EwigLeid
wo sie mit einem dumpfen Schlag auf Widerstand traf.
„Verdammt!“
Jase wusste sofort, dass die Stimme zu einer Person mit rotem Haar und blauen Augen gehörte. Und tatsächlich tauchte Carrie Ward hinter dem Türflügel auf.
Kaum dass sie Jase erblickte, erlosch der wütende Ausdruck auf ihrem Gesicht und verwandelte sich in eine Gleichgültigkeit, die er auf Anhieb als gespielt abtat. Sie hatte ihn gesehen, und das Wissen heizte ihm ein, als wäre er ein Seemann auf Landurlaub. Zur Tarnung griff er zu einem Mittel, das er ihr gegenüber selten einsetzte: aufrichtige, ganz gewöhnliche Höflichkeit.
„Willkommen zurück, Schätzchen“, sagte er. „Wie ich hörte, bearbeitest du deinen ersten Serienmord. Glückwunsch. Wenn ich dir helfen kann, lass es mich wissen.“
Sie kniff die Augen zusammen, als wäre sie nicht sicher, ob er sie vielleicht hochnehmen wollte. „Danke, Tyler“, erwiderte sie schlicht und fragte dann zufrieden lächelnd: „Wie geht’s deinem Ohr?“
„Wie geht’s deinem Bein?“
„Alles in Ordnung.“ Sie wollte um ihn herumgehen, doch Jase stellte sich ihr in den Weg. „Brauchst du irgendetwas?“, fragte Carrie und funkelte ihn finster an.
Die Art, wie sie das brauchen betonte, war umwerfend, aber ein Blick in ihre Augen zeigte ihm wieder nur Leere. Im Gegensatz zu ihrer vorher noch unübersehbar starren Haltung trat sie jetzt locker und lässig auf. Gleichmut vortäuschen konnte sie fast genauso gut wie er selbst. Das reizte ihn umso mehr, ihr eine Reaktion zu entlocken, und dieses Mal versuchte er nicht einmal, sich zu bremsen.
„Dir ist klar, was ich brauche, Ward, und genau das Gleiche brauchst du auch. Wenn wir nicht beide so feige wären, würden wir mit diesem Eiertanz aufhören und es einfach tun.“
Ihre Wangen wurden gar nicht erst rosig, sondern gleich tiefrot. Aber sie reckte das Kinn vor und sah Jase eindringlich an. „Und was meinst du wohl mit ‚tun‘? Nein, Moment, lass mich raten. Ich unter dir, stimmt’s? Denn ich dürfte doch ganz bestimmt nicht oben sein, oder? Nun, für den Fall, dass es dir noch immer nicht gedämmert hat, Tyler, ich bin nicht so wie die Frauen, mit denen du in die Kiste steigst. Ich habe Verstand und Ehrgeiz. Tut mir leid, wenn sich das in deinen Augen zu Feigheit summiert.“
Sie war lange weg gewesen. Jetzt ein Wortgefecht mit ihr auszutragen wie in alten Zeiten ließ das Blut wild durch seine Adern rauschen. Er rückte näher an sie heran. „Wenn wir dieser gegenseitigen Anziehung irgendwann mal nachgeben sollten, dürftest du liebend gern auf mir reiten“, entgegnete er leise, damit niemand mithören konnte. Bei seinen Worten steigerte sich seine Erregung nahezu schmerzhaft. Ruhig, Alter . „Und gegen deinen Verstand habe ich nicht das Geringste einzuwenden, Ward.“
„Aha.“ Sie nickte. „Wohl aber gegen meinen Ehrgeiz. Dagegen, dass ich eine böse, böse Bullin bin, die dich und jeden anderen Mann fertigmachen kann? Das ist wohl ein bisschen zu viel, selbst für dein Ego.“
„Ich stehe zur Verfügung, wenn du mich fertigmachen – oder besser, etwas persönlicher werden – willst.“
Sie riss die Augen auf. Klar, sie zogen einander ständig auf, doch Jase flirtete nur selten mit ihr. Nicht so wie jetzt. Nicht auf eine Art und Weise, die vor ihrer beider geistigem Auge unverzüglich einen Farbfilm von ihren nackten Körpern Haut an Haut ablaufen ließ.
Carrie schluckte vernehmlich. „Das ist ein extremer Sinneswandel“, krächzte sie.
Er runzelte die Stirn. „Ich wüsste nicht, wieso. Schon als wir das letzte Mal hier waren, habe ich dir gesagt, dass ich dich will.“
„Im vergangenen Monat hast du mich völlig ignoriert.“
Darüber war sie anscheinend nicht sehr glücklich. Und Jase war sicher, dass sie sich lieber die Zunge abbeißen, als es eingestehen würde. „Ich dachte, wir würden uns beide geflissentlich ignorieren“, meinte er bedächtig. „Genauso, wie du diesen Kuss ignoriert hast.“
Carries Blick wurde immer finsterer.
Erstaunlich, dass ihre wütende Miene nicht von ihrer Schönheit ablenkte. Carrie betonte diese Schönheit nicht, und Jase erkannte, wie leicht sie übersehen werden konnte. Aber er arbeitete mit ihr zusammen, und ihm war bewusst, wie leidenschaftlich sie für Gerechtigkeit kämpfte. Sie war engagiert und stark. Wenn man zu alledem noch ihr hübsches Gesicht hinzuzählte? Sie ging ihm auf eine Art unter die Haut, die er nicht einfach beiseiteschieben konnte.
„Dieser
Weitere Kostenlose Bücher