EwigLeid
Carrie zu folgen, doch Bo hielt ihn zurück.
„Langsam, Jase. Setz dich doch wieder. Ich will dich etwas fragen.“ Er wandte sich Andrews zu. „Könntet ihr anderen aufpassen, dass Pete sich nicht noch mehr Schwierigkeiten einhandelt?“
„Klar doch.“ Als Andrews und Luke gegangen waren, nahm Jase seinen Platz wieder ein.
Bo trank einen Schluck Bier, lehnte sich zurück und musterte Jase. „Allmählich habe ich den Eindruck, dass Carrie dir etwas bedeutet.“
Jase wich Bos Blick nicht aus. „Du bist ein kluger Mann.“
„Gut.“ Bo nickte. „Das freut mich. Nur wenige Männer haben einen Blick für das, was sie zu bieten hat.“
„Aber du hast ihn?“
„Ich hatte ihn mal. Aber eigentlich ist sie nicht mein Typ.“
Gut, er stellte also keine Besitzansprüche in Bezug auf Carrie. Was erfreulich war, denn sonst hätte Jase ihn verprügeln müssen.
„Aber? Denn ein ‚Aber‘ hält sich hier doch noch irgendwo versteckt.“
„Aber sie ist gewissermaßen Petes Typ, verstehst du?“
„Pete? Sie war mit diesem Arschloch zusammen?“
„Als sie ins SWAT-Team des SFPD eingetreten war. Es hielt nicht lange, und zum Schluss ging es ziemlich schnell den Bach runter.“
SWAT. Jase konnte es immer noch nicht recht fassen. Nicht etwa, weil er es Carrie nicht zutraute, sondern weil sie so widersprüchlich war. Polizistin mit Leib und Seele, aber außerdem eine Frau mit langem seidigem Haar, die ihr Haus mit zarten Stoffen und Aquarellen in Pastelltönen dekorierte. Kaum merklich gliederte sie ihr Leben auf. Als könnte sie nicht glauben, dass ihre zwei unterschiedlichen Seiten gemeinsam existieren konnten. „Sie war nicht lange in der SWAT-Einheit des SFPD. Sie sagte, du hast schon in Austin im selben Team wie sie gearbeitet?“
„Richtig.“
„Hat sie jemals erwähnt, warum sie in der Army bei der Militärpolizei war? Warum sie in die SWAT-Einheit eintreten wollte?“
Bo lächelte. „Ich glaube, anfangs sah sie darin eine Herausforderung. Weißt du, eine Frau war noch nie Mitglied eines SWAT-Teams, deshalb wollte sie die erste sein. Sie war besser als die Konkurrenz. Sie schießt unglaublich gut. Kennst du ihre Geschichte?“
Jase dachte an das Sammelalbum, die Auszeichnungen und die Zeitungsartikel und nickte. „Sie hat als Schützin an einer Olympiade teilgenommen.“
„Ja. Und auch körperlich war sie im Vorteil. Sie ist stärker als die meisten Frauen. Als sie sich für SWAT entschieden hatte, war sie fit, aber längst nicht fit genug. Ein Jahr lang hat sie mit einem Personal Trainer gearbeitet. Sie hat mich gebeten, ihr bei der Vorbereitung auf die Prüfungen zu helfen, und diese Prüfungen entsprechen denen des FBI. Sind extrem hart. Aber sie hat’s geschafft. Als Dritte von den acht Personen, die bestanden haben.“
„Dann bist du wohl auch Scharfschütze?“
„Nicht so gut wie sie. Ich bin in Gelände- und Objektsicherung ausgebildet. Ich kann schießen. Wir haben alle am AR-15-Gewehr trainiert. Aber an Carrie reiche ich nicht heran. Auch nicht an Pete.“
Jase versteifte sich unwillkürlich, als der Name fiel. Bo lachte. „Pete ist schon in Ordnung. Er erträgt es nur nicht, dass Carrie besser schießt als er. Manchmal steht ihm sein Stolz im Weg.“
„Carrie hat mehr Respekt verdient.“
„Da will ich nicht widersprechen. Willst du dafür sorgen, dass sie diesen Respekt erfährt?“
„Was zum Teufel soll das heißen?“
Bo zuckte die Achseln. „Ich habe einfach so ein Gefühl, dass da zwischen euch etwas läuft. Und ich hoffe, dass du was daraus machst. Sie braucht jemanden, der mit ihrer Stärke zurechtkommt.“
„Ich werde mich bemühen, dich nicht zu enttäuschen.“ Jase trank sein Bier aus, stand auf und stellte das Glas mit Nachdruck auf den Tisch. „Willst du mir womöglich nur abraten?“
Bo lachte. „Glaub mir, Mann. Ich helfe dir. Aber was das Abraten angeht, versteht sich eines wohl von selbst. Wenn du ihr wehtust, wirst du es bereuen.“
Carrie winkte ihm vom Eingang her zu. „Anscheinend sind wir startklar. Okay.“ Er streckte die Hand aus, und Bo schüttelte sie freundschaftlich.
Auf seinem Weg zur Tür rief jemand nach ihm. Jase drehte sich um, im Glauben, es wäre Bo, doch es war Pete.
„Ich gebe dir einen guten Rat, Mann. Carrie mag’s rabiat. Aber nicht zu rabiat. Das solltest du dir vielleicht merken, wenn du hoffst, sie halten zu können.“
Es war unfassbar. Wollte dieser Kerl ihm tatsächlich Ratschläge in Sachen Beziehung erteilen?
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