Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds

Vom Netzwerk:

Scheinheiligen machte, die bereitwillig die Wissenschaft der Slasher akzeptierte, wenn sie ihr gelegen kam, dann war es eben so.
    »Es tut mir Leid, wenn Ihnen das alles etwas abrupt erscheint«, sagte Skellsgard mitfühlend. »Es ist nur so, dass wir wirklich nicht die Zeit hatten, uns hinzusetzen und ausführlich über alles zu debattieren. Wir müssen dafür sorgen, dass das verlorene Requisit so schnell wie möglich wieder in vertrauenswürdige Hände gelangt.«
    Auger zwang sich, Ruhe zu bewahren. »Das heißt wohl, dass wir bereits unterwegs sind.«
    »Die Penetration ist erfolgreich verlaufen«, sagte Aveling.
    Die drei saßen Seite an Seite, von Instrumenten, Kontrollen und herunterklappbaren Konsolen umgeben. Die Technik war eine eigenartige Mischung aus sehr robusten und sehr zerbrechlich wirkenden modernen Komponenten, darunter auch einige Elemente, die offensichtlich direkt von den Slashern stammten. Zusammengehalten wurde alles von Nieten, Nylonschnüren und dicken Klecksen aus festem Epoxid. Aveling hatte eine Hand an einen Joystick gelegt. Über der entsprechenden Konsole hing ein Flachbildschirm, der eine Serie unregelmäßiger konzentrischer Bogen zeigte, die wie das Netz einer betrunkenen Spinne aussahen. Die Linien schoben sich langsam auf den Rand des Bildschirms zu. So etwas wie ein Navigationssystem, vermutete Auger, das ihren Flug durch das Hypernetz veranschaulichte. Von dem, was sich wirklich außerhalb des Transporters befand, war nichts zu sehen, da die gepanzerten Läden vor den Bullaugen des Schiffs fest verschlossen waren.
    Es war ungefähr so aufregend wie die Fahrt in einem Aufzug.
    »Nachdem wir jetzt gemeinsam in der Sache drinstecken«, sagte sie, »können Sie mir vielleicht erklären, worum es eigentlich geht.«
    »Nach unserer allgemeinen Erfahrung«, sagte Skellsgard, »ist es einfacher, wenn wir es Ihnen zeigen. Auf diese Weise können wir das ›Sie-erwarten-doch-nicht-etwa-dass-ich-diesen-Blödsinn-glaube‹-Stadium überspringen.«
    »Und was ist, wenn ich Ihnen verspreche, dass ich kein einziges Ihrer Worte in Zweifel ziehen werde? Schließlich habe ich bereits die Artefakte in Caliskans Büro gesehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es keine Fälschungen waren.«
    »Nein, sie waren absolut real.«
    »Was bedeutet, dass sie von irgendwoher stammen müssen. Caliskan sagte, sie wären nicht konserviert worden, und dennoch schienen sie direkt aus der Zeit um 1959 zu kommen.«
    »Was die Schlussfolgerung nahe legt …« Skellsgard sprach nicht weiter, sondern sah Auger erwartungsvoll an.
    »Dass Sie einen Weg in die Zeit um 1959 gefunden haben.« Sie hielt kurz inne, um ihre nächsten Worte mit Bedacht zu wählen. »Oder zumindest in eine Zeit, die große Ähnlichkeit mit 1959 aufweist, auch wenn nicht alle Details stimmen. Liege ich sehr weit daneben?«
    »Nein, Sie sind sogar ziemlich nahe dran.«
    »Und diese Version von 1959 befindet sich innerhalb des AGS-Objekts, von dem Peter gesprochen hat. Von dem er sagte, dass Sie einen Weg hineingefunden haben.«
    »Man hat uns erzählt, dass Sie gut sein sollen«, sagte Skellsgard.
    »Und was hat Paris mit all dem zu tun?«
    »Am Ende dieses Hypernetzes liegt etwas, das Paris sehr ähnlich ist. Sie werden hineingehen und Kontakt mit einer Person namens Blanchard aufnehmen.«
    Auger bemühte sich, ganz ruhig weiterzusprechen und die Sache Schritt für Schritt anzugehen. »Jemand anderer aus dem Team, jemand wie White?«
    »Nein«, sagte Skellsgard mit einem Seitenblick auf Aveling. »Blanchard ist ein Einwohner von E2.«
    »Und das bedeutet?«
    »Das bedeutet, dass er dort aufgewachsen ist. Dass er keine Ahnung hat, dass er nicht im realen Paris lebt, auf der realen Erde, im realen 20. Jahrhundert.«
    Auger spürte in sich etwas, das sich wie Eis anfühlte. »Wie viele von seiner Sorte gibt es noch?«
    »Etwa drei Milliarden. Aber lassen Sie sich dadurch nicht irritieren.«
    »Wir erwarten von Ihnen nur«, sagte Aveling, »dass Sie Blanchard finden und das holen, was Susan White ihm zur Aufbewahrung anvertraut hat. Das dürfte nicht allzu schwierig sein. Wir werden Ihnen eine Adresse geben, die nicht allzu weit vom Eintrittspunkt entfernt liegt. Blanchard wird Sie erwarten.«
    »Ich dachte, Sie hätten gesagt …«
    Aveling ließ sie nicht ausreden. »Sie werden sich als Susan Whites Schwester ausgeben. Sie hat ihm bereits gesagt, dass er Ihnen das Gewünschte aushändigen soll, wenn Sie sich bei ihm melden. Das ist der