    Er erreichte die Tür des Shuttles und legte Auger in der inneren Kammer ab. Dann zwängte er sich ebenfalls in den engen Raum und fand das Gegenstück zum gestreiften Griff, den er an der Außenseite betätigt hatte. Er riss ihn herunter und wartete, dass sich die Tür schloss.
    Das angeschlagene Slasher-Schiff hatte unten am Fuß des Turms endlich den Boden erreicht. Als die Tür nach unten glitt, sah Floyd, wie es starb und die Nase von Eis und Feuer verschlungen wurde. Der Kadaver fiel in sich zusammen, während darauf tausend winzige Explosionen erblühten. Daneben bebte der Turm voller Mitgefühl und verlor noch mehr Teile der morschen Aufbauten.
    »Ich glaube, in Kürze wird sich Guy de Maupassants sehnlichster Wunsch erfüllen«, sagte Floyd.
     
    Er hatte einen letzten Blick auf den Turm und das Marsfeld, als das Shuttle in die Wolken aufstieg. Gewaltige Explosionen zerrissen das, was noch vom abgestürzten Kommunitäten-Schiff übrig war. Kreisrunde Schockwellen jagten vom Zentrum der Vernichtung fort, dem Verteidigungsring entgegen. Paris erbebte. Langsam, wie eine verwundete Riesengiraffe, begann der Turm mit dem endgültigen Einsturz. Ein Bein unter der dritten Aussichtsplattform knickte ein und zersplitterte in Millionen Eisenscherben. Die übrigen drei Beine konnten den Aufbau nicht mehr tragen, obwohl es ein paar Sekunden lang so aussah, als würden sie es doch

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