EwigLeid
Verhalten hatte Jase dermaßen überrumpelt, dass er seine instinktive, primitive Reaktion nicht mehr kontrollieren konnte und sogar vergessen hatte, dass sie sich an ihrem Arbeitsplatz befanden. Sein Trainingsprogramm hatte er extra so ausgedehnt, damit er zu müde sein würde, auch nur eine weitere Sekunde lang an Carrie zu denken und daran, dass sie nach ihrem Gespräch mit Stevens ausgesprochen sauer auf ihn sein würde. Er hatte keinen vernünftigen Gedanken fassen können, hatte sie nur küssen und baldmöglichst alles Erdenkliche mit ihr anstellen wollen, was sie ihm gestattete. Und sie hätte ihm eine ganze Menge gestattet. Sie hatte ihre Brüste an seinen Körper geschmiegt, als sehnte sie sich nach seiner Zärtlichkeit. Ihr Mund hatte sich seiner Zunge bereitwillig geöffnet und den Kuss leidenschaftlich erwidert. Und ihre Hände? Mit den Händen hatte sie dermaßen fordernd seinen Hintern umfasst … Unglaublich.
All das war aus dem gleichen Grund erfolgt wie ihr Kuss. Aus purem Verlangen. Und dann hatte er sich von ihr gelöst und ihr dadurch Gelegenheit gegeben, einen klaren Kopf zu kriegen und ihre Begierde unter Kontrolle zu bringen, wie sie es immer tat. Sie war weggegangen und hatte ihn kribbelig und voller Begehren und schlichtweg total verwirrt stehen lassen.
Er begehrte Carrie. Er begehrte sie inzwischen schon sehr lange.
Er wusste einfach nicht, was er noch dagegen unternehmen sollte.
All die Versuche, seine Gefühle zu ignorieren und sich nach Carrie zu richten, hatten nichts gebracht?
Das wollte er nicht mehr.
9. KAPITEL
Carrie ließ sich im Waschraum Zeit, um sich wieder zu fassen. Als sie schließlich Commander Stevens’ Büro betrat, hatte sie alles unter Kontrolle. Sie ging nicht in die Offensive. Sie bombardierte ihn nicht mit Fragen, sie verteidigte sich nicht. Dadurch hätte sie nur noch mehr Angriffsfläche geboten. Falls Stevens an ihrer Kompetenz zweifelte, sollte er es ihr ins Gesicht sagen. Dann würde sie seine Zweifel ruhig und professionell unter die Lupe nehmen und seine Sorgen eine nach der anderen ausräumen.
Sie und der Commander unterhielten sich eine Zeit lang über Belangloses, bis jemand an die Tür klopfte. Als Jase ins Zimmer kam, würdigte Carrie ihn kaum eines Blickes. Er setzte sich neben sie. Niemand sprach ein Wort.
Stevens seufzte. „Tja, ich sehe schon, das hier wird ein Spaß der ganz besonderen Art. Agent Ward, ich möchte, dass Sie eines wissen: Als Mac sich mit Ihrem Antrag an mich wandte, Ihnen die Leitung der Ermittlungen in dieser Mordserie zu übertragen, tat er es mit einigen Vorbehalten.“
Carrie konnte ihre Überraschung nicht verbergen. Wäre sie allein gewesen, hätte sie sich an die Brust gegriffen, denn ihr war, als hätte jemand einen Dolch in ihr Herz gestoßen. Die ganze Zeit über hatte sie gedacht, Mac wäre auf ihrer Seite, doch es entsprach nicht der Wahrheit. „Agent McKenzie hat mir gegenüber kein Wort des Vorbehalts geäußert“, sagte sie schließlich.
„Weil seine Bedenken seiner Meinung nach nicht so gravierend waren.“
„Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht folgen, Sir.“
„Ich weiß. Ich will völlig ehrlich zu Ihnen sein. Auch wenn es mir und unserer gesamten Abteilung womöglich noch eine Klage einbringt.“
Noch eine Klage? dachte Carrie. Was wollte der Commander …?
„Mac hat eingestanden, dass er Bedenken habe, Ihnen den Embalmer-Fall zu überlassen“, bestätigte der Commander noch einmal. Vor Überraschung vergaß Carrie alles andere. „Allerdings war er sich auch nicht sicher, ob er bei einem Mann, der einen Monat lang beurlaubt war und dann um diese Aufgabe ersuchte, dieselben Vorbehalte gehabt hätte. Das hat ihn gequält. Es hat uns beide gequält. Sie haben hier in der SIG hart gearbeitet. Sie haben eine beeindruckende Liste von abgeschlossenen Fällen vorzuweisen. Sogar die beste der gesamten Abteilung. Sie haben sich das Recht verdient, sich mit einer noch größeren Herausforderung zu beweisen.“
„Ich bin ganz Ihrer Meinung“, sagte Carrie bedächtig. Dann sah sie Jase an. Doch er erwiderte ihren Blick nicht und schwieg weiterhin. „Warum bin ich dann hier, Sir? Zusammen mit Agent Tyler?“
„Aus zweierlei Gründen. Erstens haben Sie noch nie einen Fall von Serienmord bearbeitet. Viele Leute stehen in den Startlöchern, um Sie in Ihre Schranken zu weisen, einschließlich Martha Porter.“
„Die alte Dame, die …“
Carrie bedachte Jase mit einem bitterbösen Blick, und Jase
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