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EwigLeid

EwigLeid

Titel: EwigLeid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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die Augenlider eine Rolle spielen, kurz beiseite. Die anderen zwei Filme, deren Handlung er in seine Morde eingearbeitet hat, behandeln auch das Thema Schönheit. Das ist kein Zufall. Er mag also Unterschwelliges. Vielschichtiges. Rätsel. Solch ein Mensch hält sich für klüger. Für klüger als uns. Für klüger als die ganze verdammte Welt. Wie kann er das am besten beweisen? Indem er mit der ganzen Welt sein Spielchen treibt. Sie mit Hinweisen lockt.“
    Carrie nickte zustimmend. „Du meinst das Internet.“
    „Genau. Ich könnte mir vorstellen, dass er im Internet Spuren legt. Aber nicht irgendwelche beliebigen. Die Horrorfilme sind für ihn von Bedeutung. Einen Filmexperten drängt es, seine Interessen mit anderen zu teilen. Die Filme in seine Rätsel einzubeziehen. Deshalb habe ich Larry Tanaka gebeten, mal im Web zu recherchieren. Er hat alles abgegrast, was mit Horrorfilmen zu tun hat, aber insbesondere mit Horrorfilmen, die zusätzlich auch das Thema Schönheit beinhalten.“
    Larry Tanaka war Computerforensiker im Justizministerium. Einer der besten.
    „Und hat er etwas gefunden?“
    „Seiner Meinung nach, ja. Er ist auf dem Weg hierher, um uns zu berichten.“
    „Carrie! Jase! Ihr werdet es nicht glauben!“
    Carrie hob den Blick. Einen Stoß Papiere in der Hand, stürzte Tanaka auf sie zu. Der massive Japan-Amerikaner bewegte sich immer, als hätte er zu viel Kaffee getrunken, was umso erheiternder war, als er das Zeug nicht anrührte. Genauso wenig wie Raffinadezucker. Und Fleisch. Larry betrachtete seinen Körper als Tempel und behandelte ihn auch so.
    „Wir haben euren Kerl im Internet gefunden.“
    „Wie bitte?“, riefen Carrie und Jase wie aus einem Munde. Sie hatten auf gute Nachrichten gehofft, aber so etwas?
    Tanaka schüttelte den Kopf. „Verzeihung. Ich wollte euch nicht so aufregen. Wir wissen nicht, wer er ist, aber er hat mit seinen Verbrechen geprahlt. Der Kerl ist ein verdammter Irrer. Ihr kennt doch Michael Miller von der Sitte?“
    Carrie zuckte nicht mit der Wimper, als Tanaka so unvermittelt das Thema wechselte. Das war typisch für ihn, doch die Informationen, die er ausgrub, waren oftmals durchaus die Begleiterscheinungen wert, die sie alle auf dem Weg zu ihren Zielen in Kauf nehmen mussten. „Klar.“
    „Er ermittelt in einem Fall von Kinderpornografie und sucht im Netz nach Sextätern. Dabei ist er auf einen interessanten Blog gestoßen. Wisst ihr, bei denen geht es zu wie in anderen sozialen Netzwerken, nur eben abartig. Habt ihr schon mal von einer Organisation namens Kevorkian Clan gehört? Die plädiert für ‚freiwillige Bevölkerungsreduktion‘. Uneigennützigen Selbstmord. Herrgott, es gibt schonschräge Vögel.“
    „Im Augenblick interessiert mich nur ein ganz bestimmter schräger Vogel“, drängte Carrie.
    Sie und Jase sahen einander an, und das belustigte Funkeln in Jases Augen zeigte ihr, dass sie dasselbe dachten. Carrie war sehr versucht, das Lächeln zu erwidern, beherrschte sich jedoch. Jase stellte in mancherlei Hinsicht eine Gefahr für sie dar. Das durfte sie nicht vergessen.
    „Ja, ja. Wie auch immer, Miller ist da auf eine Seite gestoßen. Wusste nicht, ob es sich bei dem Kerl bloß um noch so einen Verrückten handelte, wollte aber kein Risiko eingehen. Da hat er nach Wortmustern gesucht und einen Code geknackt. Auf dieser Grundlage hat er eine ganze Menge Geschwafel in Blogs übertragen, die tatsächlich Sinn ergeben. Er hat die Daten seines Blogs mit unseren Tatberichten verglichen, und siehe da, sie decken sich. Kelly Sorenson und Tammy Ryan.“
    Begeisterung und Hoffnung überkamen Carrie und gaben ihr endlich wieder etwas Mut. Die Vorstellung, dass sie den Embalmer überführt hatte, nur um feststellen zu müssen, dass ein anderer, genauso schwer zu greifender Mörder nachgerückt war, hatte sie niedergeschmettert. Nachdem sie über lange Zeit hinweg so viele Stunden am Stück gearbeitet hatten, war sie nicht mehr sicher, wie lange sie und Jase noch weitermachen konnten.
    Dies war vielleicht der Durchbruch, auf den sie gewartet hatten. Aber ein Blog? Warum sollte der Mörder so dumm sein, über seine Taten zu bloggen? Serienmörder waren gewöhnlich klug. Sie mussten schon klug sein, um mit mehrfachen Verbrechen davonzukommen. Doch die meisten wurden geschnappt. Irgendwann. Blieb nur die Frage, wie viele Menschen ihnen vorher zum Opfer fielen.
    Für den Bruchteil einer Sekunde schweiften Carries Gedanken ab zu einer Erinnerung, die sie

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