Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
EwigLeid

EwigLeid

Titel: EwigLeid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
Vom Netzwerk:
Leiche zerstückelt. Ihren Kopf auf einem Baumstumpf ausgestellt. Tammy Ryan hat er erwürgt und gehäutet, aber sonst nicht verstümmelt. In beiden Fällen jedoch hat er das Äußere verunstaltet. Könnte das etwas bedeuten, im Zusammenhang mit den Augenlidern? Denn im Gegensatz zum Embalmer will dieser Mörder …“
    Carrie nickte. „Dieser Mörder will, dass die Augen offen bleiben, wenn die Opfer noch leben. Aber warum? Der Gerichtsmediziner sagt, er hat Tammy Ryan erst die Haut abgezogen, als sie schon tot war. Wenn das auch auf Sorensons Zerstückelung zutrifft, will dieser Mörder seinen Opfern nicht unbedingt Schmerzen zufügen, während der Embalmer seine Opfer angeblich bei lebendigem Leib seiner Prozedur unterzogen hat.“
    „Wenn er ihnen keine Schmerzen zufügen will, solange sie noch leben, was will er dann von ihnen? Mit ihnen reden? Aber wenn es ihm so wichtig wäre, mit ihnen zu reden, warum schneidet er ihnen dann die Augenlider ab?“
    „Ihm liegt nicht daran, dass sie ihm zuhören. Er will, dass sie ihn sehen“, mutmaßte Carrie. Adrenalin schoss ihr ins Blut, während sie redeten und sich mehr und mehr in den Mörder hineinversetzten. „Vielleicht haben sie ihn gekannt. Oder auch nicht. Vielleicht ging es darum, dass sie ihn nicht erkannt haben? Ihn nicht so gesehen haben, wie er gesehen werden wollte?“
    „Das klingt einleuchtend. Aber was ist es, was sie nicht gesehen haben?“
    „Weißt du, das zweite Opfer. Die Art, wie die Frau getötet wurde. Es erinnert so stark an den Horrorfilm, der so lange in aller Munde war. An diesen Film über den kannibalischen Psychiater. Angesichts der Tatsache, dass Bowers’ Verbrechen einen Horrorfilm zum Vorbild hatten …“
    Sie loggten sich im Internet ein. Minuten später nickte Jase. „Es liegt auf der Hand. Die Augenlider? Horrorfilm. Das Opfer häuten? Horrorfilm. Und eine Leiche zerstückeln und den Kopf auf einem Baumstumpf zur Schau stellen? Was wissen wir jetzt?“
    „Auch ein Horrorfilm“, sinnierte Carrie. „Er ist also auch ein Horrorfan. Er kopiert nicht in erster Linie den Embalmer, sondern Horrorfilme. Bei den Augenlidern handelt es sich nur um eine Komponente.“
    „Hat er damit Bowers kopiert, oder ist es einfach nur reiner Zufall? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Serienmörder zur gleichen Zeit nach dem Vorbild desselben Horrorfilms vorgehen und nicht irgendwie in einem Zusammenhang stehen?“
    „Vielleicht könnte das alles Zufall sein, wenn die Besonderheit mit den Augenlidern nicht wäre. Von dem Film habe ich noch nie gehört. Er ist zu wenig bekannt. Da die Mörder dieses Detail gemeinsam haben, müssen sie sich doch kennen, oder? Oder zumindest weiß dieser zweite Mörder von Bowers’ Verbrechen und imitiert sie.“
    „Genau. Wenn du ein Horrorfilmfan wärst, müsste nur dieses eine Detail bekannt werden, um deine Aufmerksamkeit zu erregen. Der Embalmer tötet seine Opfer, irgendwie kommt es dem zweiten Mörder zu Ohren, dass der andere Augenlider abschneidet, er beschließt, aus irgendeinem Grunde das Gleiche zu tun, doch weil er die Vorgehensweise des Embalmers nicht vollständig kennt oder weil die Konservierung für ihn nicht den gleichen Stellenwert hat, beschließt er zu improvisieren und auf Tötungsmethoden aus Horrorfilmen zurückzugreifen. Lass uns das mal durchziehen.“
    „Wie denn durchziehen?“
    „Wir gehen mithilfe von Suchworten im Internet die Horrorfilme durch, die wir bisher schon identifiziert haben, und suchen nach Verbindungen zu anderen Filmen. Oder sehen nach, ob jemand von Morden spricht, die Horrorfilme nachstellen. Durchsuchen den Anzeigenmarkt. Vielleicht fordert jemand Schauspieler an, um Szenen aus Horrorfilmen nachzuspielen. Und so weiter.“
    Carrie nickte. Wieder einmal merkte sie, wie immens sie von der Zusammenarbeit mit Jase profitierte. Er war klug und brachte ihr bei, unkonventionell zu denken. Wahrscheinlich wäre sie irgendwann selbst auf diese Ideen gekommen, aber wer wusste schon, wie lange es noch gedauert hätte? Sie brachten eindeutig Bestleistungen, wenn sie als Team arbeiteten und einander inspirierten.
    „Du meinst also, die Opfer könnten Möchtegern-Schauspielerinnen sein? Aus den Hintergrundinformationen habe ich so etwas nicht entnehmen können.“
    „Mag sein, dass wir einfach nicht die richtigen Fragen gestellt haben. Vielleicht hatten sie keine Schauspielerkarriere im Sinn, sondern pflegten nur ein gewisses Interesse am Theaterspielen.

Weitere Kostenlose Bücher