EwigLeid
feminin wirkende Frau mit langem blondem Haar und großzügigem Dekolleté ein Gespräch mit ihm an. Jase lächelte, und der Anblick machte Carrie froh und traurig zugleich. Er sah gut aus, wenn er lächelte. Er sah immer gut aus, und das war etwas, was Frauen jederzeit anziehend fanden. Über einen Mangel an weiblicher Gesellschaft konnte Jase sich nie beklagen. Sobald sie Darwin gefasst hatten, würde ihm wieder einfallen, warum er früher so viele Frauen abgeschleppt hatte, bevor er sich mit Carrie einließ.
Rich Andrews meldete sich zu Wort. „Gut aussehender Kerl, Carrie.“
Carrie konnte nicht anders. Sie lachte über seine übertrieben gedehnte Sprechweise. Andrews war schwul, doch die einzigen Menschen, die davon wussten, saßen mit ihm am Tisch.
Luke French und Bo stöhnten wieder auf, und Bo boxte Andrews gegen den Arm. „Scheiße, Mann. Hör auf mit dem Mist. Mit deinem Schwulenradar stimmt wohl was nicht. Der Kerl ist nie im Leben schwul.“
„Na und?“ Andrews lachte. „Trotzdem darf ich ja wohl seinen Anblick genießen. Außerdem würde auch kein Mensch glauben, dass ich schwul bin, Alter. Schwulenradar ist ein Mythos.“ Da hatte er nicht unrecht. Andrews sah so sehr nach Alpha-Männchen aus, wie es nur möglich war, ohne kleine Kinder mit seinem Anblick zu schockieren.
Bo wandte sich Carrie zu. „Ich habe von deinem spektakulären Fall gehört, Mädchen. Hast eine Mordserie aufgeklärt, wie? Mannomann, du hast Mumm.“
Innerlich wand sie sich. Mumm. Eier. Mut. Sie dachte an das, was Mansfield am Fundort von Sorensons Leiche zu Jase gesagt hatte. Irgendetwas in der Richtung, dass sie Nerven wie Drahtseile hätte. Wenn er wüsste. Sie zuckte lediglich mit den Schultern. „Irgendwer muss solche Fälle aufklären. Warum nicht ich? Was hast du über die Sache gehört? Irgendetwas über die Vorgehensweise des Kerls?“
Irgendetwas stieß gegen ihre Schulter, und als sie sich umdrehte, stand Jase mit ein paar Bieren hinter ihr. Er selbst hatte sich für ein dunkles Pils entschieden. Siegriff nach ihrem Light-Bier und setzte sich auf einen der freien Stühle. Jase setzte sich neben sie.
„Nein“, antwortete Bo. „Ich dachte mir, dass ihr all das aus gutem Grund geheim gehalten habt.“
„Haben wir“, sagte Jase. „Aber irgendwer hat geredet. Jetzt haben wir es mit einem Trittbrettfahrer zu tun.“
„Verdammt. Zusätzlicher Ärger. Habt ihr ihn auch bald am Schlafittchen? Oder sie?“, fragte er mit einem neckischen Blick in Carries Richtung.
Jase schüttelte den Kopf. „Wir stecken noch bis zum Hals in Vernehmungen und Analysen. Versuchen, eine Verbindung zwischen den Opfern herzustellen. Ob der Täter sie an einem bestimmten Ort abgreift. Wir haben bis jetzt noch nichts Stichhaltiges gefunden.
„Ein Trittbrettfahrer, wie? Ob der erste Täter von ihm weiß? Wenn es ihm nicht passt, dass jemand ihn kopiert, wäre das eine Möglichkeit, sie beide ans Licht zu zerren, oder?“
Carrie spürte, wie Jase sich neben ihr versteifte. „Wie meinst du das?“, fragte er.
Bo zuckte mit den Schultern. „Selbst eiskalte Mörder, vielleicht gerade eiskalte Mörder haben ihren Stolz. Falls jemand nach einer bestimmten Methode Leute umbringt, würde es ihm wahrscheinlich nicht passen, wenn er wüsste, dass jemand die Morde als seine eigenen ausgibt, oder?“
Jase nickte. „Das leuchtet ein.“
Carrie stimmte ihm zu. „Ja. Und umgekehrt wäre es genauso, oder? Vielleicht würde dem Trittbrettfahrer die Konkurrenz des Mörders, den er kopiert, nicht passen. Wenn er nun …“
„Nanu? Wenn das nicht Wonder Woman ist“, ertönte die Stimme des Mannes, den Carrie am allerwenigsten hören wollte.
Jase sah, wie der große muskulöse Mann mit den extrem kurzen blonden Haaren hinter Carrie trat, sie bei den Schultern fasste und diese mehrere Sekunden lang grob knetete. Er kämpfte den unwillkürlichen Drang nieder, dem Kerl die Hände abzuhacken, und studierte stattdessen Carries Gesicht. Sie sah aus, als rüstete sie sich zum Kampf.
„Hey, Ward. Schön, dich zu sehen“, sagte der Mann zu ihr, bevor er sich Jase zuwandte. Er streckte ihm die Hand entgegen. „Ich bin Pete Taylor. Scharfschütze beim SWAT.“ Er sprach die Bezeichnung aus wie einen offiziellen Titel.
Jase schaute Carrie an, dann wieder Pete. Hob die rechte Hand, in der er sein Bier hielt. „Jase Tyler. Kein Scharfschütze.“
Pete musterte ihn kurz, leicht verwirrt. Dann lachte er. Jases Spott war ihm offenbar entgangen.
Weitere Kostenlose Bücher