EwigLeid

unterbrach sich mitten im Satz. „Was hat Kevin Porters Großmutter mit dieser Angelegenheit zu tun, Sir?“
    „Sie hat Klage wegen widerrechtlicher Tötung gegen den Staat erhoben. Deswegen mache ich mir nicht zwangsläufig Sorgen, aber es kann nicht schaden,Ihnen für den Embalmer-Fall einen Mitarbeiter mit mehr Erfahrung zur Seite zu stellen.“
    Sie versteifte sich, presste die Lippen zusammen. „Damit wollen Sie in Wirklichkeit sagen, dass der Staat mit einem Gegenargument gegen künftige Vorwürfe eines Versagens im Embalmer-Fall aufwarten kann, falls Martha Porters Klage möglicherweise stattgegeben wird. Weil ein Detective mit größerer Erfahrung jeden meiner Schritte überwacht. Stimmt’s?“
    Stevens zuckte nicht mit der Wimper. „Überlassen Sie die Strategien mir, Ward. Es reicht, wenn Sie wissen, dass Sie ohne meinen Glauben an Sie nicht einmal in die Nähe des Embalmer-Falls kommen würden, ob mit Partner oder ohne.“
    Sie sah ihn an und erkannte, dass er es ehrlich meinte. Ihre Schultern lockerten sich ein wenig. „Und angenommen, dieser Partner soll Agent Tyler sein, wer von uns übernimmt dann die Führung? Ich hatte nämlich den Eindruck, dass ich dafür vorgesehen bin. Hat sich das geändert?“
    „Nicht unbedingt. Ich habe Agent Tyler bereits gefragt, ob Sie die Leitung der Ermittlungen in diesem Fall übernehmen sollten. Auch er hat Einwände. Die aber möglicherweise auch darauf zurückzuführen sind, dass Sie eine Frau sind, noch dazu eine Frau, die ihm persönlich wichtig ist.“
    Es kostete Carrie übermenschliche Anstrengung, ihren Blick nicht auf Jase zu richten und einfach nur anzuhören, was der Commander zu sagen hatte.
    „Das Problem, Agent Ward, besteht darin, dass Sie, so aufgeklärt wir alle uns auch gern einschätzen möchten, die einzige Frau im Team sind und unseren natürlichen Beschützerinstinkt wecken. Doch das kann mich nicht daran hindern, Ihnen zu geben, was Sie im Hinblick auf Ihre Karriere benötigen. Und daran lasse ich mich nicht hindern. Sie werden in diesem Fall die Leitung der Ermittlungen übernehmen. Zunächst.“
    „Zunächst?“ Spontan stellte Carrie die Stacheln auf. „Heißt das, Sie warten praktisch darauf, dass ich versage? Und lassen Sie mich raten: Agent Tyler steht dann in den Startlöchern, um mich abzulösen?“
    Commander Stevens hob eine Hand. „Lassen Sie mich ausreden. Wie ich schon sagte, möchte ich, dass Jase Ihnen bei der Bearbeitung dieses Falls zur Seite steht. Es ist ein komplizierter Fall.“
    „Er war auch vor zwei Tagen schon kompliziert, und da haben Sie kein Wort darüber verlauten lassen, dass ich mit Agent Tyler zusammenarbeiten soll. Natürlich habe ich damit gerechnet, dass mir ein Partner zugewiesen wird, aber ich brauche keinen Aufpasser.“
    „Nein, aber Jase hat schon diverse Fälle von Serienmord aufgeklärt. Und er hat mir gesagt, dass Sie einige Theorien zu diesem Fall mit ihm diskutiert haben. Ist das richtig?“
    Carrie biss die Zähne zusammen. Eigene Schuld, dachte sie, warum habe ich seine Hilfe auch angenommen? „Ja. Aber dieser Serienmörder lässt sich Zeit. Ich habe mich gründlich auf unsere heutige Konferenz vorbereitet …“
    „Er ließ sich Zeit. Das ist vielleicht jetzt nicht mehr der Fall. Die Sache an sich liegt jetzt anders.“
    „Sir?“, fragte sie. Sie und Jase strafften sich und beugten sich vor.
    „Wir haben gerade die Meldung über ein weiteres mögliches Opfer in diesem Fall erhalten.“
    „Ein weiteres …?“ Unwillkürlich blickte Carrie jetzt doch Jase an. Er wirkte genauso überrascht, wie sie sich fühlte. „Aber die Polizei hat doch erst vor drei Tagen Cheryl Andersens sterbliche Überreste gefunden. Die meisten Serienmörder lassen Monate vergehen, bevor sie wieder zuschlagen, und auch der Embalmer hatbisher ganz eindeutig so gearbeitet.“
    „Ich bin nicht sicher, ob dieser letzte Mord tatsächlich auf die Kappe des Embalmers geht. Unter anderem werden Sie sich auf diese Frage konzentrieren müssen. Sie beide. Zunächst übernehmen Sie die Leitung, Agent Ward, doch wenn sich herausstellen sollte, dass wir es mit einem Trittbrettfahrer zu tun haben, stehen wir vor einer völlig neuen Situation. Wir sind zu wenige, um einen Serienmörder und einen Trittbrettfahrer zu verfolgen. Und wenn es sich wirklich um einen Trittbrettfahrer handelt, gibt er sich nicht mit einem einzigen Opfer zufrieden. Mit Sicherheit folgen dann noch weitere. Dann bleibt mir keine andere Wahl, als das