Ewigkeit
damit zusammenhängen.«
»Du wirkst enttäuscht«, bemerkte sie.
»Nur weil ich dachte, dass wir einer großen Sache auf der Spur sein könnten, dass es vielleicht der Bauplan einer Bombe ist. Aber wenn die Blöcke solide sind …« Er zuckte die Achseln.
»Irgendwo ist davon die Rede, dass die Objekte zu einer künstlerischen Installation gehören, aber das könnte Tarnung sein.«
»Das alles ergibt keinen Sinn«, sagte Floyd. »Wenn sie eine amerikanische Spionin war, wozu hat sie dann eine deutsche Firma gebraucht, um diese Dinge herzustellen, ganz gleich, welchen Zweck sie erfüllen sollen? Es muss Hunderte amerikanischer Firmen geben, die dieselbe Leistung erbringen können.«
»Gehen wir mal für einen Moment davon aus, dass sie wirklich eine Spionin war«, sagte Greta. »Was tun Spione noch, abgesehen vom Spionieren? Sie beobachten, was andere Spione tun.«
»Das sehe ich ein«, sagte Floyd. »Aber …«
»Was wäre, wenn ihr Auftrag lautete, eine andere Operation zu beobachten? White findet etwas über diesen Berliner Vertrag heraus. Sie bringt vielleicht nicht alle Einzelheiten in Erfahrung und versucht nun, an weitere Informationen zu kommen. Also schreibt sie an Kaspar Metall und gibt sich als jemand aus, der irgendwie mit der Organisation in Verbindung steht, die den ursprünglichen Auftrag erteilt hat.«
»Möglich«, räumte Floyd ein.
Greta warf wieder etwas Brot in den Ententeich. »Da wäre noch eine andere Sache, die ich erwähnen sollte.«
»Nur zu.«
»Im Brief sind auch die Kosten für den Transport und die Auslieferung der Fertigprodukte genannt. Jetzt kommt der interessante Punkt: Sie sollten an drei verschiedene Lieferadressen gehen – eine irgendwo in Berlin, eine irgendwo in Paris und eine irgendwo in Mailand.«
»Ich erinnere mich nicht, Adressen in den Briefen gesehen zu haben.«
»Es wurden auch keine genannt. Der Mann, der den Brief schrieb, schien davon auszugehen, dass diese Informationen beiden Parteien längst bekannt waren.«
Floyd hatte sich schon gefragt, was die Verbindung nach Mailand zu bedeuten hatte. »Leider besitzen wir diese Informationen nicht«, sagte er. »Wir haben nur ein paar Linien auf einer Karte von Europa.« Er erinnerte sich an die L-förmige Figur mit den exakt angegebenen Entfernungen zwischen den drei Städten. »Ich weiß immer noch nicht, was diese Zeichnung auf der Landkarte bedeutet, aber offensichtlich steht sie in irgendeinem Zusammenhang mit der Arbeit, die von dieser Fabrik ausgeführt werden sollte.«
»Und noch ein letzter Punkt«, sagte Greta. »Die Zugfahrkarte. Sie war auf den Nachtexpress nach Berlin ausgestellt, und sie wurde nicht benutzt.«
»Ist ein Datum auf der Fahrkarte genannt?«
»Sie wurde am fünfzehnten September ausgestellt, und die Reise sollte am einundzwanzigsten vom Gare du Nord ausgehen. Sie hatte sich ein Schlafabteil reservieren lassen.«
»Sie starb am zwanzigsten«, sagte Floyd, als er sich an die Einzelheiten in seinem Notizbuch erinnerte. »Blanchard sagte, sie hätte ihm die Dose am fünfzehnten oder sechzehnten gegeben – er war sich nicht mehr ganz sicher. Offenbar hat sie kurz davor die Fahrkarte gekauft und sie nie benutzt.«
»Ich frage mich, warum sie nicht einfach mit dem ersten Zug nach Berlin gefahren ist, statt einen anderen zu reservieren, der erst in vier oder fünf Tagen gehen sollte.«
»Vielleicht musste sie vorher noch ein paar andere Dinge erledigen, oder sie hat angerufen und einen bestimmten Termin vereinbart, an dem sie die Fabrik besuchen würde. Auf jeden Fall wusste sie, dass sie erst in ein paar Tagen abfahren würde, und sie wusste, dass sie in Gefahr war und die Dose in die falschen Hände geraten konnte.«
»Hast du schon einmal darüber nachgedacht, Floyd, was passieren könnte, wenn sie wegen dieser Dokumente getötet wurde? Dass der Mörder aus diesem Grund erneut töten könnte?«
Die Gruppe mit dem älteren Mann hatte sich vom Ententeich zurückgezogen. Der Rollstuhl fuhr knirschend über die kiesbestreute Promenade in Richtung der Orangerie. Hinter der Gruppe ragte über den Bäumen entlang der Seine das feucht glänzende Dach des Gare d’Orsay am linken Ufer auf. Trotz des Namens war der Gare d’Orsay schon seit vielen Jahren kein Bahnhof mehr. Es war im Gespräch gewesen, das Gebäude in ein Museum zu verwandeln, aber schließlich hatte die Stadtverwaltung entschieden, dass der prächtige alte Bau am sinnvollsten als Gefängnis für hochstehende politische
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