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Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht

Titel: Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brodi Ashton
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geworden. Mary schluckte, trank von ihrem Wasser, stellte das Glas hin und beugte sich vor. Ihre Hände begannen zu zittern. »Hilf mir, Nikki.«
    Die Bitte kam aus heiterem Himmel. »Ähm, gern. Was kann ich tun?«
    »Ich bin ganz durcheinander. Ich war bereit zu gehen. Und jetzt weiß ich nicht, was ich tun soll.« Redete sie vom Sterben? »Was erwartet mich?«, fragte sie.
    Ich schüttelte langsam den Kopf. »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.«
    »Aber was glaubst du?«
    Vor einem Jahr hätte meine christliche Erziehung mir die Antwort vorgegeben. Das Paradies. Immer wenn ich meinen Dad fragte, was er glaube, wo meine Mutter sei, sagte er, sie sei irgendwo da oben und würde zu uns herabschauen. Aber jetzt kam mir das wie eine Lüge vor, an die Menschen sich klammern, damit sie sich besser fühlen. Ich wusste nichts von irgendeinem Himmel.
    »Ich weiß nicht, was Sie erwartet«, sagte ich. Sie machte ein enttäuschtes Gesicht. »Aber bestimmt etwas Besseres als dieses Leben«, schob ich hinterher. »Ganz bestimmt.«
    Ihre Schultern entspannten sich, und ich merkte, wie verkrampft sie gewesen war. »Danke.«
    Beim Aufräumen nach dem Mittagessen kam die Zopffrau zu mir. »Tut mir leid, dass du Mary heute am Hals hattest.«
    Ich bückte mich mit einem Kehrblech, um Krümel aufzufegen. »War okay. Ich hab irgendwie Mitleid mit ihr. Ich hab sie nach Penelopes Tochter gefragt, aber ich glaub, sie wusste gar nicht, wovon ich geredet hab.«
    »Persephone«, sagte die Zopffrau.
    Ich schnellte hoch. »Was?«
    Die Zopffrau steckte sich ein Stück übrig gebliebenes Brötchen in den Mund. »Persephones Tochter«, sagte sie mit vollem Mund. »Es ist mir wieder eingefallen. Aber sie hat es ganz feierlich gesagt, so wie die Töchter Persephones .«
    Sie band ihren Abfallbeutel zu und brachte ihn nach draußen, und ich stand da, mitten im Saal, mit meinem Kehrblech in der Hand.
    Die Töchter Persephones?
    Sehr eigenartig.
    In der Woche darauf spukten mir Mary und die Töchter Persephones immer wieder im Kopf herum. Als ich am Samstag zur Suppenküche kam, hatte Mary die Warteschlange schon hinter sich und saß mit einer mir unbekannten Frau am Tisch. Die Fremde sah aus, als wäre sie im Alter meines Vaters, vielleicht ein bisschen älter. So wie sie gekleidet war, hätte ich sie eher in einer Kunstgalerie vermutet und nicht in einer Suppenküche für Bedürftige.
    Ich winkte Mary zu. Sie sah mich, winkte aber nicht zurück. Mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern hörte sie der Frau zu, die ihr gegenübersaß und auf sie einredete.
    Ich huschte auf meinen Posten an Christophers Seite. »Entschuldige die Verspätung.«
    »Kein Problem. Zieh ich dir vom Lohn ab«, sagte Christopher mit einem Augenzwinkern.
    Ich füllte ein paar Schüsseln, doch den großen Ansturm hatte ich offensichtlich verpasst. »Wer ist die Frau bei Mary am Tisch?«, fragte ich Christopher.
    Er blickte von seinem Brotkorb auf. »Keine Ahnung. Hab sie noch nie hier gesehen.«
    »Sie kommt mir aber irgendwie bekannt vor, dir nicht auch?«
    Er sah sie sich genauer an. »Vielleicht ein bisschen, ja, aber ich glaub nicht, dass sie schon mal hier war. Zumindest«, er deutete mit einem Stück Brot in ihre Richtung, »isst sie nichts. Vielleicht besucht sie Mary bloß. Viele von unseren Stammgästen haben nämlich noch Verwandte.«
    Ich beobachtete die beiden ein Weilchen. Mary sagte nicht viel, antwortete höchstens mal mit einem Wort oder nickte. Ich warf einen Blick auf das Tablett vor ihr. Sie hatte ihr Essen nicht angerührt. Dann fiel mir ihr Handgelenk auf. Sie trug ihr Armband nicht.
    Sie sah unglücklich aus, und ich hoffte, die Frau würde bald gehen, damit ich mit Mary reden und mich vergewissern konnte, dass alles gut war. Gegen Ende der Mittagszeit stand die Frau auf. Mary beugte sich vor, als wolle sie sie zum Abschied umarmen, doch ehe sie dazu kam, drehte die Frau sich um und ging. Sobald sie verschwunden war, eilte ich zu Marys Tisch.
    »Darf ich mich setzen?«, fragte ich. Sie sah mich an und deutete auf den Stuhl. »Ist alles in Ordnung, Mary?«, fragte ich.
    »Ja, sicher.«
    »Wer war die Frau, die da gerade bei Ihnen gewesen ist?«, fragte ich. »Jemand aus Ihrer Familie?«
    Mary sah mich argwöhnisch an. »Sie ist meine Mutter.« Sie sank auf ihrem Stuhl ein wenig in sich zusammen. »Du glaubst mir nicht«, sagte sie.
    Ich stützte die Ellbogen auf den Tisch und bemühte mich um einen verständnisvollen Ton. »Nicht doch, Mary. Wir sind

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