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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Gang rein. »Wie dem auch sei, was hast du damit gemeint, dass du keine Probleme kriegen würdest?«
    Greta schüttelte den Kopf. »Ich habe gar nichts gemeint.«
    »Für mich klang es, als hättest du dir sehr wohl etwas dabei gedacht.«
    »Fahr einfach, Floyd. Ich bin müde, in Ordnung? Ich bin müde und freue mich nicht besonders auf die ganze Sache.«
    Floyd bog in Richtung Montparnasse ab. Es fing an zu regnen – zuerst ein leichtes Nieseln, das die Lichter der Stadt zu wässrigen Pastellflecken verschmierte, dann härterer Regen, der die Menschen hektisch in Gaststätten Zuflucht suchen ließ. Floyd versuchte, etwas im Autoradio zu finden. Einen Moment lang hörte er etwas Gershwin, aber als er zurückdrehte, um den Sender wiederzufinden, kam nur Rauschen.
     
    Floyd half Greta, ihr Gepäck in den ersten Stock zu tragen, wo neben der kleinen Küche das Gästezimmer ihrer Tante lag. Im ganzen Haus war es kalt, und es roch leicht verschimmelt. Die Lampen verströmten entweder nur ein schwaches, flackerndes Licht oder funktionierten überhaupt nicht. Das Telefon war, wie Greta erwähnt hatte, tot. Die feuchten, angefaulten Dielen bogen sich unter Floyds Schritten durch. Das zerbrochene Oberlicht im Treppenhaus war mit einer rostigen Eisenplatte geflickt, auf die der Regen mit spitzen, ungeduldigen Fingern eintrommelte.
    »Leg meine Sachen aufs Bett.« Greta zeigte auf die winzige Koje, die in eine Ecke des Zimmers gezwängt war. »Ich sehe mal nach, wie es Tante Marguerite geht.«
    »Soll ich mitkommen?«
    »Nein«, antwortete sie nach kurzer Überlegung. »Nein, aber trotzdem danke. Ich glaube, es ist am besten, wenn sie von jetzt an nur noch vertraute Gesichter sieht.«
    »Ich dachte, ich zähle zu den vertrauten Gesichtern.«
    Sie blickte ihn wortlos an.
    »Ich sehe mal nach, ob ich uns was zu Essen besorgen kann«, sagte Floyd.
    »Du musst hier nicht warten, wenn du nicht willst.«
    Floyd legte ihre Sachen zusammen mit der Blechdose, in der sich Susan Whites Zettelsammlung befand, auf dem Bett ab. »Ich gehe nirgendwohin. Zumindest nicht, solange das Wetter nicht aufklart.«
    Eine junge Frau, die in einem kleinen Zimmer im dritten Stock zur Miete wohnte, hatte sie ins Haus gelassen. Sie war eine Französin namens Sophie, von Beruf Stenografin, mit einer Kassenbrille und einem nervösen, wiehernden Lachen, das in einem lauten Schnauben endete. Floyd hatte sie unter »ewige Jungfer« einsortiert und sich sofort schuldig gefühlte, als Greta ihm mehr über das Mädchen erzählte.
    »Sie ist ein echter Engel gewesen«, hatte Greta erklärt, als Sophie außer Hörweite war. »Sie hat Essen eingekauft, sauber gemacht, Briefe geschrieben und sich für meine Tante um alles gekümmert … und nebenbei hat sie noch Miete gezahlt. Aber jetzt hat man ihr eine Stelle in Nancy angeboten, und sie kann es nicht länger hinauszögern, wenn sie annehmen will. Es war wirklich großartig von ihr, dass sie so lange geblieben ist.«
    »Und das ist alles? Keine Verwandten außer dir?«
    »Niemand, den man fragen könnte«, antwortete Greta.
    Während Greta oben bei Marguerite war, machte Sophie mit Floyd eine Führung durch die emaillierten Metallschränke in der Küche. Alles war makellos sauber, aber die meisten Fächer waren leer. Floyd verabschiedete sich von allen Hoffnungen auf etwas zu essen und machte sich einen Tee. Dann wartete er im Gästezimmer, studierte die Risse im Putz und die fleckige, zerfetzte, fünfzig Jahre alte Tapete. Von irgendwo im Haus waren gesenkte Stimmen zu hören, beziehungsweise eine stark gedämpfte Stimme, die eine halbe Unterhaltung in Gang hielt.
    Sophie steckte den Kopf durch die Tür und verkündete, dass sie ausgehen wollte, um mit ihrem Freund einen Film anzusehen. Floyd wünschte ihr alles Gute und lauschte dem Geräusch ihrer Schritte im knarrenden alten Treppenhaus, gefolgt von einem Schnappen, als sie die Tür behutsam von draußen schloss, statt sie zufallen zu lassen.
    So leise wie möglich verließ er das Gästezimmer and ging die Treppe ins zweite Stockwerk hinauf. Die Tür zu Marguerites Schlafzimmer stand einen Spaltbreit offen, und er konnte Gretas Stimme jetzt deutlicher hören. Sie las aus dem Lokalteil einer Zeitung vor, um Marguerite über das Pariser Leben auf den neuesten Stand zu bringen. Floyd schlich näher zur Tür und erstarrte, als er auf eine knarrende Diele trat. Greta hielt in ihrem Monolog inne, dann blätterte sie um und fuhr fort.
    Floyd erreichte die Tür. Er

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