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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Häftlinge genutzt werden konnte. Als Floyd das Gefängnis sah, rührte sich etwas in seiner Erinnerung, eine flüchtige Verbindung, die darauf wartete, dass sie vervollständigt wurde.
    Er verteilte den Rest des Brots an die wenigen Enten, die ihnen treu geblieben waren. »Ich weiß, dass die Sache nicht ungefährlich ist. Aber ich kann den Fall nicht einfach aufgeben, nur weil es einigen Leuten vielleicht nicht gefallen würde, wenn ich ihn löse.«
    Greta sah ihn aufmerksam an. »Wie viel hat diese beharrliche Entschlossenheit mit dem zu tun, was Marguerite dir vorhin erzählt hat?«
    »He!«, wehrte sich Floyd. »Hier geht es ausschließlich darum, einen Auftrag für einen Klienten zu erledigen. Einen Auftrag, der zufällig sehr gut bezahlt wird, wie ich hinzufügen möchte.«
    »Also läuft es nur darauf hinaus – aufs Geld?«
    »Geld und Neugier«, räumte er ein.
    »Kein Geld der Welt kann für ein gebrochenes Genick entschädigen. Nimm, was du hast, und geh damit zur Polizei. Gib den Beamten alle Beweise und lass sie die Stücke zusammensetzen.«
    »Jetzt redest du schon genauso wie Custine.«
    »Vielleicht hat er gar nicht so Unrecht. Denk darüber nach, Floyd. Wag dich nicht zu tief ins Wasser. Du bist zwar sehr groß, aber kein besonders guter Schwimmer.«
    »Ich merke früh genug, wo das Wasser zu tief wird.«
    Greta schüttelte den Kopf. »Ich kenne dich viel zu gut. Du wirst es erst dann merken, wenn du bereits zu ertrinken drohst. Aber warum soll ich mich mit dir streiten? Ich habe Hunger. Lass uns zu den Champs-Elysées laufen, dort gibt es einen Laden, der hervorragende Crepes macht. Unterwegs kannst du mir ein Esquimo-Eis kaufen. Und dann kannst du mich nach Montparnasse zurückbringen.«
    Floyd gab sich geschlagen und bot ihr seine Hand an. Sie machten sich auf den Weg, und Floyd beobachtete, wie der Wind auflebte und jemandem den Regenschirm entriss und in den Himmel warf.
    »Wie geht es der Band?«, fragte Greta.
    »Die Band existiert nicht mehr, seit du sie verlassen hast«, sagte Floyd. »Seitdem wurden wir nicht gerade mit Angeboten überhäuft.«
    »Ich war immer nur ein Teil des Ganzen.«
    »Du bist eine verdammt gute Sängerin und eine verdammt gute Gitarristin. Du hast eine große Lücke hinterlassen.«
    »Du und Custine seid beide gute Musiker.«
    »Gut ist aber nicht gut genug.«
    »Dann seid ihr eben besser als nur einfach gut.«
    »Custine vielleicht.«
    »Du bist auch nicht gerade der schlechteste Bassist der Welt. Du hast schon immer gewusst, dass du es hinkriegst, wenn du es wirklich willst.«
    »Ich kenne die Griffe. Ich kann einigermaßen den Takt halten.«
    »Aus deinem Mund klingt es, als wäre das nichts Besonderes. In Nizza gibt es hundert Bands, die einen Bassisten wie dich mit Kusshand nehmen würden, Floyd.«
    »Aber ich kann nichts machen, was du nicht schon mal gehört hast. Ich bringe nichts Neues zustande.«
    »Nicht jeder will etwas Neues hören.«
    »Aber darum geht es doch. Wir spielen immer wieder die gleichen alten Swingnummern auf die gleiche Weise. Davon habe ich genug. Custine kann sich selbst kaum noch dazu aufraffen, sein Saxophon herauszuholen.«
    »Dann mach etwas anderes.«
    »Custine versucht es immer wieder. Du weißt doch, wie er immer versucht hat, uns dazu zu bringen, diesen schnellen Achtertakt zu spielen, während wir lieber bei Vierviertel bleiben wollten.«
    »Vielleicht hat Custine ein gutes Gespür.«
    »Vor ein paar Jahren hat er hier jemanden spielen gehört«, sagte Floyd. »Irgendeinen Herointeufel aus Kansas City. Er sah wie sechzig aus, war aber in Wirklichkeit genauso alt wie ich. Nannte sich Yardhound oder Yarddog oder so ähnlich. Er hat nur diese verrückten Improvisationen gespielt, als wäre das die ganz neue Welle. Aber niemand wollte etwas davon wissen.«
    »Außer Custine.«
    »Custine sagte, es sei die Musik, die er schon immer im Kopf gehabt hatte.«
    »Dann versuch ihm zu helfen, sie zu spielen.«
    »Viel zu schnell für mich«, sagte Floyd. »Und selbst wenn, sonst will niemand so etwas hören. Nach dem Zeug kann man unmöglich tanzen.«
    »Du solltest nicht so leicht aufgeben«, tadelte Greta ihn.
    »Dazu ist es längst zu spät. Jetzt wollen die Leute nicht mal mehr normalen Jazz hören. Die Hälfte der Clubs, in denen wir letztes Jahr gespielt haben, sind inzwischen geschlossen. Vielleicht sieht es in den Staaten anders aus, aber …«
    »Manche Leute werden es nie kapieren«, sagte Greta. »Sie wollen nicht sehen, wie

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