Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
weiteren Zug. »Jeden Morgen kommt der Arzt vorbei und gibt ihr etwas Morphin. Mehr kann man nicht für sie tun.«
    Floyd ließ den Blick durch das trostlose kleine Zimmer schweifen. »Kommst du hier zurecht? Du klingst nicht gerade so, als wärst du in der richtigen Verfassung, um hier eingepfercht zu sein. Wenn du deiner Tante gute Nacht gesagt hast, wird sie gar nicht merken, wenn du gehst und gleich morgen früh …«
    »Ich bleibe hier«, schnitt sie ihm das Wort ab. »Ich habe ihr gesagt, dass ich hier bleiben würde.«
    »Es war nur ein Angebot.«
    »Ich weiß.« Greta gestikulierte abwesend mit der Zigarette in der Hand. »Ich wollte nicht undankbar klingen. Aber selbst wenn ich nicht versprochen hätte, hier zu bleiben … ich kann einfach gerade keine weiteren Komplikationen in meinem Leben gebrauchen.«
    »Und ich zähle als Komplikation?«
    »Im Moment ja.«
    Floyd bemühte sich, nicht zu direkt zu klingen, als er erwiderte: »Greta, du musst doch einen Grund für diesen Brief gehabt haben. Das war doch nicht nur, weil du jemanden gebraucht hast, der dich nach Montparnasse bringt, oder?«
    »Nein, es war nicht nur das.«
    »Was war es dann? Hatte es etwas damit zu tun, wie du mit diesem Idioten am Kontrollpunkt geredet hast?«
    »Das ist dir aufgefallen?«
    »War kaum zu vermeiden.«
    Greta lächelte dünn. Vielleicht dachte sie daran, wie sie mit dem Kerl umgegangen war – dieser kleine, bedeutungslose Triumph. »Er hat gesagt, dass deutsche Mädchen mit großer Klappe in ein oder zwei Jahren vielleicht Probleme mit ihrem Pass kriegen würden. Nun, ich bin mir sicher, dass er Recht hat. Aber auf mich wird das keine Auswirkungen haben.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich dann nicht mehr hier sein werde. Ich nehme ein Flugboot nach Amerika, sobald ich hier mit meiner Tante fertig bin.«
    »Amerika?«, wiederholte Floyd, als hätte er sie irgendwie falsch verstehen können.
    »Ich wusste, dass es mit dir und Custine nichts werden konnte. Ich habe ja gesagt, dass ich Paris deshalb verlassen habe. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich bei der anderen Band das gleiche Gefühl bekommen würde.« Greta rieb sich die Augen, vielleicht, um den Schlaf fern zu halten. »Eines Abends waren wir in Nizza. Die Show war gut gelaufen, und wir saßen hinterher noch in der Bar rum und ließen uns von den Stammkunden Drinks ausgeben.«
    »Dann habt ihr gute Arbeit geleistet«, bemerkte Floyd. »Wenn Custine und ich fertig sind, geben wir uns normalerweise alle Mühe, der Kundschaft aus dem Weg zu gehen.«
    Greta schüttelte den Kopf. »Du machst dich immer schlecht, Floyd. Immer lebst du in der Vergangenheit und hältst dich an deinem heiß geliebten Sinn fürs Unpassende fest. Ist es da verwunderlich, dass es bei dir nicht gut läuft?«
    »Was war nun mit diesem Treffen in der Bar?«
    »Da war ein Mann. Ein Amerikaner. Ein fetter Mann mit schlecht sitzendem Anzug, einem noch schlechteren Haarschnitt und einem verdammt dicken Portemonnaie.«
    »Es gibt eben immer Qualitäten, die entschädigen. Und wie war sein Name?«
    »Den hat er uns zuerst nicht genannt. Er meinte nur, dass er ›in der Stadt‹ sei und dass sein Schiff im Yachthafen in Cannes läge. Er sagte, dass ihm die Band gefallen würde, obwohl er auch ein paar spitze Bemerkungen eingestreut hat, dass wir mit der Zeit gehen müssten, wenn wir jemals ›nach oben‹ kommen wollten. Damit wollte er sagen, dass wir altmodisch waren, aber unsere Sache gut machten.«
    »Das kriege ich auch oft zu hören.«
    »Jedenfalls hat uns der Mann für den Abend mit Drinks versorgt. Aber du weißt ja, wie die Jungs sind – nach ein paar Stunden wussten sie kaum noch, auf welchem Planeten sie sich befanden, ganz zu schweigen davon, in welchem Club. Nachdem die anderen also beschäftigt waren, konzentrierte sich der Mann auf mich. Er behauptete, Fernsehproduzent zu sein.«
    »Fernsehen«, wiederholte Floyd, als wäre das etwas, wovon er irgendwann mal am Rande gehört hatte.
    »In Amerika ist das eine größere Sache als hier«, erklärte Greta, »und es wird mit jedem Jahr wichtiger. Es heißt, wenn man sich ein neues Auto leisten kann, kann man sich auch einen neuen Fernseher leisten.«
    »Das wird sich nie durchsetzen.«
    »Vielleicht nicht, aber es geht darum, dass ich es versuchen muss. Ich muss herausfinden, ob ich es draufhabe. Der Mann hat gesagt, dass sie verzweifelt nach neuen Talenten suchen.« Greta griff in ihre Jackentasche und zeigte Floyd die Visitenkarte,

Weitere Kostenlose Bücher