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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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die der Fernsehproduzent ihr gegeben hatte. Sie war auf hochwertiger Pappe gedruckt und trug den Namen und die Geschäftsadresse des Mannes neben den Umrissen zweier Palmen.
    Floyd warf einen Blick auf die Karte und gab sie Greta zurück. »Was sollten die mit einem deutschen Mädchen wollen?«
    »Ich kann ihre Sprache, Floyd. Und der Mann hat gesagt, die Sache hätte den Reiz des Neuen.«
    »Sie werden dich verbrauchen und ausbrennen lassen.«
    »Und du weißt natürlich bestens darüber Bescheid, was?«
    Floyd zuckte die Achseln. »Ich bin nur realistisch.«
    »Dann sollen sie mich verbrauchen. Das ist mir lieber als ein langsamer Tod in irgendeiner Jazzband, die in der Sackgasse steckt, weil sie Musik spielt, die kein Mensch mehr hören will.«
    »Du weißt wirklich, wie man Leute verletzt«, bemerkte Floyd.
    »Die Sache ist die«, sagte Greta, »dass ich mich ohnehin schon entschlossen habe. Ich habe genug Geld für das Flugboot zusammengespart. Ich gebe ihnen zwei Jahre. Wenn bis dahin nichts passiert ist, komme ich vielleicht nach Europa zurück.«
    »Es wird nie wieder das Gleiche sein«, sagte Floyd.
    »Ich weiß, aber ich muss es trotzdem versuchen. Ich will nicht in fünfzig Jahren in irgendeinem morschen alten Haus in Paris auf dem Totenbett liegen und mich fragen, was wohl gewesen wäre, wenn ich die einzige Gelegenheit ergriffen hätte, die das Leben mir geboten hat.«
    »Ich verstehe«, sagte Floyd. »Glaub mir, ich verstehe das wirklich. Es ist dein Leben, und es geht mich gar nichts an, was du damit anfängst. Aber was ich nicht begreife, ist, warum du mir überhaupt davon erzählst. Du hast immer noch nicht meine Frage von vorhin beantwortet. Warum hast du mir den Brief geschickt?«
    »Weil ich dir die Möglichkeit biete, mich zu begleiten. Nach Amerika, Floyd. Nach Hollywood. Wir beide.«
    Floyd hatte irgendwie geahnt, dass so etwas kommen würde, seit sie angefangen hatte, von Amerika zu sprechen. »So ein Angebot sollte man nicht leichtfertig machen.«
    »Ich meine es ernst«, erwiderte Greta.
    »Ich weiß. Das merke ich. Und ich bin dir dankbar, dass du gefragt hast.« Kläglich fügte er hinzu: »Ich verdiene keine zweite Chance.«
    »Du bekommst trotzdem eine. Aber es ist mir ernst damit, abzureisen, sobald diese ganze schreckliche Angelegenheit überstanden ist.«
    Womit sie meinte: sobald ihre Tante tot war.
    Floyd wagte es noch nicht, über die Konsequenzen nachzudenken. Er wagte es nicht, sich von der Idee, sie zu begleiten, verführen zu lassen – bei allem, was es für sein Leben in Paris bedeuten würde.
    »Wie wäre es damit?«, sagte Floyd. »Ich komme bald nach, aber ich kann dich nicht sofort begleiten – nicht, solange wir noch an dieser Morduntersuchung arbeiten. Und selbst wenn wir den Fall lösen, habe ich noch eine Menge zu erledigen. Ich kann nicht von einer Woche auf die nächste alles stehen und liegen lassen.«
    »Ich will, dass du mich begleitest. Ich will kein vages Versprechen, dass du rüberfliegst, wenn du genug Geld zusammengekratzt hast. Wie ich dich kenne, würde das wahrscheinlich ein Jahrzehnt dauern.«
    »Ich brauche einfach nur etwas Spielraum«, sagte Floyd.
    »Du brauchst immer Spielraum«, erwiderte sie. »Das ist das Problem mit dir. Wenn es ums Geld geht – ich habe ein bisschen was übrig. Nicht genug für ein Flugticket, aber wenn du das Auto und alles andere, von dem du dich trennen kannst, verkaufst, reicht es.«
    »Wie lange danach? Ich meine, nachdem sie …« Floyds Stimme versiegte, unfähig, es offen auszusprechen. »Du hast etwas von einer Woche bis zehn Tagen gesagt.«
    »Danach bräuchte ich noch eine Woche oder so, um mich um die Beerdigung zu kümmern. Damit hättest du mindestens zwei Wochen, wenn nicht sogar länger.«
    »Ich mache mir Sorgen um Custine.«
    »Überlass ihm das Geschäft. Gott weiß, dass er hart genug gearbeitet hat, um es sich zu verdienen.«
    Offensichtlich hatte sie sich die Sache bereits gut überlegt, dachte Floyd. Er stellte sich vor, wie sie im Zug nach Norden die Einzelheiten ausgearbeitet hatte, und fühlte sich gleichzeitig geschmeichelt und verärgert, im Zentrum von so viel unverdienter Aufmerksamkeit zu stehen.
    »Warum gibst du mir eine zweite Chance?«, wollte er wissen.
    »Weil ein Teil von mir dich noch immer liebt«, erklärte sie. »Etwas in mir liebt das, was du sein könntest, wenn du aufhören würdest, in der Vergangenheit zu leben. Du bist ein guter Kerl, Floyd. Das weiß ich. Aber hier kommst du

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