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EwigLeid

EwigLeid

Titel: EwigLeid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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liegenden Rumpf gestolpert.“
    „Und vermutlich haben sie den ganzen Tatort zertrampelt.“ Carrie konnte es ihnen nicht verübeln, doch es erschwerte die Arbeit der Leute von der Spurensicherung ganz beträchtlich. „Haben Sie die Leiche schon gesehen?“
    Die Polizisten tauschten einen Blick voller Schuldgefühl und Erleichterung. Für den Bruchteil einer Sekunde sah Carrie etwas in diesem Blick – Ermutigung undTrost –, was sie schockierte. Gordons Lüsternheit setzte offenbar nicht die aufrichtige Achtung und Fürsorge für seine Partnerin außer Kraft.
    „Nein, Ma’am“, antwortete Fitzpatrick großspurig. Sie hielt sich so stramm und sprach so artikuliert, dass Carrie beinahe ein Salutieren erwartete. „Wir wussten ja, dass Sie und Special Agent Tyler auf dem Weg hierher waren. Wir wollten lieber warten und sicherstellen, dass der Tatort nicht noch stärker beeinträchtigt wurde.“
    „Sehr klug.“ Carrie sah sich noch einmal um und betrachtete die Straße, auf der sie gekommen war. Es war der einzige Weg zum Stausee. „Sperren Sie die Zufahrtstraße direkt an der Abzweigung von der Hauptstraße“, wies sie die Polizisten an. „Versuchen Sie, die Presse so lange wie möglich fernzuhalten.“
    „Aber das ist fast eine Meile von hier entfernt“, sagte Gordon in beinahe weinerlichem Ton. „Dann müssen wir ein ziemlich großes Gebiet kontrollieren. Sollten wir uns nicht lieber auf den Bereich beschränken, in dem die Leiche gefunden wurde? Vielleicht will Special Agent Tyler …“
    „Special Agent Tyler wird meiner Einschätzung zustimmen.“ Ja, das würde er. Denn im Gegensatz zu Gordon wusste Tyler, was zu tun war. Carrie schüttelte den Kopf und gab sich Mühe, ihre Ungeduld nicht zu zeigen. Dummheit oder Faulheit? Beides war nicht akzeptabel. Und außerdem war sie, ob Jase nun einer Meinung mit ihr war oder nicht, diejenige, die die Ermittlungen leitete. „Den wenigen Informationen, die uns vorliegen, nach zu urteilen, steht dieser Mord möglicherweise in einem Zusammenhang mit einem anderen Mord in jüngster Zeit sowie mit zwei weiteren Morden vor fast einem Jahr. Ich bin hier, um die Möglichkeit auszuschließen oder zu bestätigen. Dazu brauche ich einen sauberen Tatort. Der Tatort umfasst nicht nur das Grab und die nähere Umgebung, sondern sämtliche Bereiche, die Opfer und Täter auf dem Weg zur Grabstelle betreten haben.“ Sie hob die Hand, damit Gordon sie nicht unterbrach. „Falls er die Leiche in einem Fahrzeug transportiert hat, kann er nur über diese Strecke hierhergekommen sein. Wir müssen so viel wie möglich von diesem Gebiet unter Kontrolle behalten.“
    Sie hob den Blick zum Himmel, der sich verdunkelte, und die beiden Polizisten taten es ihr nach. Trotz des warmen Wetters war Marin County bekannt für Nebel und Regen. „Die Spurensicherung muss rasch arbeiten. Das Wetter kann jeden Augenblick umschlagen.“ Sie sah auf ihre Uhr. „Verdammt. Wo bleibt Jase?“
    Gordon kniff die Augen zusammen, als sie Jases Vornamen benutzte, doch Carrie ignorierte ihn. Es war ein Ausrutscher. Einer, der ihr nicht noch einmal passieren würde.
    Sie betrachtete das dichte Gestrüpp, das unterbrochen wurde von Schlammflächen und Wasserrückständen. Würde die Spurensicherung vom Hubschrauber aus eine Panorama-Aufnahme vom Tatort machen? Wahrscheinlicher war, dass sie sich der gängigen GPS-Technologie bedienten, um einen Plan zu erstellen, auf dem gefundenes Beweismaterial eingezeichnet wurde. Und um die genauen Abmessungen festzuhalten. Das Problem war nur, dass die Leiche, womöglich auch ihre Platzierung, nachdem sie über einen noch unbekannten Zeitraum hinweg den Elementen ausgesetzt war, vielleicht schon beeinträchtigt worden war.
    Carrie wandte sich an Gordon. „Wo befindet sich die Leiche?“
    „Die Zeugen sagen, gleich hinter diesen Bäumen. Am Ufer und unter der Dammstraße. Weiter hinten und dann links.“ Er zögerte. „Soll ich mitkommen?“
    „Nein.“ Ihre Antwort war fest und bestimmt, und sie fragte sich, ob er galant oder beleidigend sein wollte. „Danke, Officer Gordon.“
    Als sie in den Schatten des ungeschlachten Straßenüberbaus eintauchte, ließen die Vibrationen des Feierabendverkehrs den wassergetränkten, stinkenden Bodenerbeben. Die Erde klebte an ihren Schuhen. Nervös beäugte sie die dunklen Spalten zwischen den Betonblöcken und wusste, dass sie sich die flatternden Bewegungen darin nicht einbildete. Spontan griff sie mit der rechten Hand nach

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