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Ewiglich die Hoffnung

Ewiglich die Hoffnung

Titel: Ewiglich die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Ashton
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ich nur mehr von seiner Energie bekam.
    Seine Hände glitten über meinen Rücken, drückten mich enger und enger an ihn. Ich war in Coles Unterwelt verloren, in eine andere Zeit versetzt, an einen anderen Ort, wo alles möglich war. All meine Erinnerungen, an die ich mich mit Mühe geklammert hatte, kamen zurückgestürmt.
    Und eine neue Erinnerung. An ein junges Mädchen, das still an einem Tisch in einem Klub saß, über eine Limo gebeugt. Sie hatte langes, dunkles Haar und eine blasse Haut. Ich presste die Augen fest zu, um mich auf die Erinnerung zu konzentrieren, und plötzlich begriff ich, dass es gar nicht meine Erinnerung war.
    Das Mädchen an dem Tisch war ich.
    Ich sah mich selbst durch die Augen von jemand anderem.
    Durch Coles Augen. Zum allerersten Mal wurde mir klar, mit welcher Zärtlichkeit er mich betrachtet hatte. Er bemerkte jeden meiner Blicke. Jede Andeutung eines Lächelns. Jeden Auftakt eines Stirnrunzelns. Er achtete besonders darauf, wie meine Finger sich um das Limoglas wölbten. Nahm die abgekauten Fingernägel wahr. Das nervöse Trommeln.
    Ich hatte gar nicht gewusst, dass ich so mit den Fingern trommelte.
    Ich fühlte, was er fühlte. Hätte er Flügel gehabt, hätte er sie schützend um mich gelegt. Er war verblüfft, wie schnell er so tiefe Gefühle für einen Menschen hatte entwickeln können.
    »Ich würde dich niemals küssen!« Der Schrei der Sirene holte mich zurück ins Ewigseits, und ich löste mich etwas von Cole.
    Ein durchtriebenes Grinsen erschien in seinem Gesicht, und er sah die Sirene an. »Ich weiß. Aber die echte Nik würde es tun – wenn sie dadurch mein Leben retten kann.« Er sah wieder mich an. »Hallo, Nik.«
    »Gott sei Dank«, sagte ich. Ich rollte mich von ihm weg und seufzte.
    Die Sirene öffnete weit den Mund und heulte los. So laut, dass ich fürchtete, mir würde das Trommelfell platzen. Ich hielt mir die Ohren zu. Cole ebenso.
    Sie fing an zu flimmern, oszillierte zwischen dem Abbild von mir und dem einer schwarzen, schuppigen Kreatur. Schließlich entschied sie sich für die Kreatur. Und dann sprang sie blitzschnell auf Cole zu und krachte in seinen Körper. Das Maul weit aufgerissen, hängte sie ihren Kiefer aus wie eine Schlange, und Reihen spitzer, schwarzer Zähne kamen zum Vorschein. Sie senkte den Kopf und biss Cole in den Hals.
    Cole schrie.
    »Cole!« Ich sprang auf und blickte mich um, entdeckte aber nichts, was sich als Waffe eignete. Dann fiel mir das Messer an Coles Wade ein.
    Vorsichtig, um nicht mit der Kreatur in Berührung zu kommen, streckte ich die Hand nach Coles Jeansbein aus und schob es ein Stück hoch. Der Saum blieb an der Messerscheide hängen, aber ich konnte ihn mit einem Ruck befreien. Vielleicht lag es am Adrenalin. Ich packte das Messer am Griff, zog es aus der Scheide und hob es hoch über den Rücken der Kreatur. Ich zielte auf einen Spalt in ihrer Schuppenhaut und stieß zu.
    Die Klinge drang tief in ihren Rücken, und sie stieß einen schrillen Schrei aus. Ein Schwall dunkles Blut schoss aus der Wunde. Ihr Körper verkrampfte sich, wurde still, verkrampfte sich erneut und zuckte. Ihr Blut traf mich im Gesicht, und ich wich zurück.
    Sie gab einen heulenden Ton von sich, der in Schluchzen überging, dann rührte sie sich nicht mehr.
    »Cole!« Ich packte die Kreatur an einer Stelle, die wie ihre Schulter aussah, und schob sie von Cole herunter.
    Er war blutüberströmt. Ich hatte keine Ahnung, wie viel davon seines war und wie viel das der Sirene.
    Ich riss den Ärmel meines T-Shirts am Saum ab und drückte ihn an seinen Hals. »Cole! Kannst du mich hören?«
    Er öffnete die Augen und nickte kaum merklich. »Ist es schlimm?«
    Ich nahm den Lappen von der Wunde, aber sie blutete noch immer, daher drückte ich ihn noch fester darauf.
    »Nein«, sagte ich. »Ist überhaupt nicht schlimm. Das wird schon wieder.«
    Er lächelte, hob eine Hand an meine Wange und fuhr mit dem Daumen darüber. »Du kannst schlecht lügen mit Blut im Gesicht.«
    Ich nahm seine Hand von meiner Wange und legte sie ihm auf die Brust. Er schloss die Augen und hörte auf, sich zu bewegen. Ich hielt eine Hand dicht über seinen Mund, um zu fühlen, ob er atmete. Ja, wenigstens das.
    Ich seufzte und setzte mich neben seinen Kopf. Ich streichelte ihm sanft über die Brust. »Du kommst wieder in Ordnung«, sagte ich.
    Er hörte mich nicht mehr.
    Ich weiß nicht, wie lange ich so neben ihm saß, bis seine Augen sich schließlich flatternd öffneten. Er

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