Ewigkeit
Schreibmaschinen aussahen, aber eindeutig keine waren. In einer Ecke tuckerte ein Generator vor sich hin.
»Fühlen Sie sich gut?«, sagte Skellsgard.
»Mehr oder weniger. Sollte es nicht so sein?«
»Es gab ein geringes Restrisiko, dass vielleicht nicht alle von Niagaras Maschinen ausgespült wurden, bevor sie hindurchgingen. Aber ich wollte Sie nicht unnötig beunruhigen.«
»Ich verstehe«, sagte Auger knapp.
»Es gibt da noch etwas. Normalerweise spüren wir nichts, wenn wir durch das Ding gehen. Es dauert nur einen kurzen Moment, und dann ist schon alles überstanden. Aber hin und wieder läuft es anders ab. Bei etwa einem von hundert Durchgängen ist es nicht wie sonst.«
»Inwiefern anders? Schmerzhaft?«
»Nein, das nicht. Es ist so, dass es manchmal länger zu dauern scheint. Wesentlich länger – als würde man eine halbe Ewigkeit in der gelben Zone verbringen. Man spürt und erlebt Dinge, die man kaum in Worte fassen kann. Wenn man herauskommt, kann man sich fast daran erinnern, wie es war. Es ist, als würde man aus einem wunderbaren Traum erwachen und sich an die letzten verblassenden Erinnerungsfetzen klammern. Man spürt etwas vom Geist der Erbauer dieses Portals. Man hat das Gefühl, sie würden durch einen hindurchsehen – Wesen, die unbegreiflich, uralt und schon sehr lange tot sind, und doch sind sie irgendwie noch da, neugierig darauf, was wir mit ihrem Erbe anstellen.«
»Haben Sie …?«
»Einmal«, sagte Skellsgard. »Und das hat mir gereicht. Das ist der Grund, warum ich nicht häufiger als unbedingt nötig durch den Zensor gehe.«
»Mein Gott!«, sagte Auger und schüttelte den Kopf. »Das hätten Sie mir sagen können, als ich noch auf der anderen Seite war. Jetzt bleibt mir nichts anderes übrig, als noch einmal hindurchzugehen.«
»Ich wollte Sie nur wissen lassen, dass Sie sich keine Sorgen zu machen brauchen, wenn es passiert … auch wenn die Chance, dass es passiert, sehr gering ist. Mit Ihnen wird nichts Schlimmes geschehen, und Sie werden es heil überstehen. Es ist nur so, dass manche von uns danach ziemlich mitgenommen sind.«
»Wie waren diese Wesen?«, wollte Auger wissen, als sich ihre Neugier gegen die Verärgerung durchsetzte.
»Fern, gewaltig und dauerhaft, wie ein Gebirgszug.« Skellsgard lächelte befangen, dann schüttelte sie den Kopf, als müsste sie sich von einem mentalen Bann befreien. »Es ist mir nur ein einziges Mal passiert. Ich bin darüber hinweggekommen. Wir alle müssen hier unsere Arbeit tun. Apropos, was sagen Sie zu dieser Anlage? Dies ist praktisch das Nervenzentrum für die Einsätze auf E2, der Punkt, von dem aus wir mit allen Agenten da draußen kommunizieren.«
Barton blickte von einem Klapptisch herüber, auf dem Speisen und Kaffee standen. »Zeigen Sie ihr die Enigma.«
»In ihrem Missionsprofil heißt es, dass sie nichts darüber wissen muss«, erwiderte Skellsgard.
»Zeigen Sie sie ihr trotzdem.«
Skellsgard zuckte die Achseln und führte Auger zu einem schmucklosen Regal, in dem mehrere der schwarzen Schreibmaschinen standen. »Wissen Sie, was das ist?«
»Nicht genau. Sie sehen wie Schreibmaschinen aus, aber ich bin mir sicher, dass mehr dahintersteckt.«
»Es sind Enigma-Maschinen«, sagte Skellsgard. »Kommerzielle Entzifferungssysteme.«
»Hier produziert?«
»Ja. Das Militär benutzt sie, aber jeder kann ein ausgemustertes Modell kaufen und für seine eigenen Zwecke verwenden. Wir verschlüsseln damit die Nachrichten an unsere Agenten.«
»Wie Susan?«
»Wie Susan. Bevor sie von hier aufbrach, gaben wir ihr eine dieser Maschinen und die Anleitung, wie sie ein handelsübliches Radio umbauen muss, um Signale auf unserer Frequenz zu empfangen. Nachdem sie sich häuslich eingerichtet hatte, sollte sie Werkzeuge und Bauteile aus dieser Welt benutzen, um das Radio zu modifizieren. Auf unserer Seite entziffern wir die Signale mit einer Enigma-Maschine, deren Rotoren auf den entsprechenden Tag des Monats eingestellt sind. Susan hatte eine Liste mit Einstellungen dabei, damit sie ihre eigene Enigma entsprechend justieren konnte. Die verschlüsselten Botschaften wurden über Radiowellen als normale Morsezeichen übermittelt, aber der Text bleibt für jeden völlig unverständlich, der ihn nicht mit einer Enigma-Maschine in Klartext verwandeln kann.«
»Warten Sie«, sagte Auger und hob die Hand. »Ich erinnere mich jetzt wieder, schon einmal von diesen Maschinen gehört zu haben. Haben sie nicht eine wichtige Rolle im Zweiten
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