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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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im Jahr noch einmal ein gutes Geschäft zu ermöglichen. Es war einer jener Herbsttage, die Floyd niemals als selbstverständlich hinnahm, weil er wusste, dass es vielleicht der letzte war, bevor es unverhofft Winter wurde.
    »Und?«, sagte er, während er spürte, wie sich seine Laune besserte. »Was darf es sein: Kunst oder ein Bummel durch die Tuilerien?«
    »Kunst? Du würdest Kunst nicht einmal dann erkennen, wenn sie dich in die Nase beißt. Außerdem hatte ich bereits erwähnt, dass ich das Bedürfnis nach frischer Luft habe. Die Gemälde können warten. Sie sind alt genug.«
    »Soll mir recht sein. Wenn ich mich länger als eine halbe Stunde in einem öffentlichen Museum aufhalte, fange ich an, mich selbst wie ein Ausstellungsstück zu fühlen.«
    Greta nahm die Keksdose mit und trug sie unter den Arm geklemmt, während sie gingen. Die Jardins des Tuileries zogen sich zwischen dem Museum und dem Place de la Concorde in einem eleganten Bogen am rechten Ufer entlang. Sie waren ein fester Bestandteil der Stadt, seit der Zeit von Catherine de Medici vor vierhundert Jahren. Floyd erstaunte es immer wieder, wenn er sich vorstellte, dass diese geometrisch angelegten Grünflächen sämtliche Veränderungen überstanden hatten, die Paris während dieser Jahrhunderte durchgemacht hatte. Die Gärten gehörten zu Floyds Lieblingsplätzen in der Stadt, insbesondere an einem ruhigen Morgen mitten in der Woche.
    Klappstühle waren rund um das große rechteckige Bassin am westlichen Ende der Gärten aufgestellt worden. Greta und Floyd suchten sich zwei Stühle aus und verteilten die Reste des trockenen Brots, das sie aus der Küche mitgenommen hatte.
    »Ich weiß nicht genau, was du von mir erwartest«, sagte Greta und klopfte auf die Blechdose. »Ich meine, wenn man nach etwas Seltsamem oder Ungewöhnlichem sucht, muss man beinahe zwangsläufig fündig werden.«
    »Sag mir einfach, was du herausgefunden hast. Ich werde die schwierige Aufgabe übernehmen, eine sinnvolle Erklärung zu finden.«
    »Wie war noch gleich der Name dieser Frau? Susan wie? Auf der Postkarte steht nur ihr Vorname, mehr nicht.«
    »Susan White«, sagte Floyd. »Falls das ihr richtiger Name ist.«
    »Du bist fest davon überzeugt, dass sie etwas im Schilde führte?«
    »Heute noch mehr als gestern. Custine versucht immer noch herauszufinden, was sie mit dem Radio in ihrem Zimmer angestellt hat.«
    »Nun gut«, sagte Greta. »Auf jeden Fall ist es eine gute Methode, meine Gedanken für eine Weile von meiner Tante abzulenken.«
    »Wenn es dir hilft.« Floyd riss ein Stück Brotrinde ab und warf es einer Ansammlung von misstrauischen, zerstrittenen Erpeln zu. »Komm schon, was kannst du mir erzählen?«
    »Mit den Landkarten und Skizzen kann ich dir nicht helfen, aber vielleicht kann ich etwas Licht in das hier bringen.« Sie kramte in der Dose, bis sie das getippte Schreiben mit dem Briefkopf gefunden hatte.
    »Ist das der von dem Stahlwerk in Berlin?«, fragte Floyd.
    »Von Kaspar Metall, ja.«
    »Und worum geht es in dem Brief?«
    »Dazu kann ich dir nur sagen, was in diesem Schreiben erwähnt wird. Die Lücken müssen wir mit Vermutungen ausfüllen. Aber es sieht danach aus, dass Susan White Wind von einem Vertrag bekommen hat, mit dem Kaspar Metall zu tun hatte.«
    »Kein Vertrag, der sie selbst betrifft?«
    »Nein. Es wird ziemlich klar, dass es sich um eine dritte Partei handeln muss. Nach diesem Brief hat White bereits einige Informationen über diesen Vertrag ausgegraben, genug, um nicht mehr den Eindruck einer Außenstehenden zu erwecken.«
    Eine kleine Gruppe aus sehr förmlich wirkenden Personen näherte sich dem Ententeich. Es waren acht oder neun Männer in Anzügen, alle mit Filzhüten, die einen älteren Mann im Rollstuhl umringten, der von einer stämmigen Krankenschwester geschoben wurde.
    »Erzähl mir mehr über diesen Vertrag«, sagte Floyd.
    »Sie geht nicht sehr detailliert darauf ein. Das scheint schon in einem früheren Brief geschehen zu sein. Aber es sieht danach aus, dass die Firma gefragt wurde, ob sie einen sehr großen soliden Block aus Aluminium gießen kann. Drei große Blöcke, um genau zu sein. Und im Kostenvoranschlag ist von weiteren Arbeiten die Rede, um sie in die gewünschte Kugelform zu bringen.«
    Floyd beobachtete, wie der alte Mann im Rollstuhl mit zitternden Händen Brotkrumen in den Teich warf und die Enten anlockte. »In der Dose war auch eine Zeichnung von etwas Rundem«, sagte er. »Das könnte irgendwie

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