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Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht

Titel: Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brodi Ashton
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sechs Monaten. Ich sah mich um. »Wo ist Will?«
    »Bei Meredith. Um aufzupassen, dass sie nicht wegläuft.« Jack nahm mein Gesicht in beide Hände, und ehe ich richtig darüber nachdenken konnte, was er da tat, drückte er meine Lippen auf seine. Der Geschmack seiner angestauten Verzweiflung strömte mit dem vertrauten Zischen aus seinem Mund, und ich ließ es einen langen Augenblick geschehen, bevor die Vernunfthälfte meines Gehirns einsetzte.
    Ich schob ihn zurück. »Was soll das? Das kannst du nicht machen!«
    Er musterte mein Gesicht. »Schon besser. Du siehst nicht mehr ganz so … tot aus.« Er dagegen hatte jetzt Ringe unter den Augen, und seine Wangen waren deutlich eingefallen.
    »Ist mir egal. Weißt du, wie gefährlich das ist?«
    Er antwortete nicht, während ich ein paarmal tief ein- und wieder ausatmete.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Aber ich wusste, du würdest niemals darum bitten.«
    Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen schossen, und rieb mir mit dem Daumen unter einem Auge, den Kopf gesenkt.
    Jack nahm mich wieder in die Arme. »Es tut mir leid. Es tut mir so leid.« Und dann, mit bebender Stimme: »Du darfst nicht in die Tunnel gehen.«
    Ich sah ihm ins Gesicht. »Wenn ich nicht gehe, dann muss ich mich von jemand anders nähren. Und ich werde immer jemanden aussaugen müssen, um zu überleben. Genau wie ich ausgesaugt wurde.«
    In diesem Moment summte sein Handy. Er holte es hervor und las eine SMS. »Meredith wartet. Wir müssen los.«

Kapitel Neunundzwanzig
    JETZT
    Bei Meredith. Noch wenige Tage.
    Jack fuhr zu der stillgelegten Firestone-Reifenfabrik, wo sich immer wieder Obdachlose einquartierten, bis sie erneut von der Polizei vertrieben wurden. Will wartete bereits draußen auf uns.
    »Wo ist sie?«, fragte Jack.
    »Drinnen«, sagte Will. »Sie will nicht mit mir sprechen. Nur mit euch beiden.«
    »Okay.« Jack hatte die Hand schon am Türgriff, da hielt ihn Will am Arm zurück.
    »Mom hat bei mir angerufen. Sie hat die ganze Zeit versucht, dich zu erreichen, und ist schon ganz verrückt vor Angst, weil du nie rangehst.«
    »Ja, ich ...« Jack schaute seinen Bruder Hilfe suchend an.
    »Mach dir keine Sorge. Ihr zwei erledigt das hier. Ich kümmere mich um Mom.« Will machte eine Kopfbewegung in Richtung Fabrik und lief dann los zum Wagen.
    Jack und ich drehten uns wieder zum Gebäude. Der Wind hatte aufgefrischt und blies jetzt mit solcher Kraft, dass die große Holztür krachend gegen die Wand schlug, als wir sie aufdrückten. Wir entdeckten Meredith in einer Ecke. Sie hockte auf dem Boden und wiegte sich vor und zurück. Irgendetwas stimmte nicht.
    »Meredith?«, sagte Jack und ging neben ihr in die Hocke. »Was ist los?«
    Meredith hob den Kopf von den Knien. »Das hier«, sagte sie und hielt Jack ihren Arm hin. Die längsten Ausläufer ihres Mals hatten die Innenseite des Handgelenks erreicht, genau bis zu der Furche zwischen Gelenk und Hand. »Es hat gerade erst angehalten. Da, genau an der Falte.« Sie hielt Jack das Handgelenk näher vors Gesicht.
    Zuerst merkte ich es nicht, aber als sie sprach, wich ich einen Schritt zurück. Meredith wirkte panisch und verzweifelt, und mir wurde bewusst, dass sie meine Zukunft verkörperte. Meine finstere Zukunft, mit all meinen Ängsten, stierte mir ins Gesicht. Es verschlug mir die Sprache.
    »Was redest du da?«, sagte Jack. »Wie willst du das überhaupt mitbekommen haben?«
    Meredith blickte an Jack vorbei und sprach mit mir. »Es wird unglaublich schnell wachsen. Einen ganzen Tag lang wird es unglaublich schnell werden. So schnell, dass du praktisch zuschauen kannst. Und dann wird es stoppen.«
    Sie legte den Kopf wieder auf die Arme und wiegte sich weiter. Das alte Gebäude bot keinen Schutz vor dem Wind, der Meredith’ Haare flattern ließ. Sie tanzten und peitschten um ihr Gesicht.
    »Maxwell hat mir gesagt, dass es gegen Ende hin schneller wächst und schließlich aufhört. Und dann kommen die Tunnel«, sagte sie. Ihre Unterlippe begann zu beben. »Ich hätte eigentlich überleben sollen. Aber ich hab nicht überlebt. Ich hab nicht.« Sie schaukelte wieder auf den Fersen vor und zurück. »Ich hätte nicht zurückkehren sollen.« Sie vergrub den Kopf auf den Knien und fing an zu schluchzen. »Sie kommen, um mich zu holen, Nikki. Die Tunnel kommen, und sie werden nicht eher ruhen, bis sie mich haben.«
    »Meredith, es tut mir so leid«, sagte ich.
    Jack richtete sich auf, warf mir einen raschen Blick zu und nahm dann Meredith’

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