Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht
sechzehn und älter kam mit Sonderkarte rein. Das Konzert war ausverkauft, und die Luft im Saal roch nach Alkohol und Schweiß.
Jules und ich hielten uns möglichst nah an der Bühne, und als das Konzert in vollem Gange war, fragte ich mich, ob ich einen permanenten Hörschaden zurückbehalten würde. Aber die Musik half mir schon bald, meinen Schmerz zu vergessen. Ich tanzte, schloss die Augen und konnte mich kaum noch erinnern, warum ich am Morgen so traurig gewesen war.
Jules klopfte mir auf die Schulter und brüllte mir irgendwas ins Ohr, was ich wegen der dröhnenden Bässe nicht verstehen konnte. Schließlich gab sie es auf, deutete zum hinteren Teil des Saales und formte dabei mit den Lippen das Wort Toilette . Ich nickte und wandte mich wieder der Bühne zu.
Es war mir schon immer ein Rätsel, wie Gitarristen es schafften, auf und ab zu springen und dabei mit den Fingern die richtigen Griffe hinzukriegen und die richtigen Saiten zu treffen. Bei Cole sah es ganz leicht und natürlich aus, als würde ihn die Musik, die er machte, wie Daunenfedern umhüllen, so anmutig waren seine Bewegungen. Er war ernst und schön zugleich, und je länger er spielte, desto mehr fühlte auch ich mich umhüllt von diesen Daunen, so als könnte ich mich, solange er spielte, einfach fallen lassen, ohne je auf dem Boden aufzuschlagen.
Ich schloss die Augen und überließ mich ganz der Musik, und als ich sie öffnete, merkte ich, dass Cole mich ansah. Unsere Blicke trafen sich, doch er schaute nicht weg; er machte keinen Hehl daraus, wem seine Aufmerksamkeit galt. Aus irgendeinem Grund war ich fest entschlossen, nicht als Erste wegzusehen, und ohne es zu merken, wurde ich von der Bühne förmlich angezogen. Die Leute begannen, mich anzustarren, als wäre die Verbindung zwischen Cole und mir sichtbar, aber diese Aufmerksamkeit war mir zu viel. Schließlich wandte ich mich ab.
Gegen Mitternacht konnte ich mich kaum noch auf den Beinen halten. Ich hatte keinen Tropfen Alkohol getrunken, trotzdem schien sich alles um mich herum zu drehen. Die Band spielte zwei Zugaben, und dann übernahmen MP3-Player die Musik.
Jules war noch immer nicht wieder da, und ich wollte mich gerade auf den Weg zur Mädchentoilette machen, als ich eine Hand auf der Schulter spürte. Ich drehte mich um.
Coles Gesicht war pure Energie, und er warf die Arme um mich und hob mich hoch.
»Wow, okay, du kannst mich jetzt wieder hinstellen«, keuchte ich. »Mir war sowieso schon schwindelig.«
Er lächelte breit. »’tschuldige. Nach einem Konzert bin ich immer so drauf.«
»Wie drauf? Dass du plötzlich den Drang verspürst, dir junge Mädchen zu schnappen und durch die Gegend zu wirbeln?«
Er lachte und stellte mich wieder auf den Boden. Coles Leidenschaft für die Musik war offensichtlich, denn er konnte seine Euphorie nicht bremsen. Sie war ansteckend.
Hinter Cole baute der Rest der Band die Anlage ab und packte zusammen. Maxwell schloss die Verriegelung seines Gitarrenkoffers, sprang dann von der Bühne und landete direkt neben Cole und mir.
»Cole, gehen wir?«, fragte Maxwell.
»Gleich«, antwortete Cole und winkte ab. Maxwells Blick wanderte von Coles Gesicht zu meinem, dann ging er, mit einem seltsamen Lächeln auf den Lippen. Cole schien es nicht zu bemerken. Er blickte an mir vorbei. »Wo ist Jules? War sie nicht bei dir?«
Ach ja. Jules. Ich war so auf Cole konzentriert, dass ich sie fast vergessen hätte. »Ich dachte, sie wollte zum Klo, aber sie ist nicht wiedergekommen. Ich such besser mal nach ihr.«
Ich wollte losgehen, doch er hielt mich am Handgelenk fest. »Hast du schon auf deinem Handy nachgesehen? Vielleicht hat sie dir eine SMS geschickt.«
»Oh, gute Idee.« Ich holte mein Handy aus der Tasche, und tatsächlich, ich hatte eine neue SMS. »Hab ich gar nicht mitbekommen.«
»Was schreibt sie?«, fragte Cole.
Ich schielte wieder aufs Display. »Sie schreibt, ihr war nicht gut und dass Spence Eckhart sie nach Hause gefahren hat.«
Cole lächelte mich an. »Heißt das, du hast keine Mitfahrgelegenheit?«
»Hatte ich vorher auch nicht. Wir sind mit dem Bus gekommen.«
»Tja, ich hab ein Auto. Ich kann dich nach Hause bringen.« Er legte einen Arm um meine Schultern und flüsterte mir ins Ohr: »Ich freu mich, dass du gekommen bist.« Sein Atem strömte mir über Hals und Gesicht, und nur einen kurzen Moment lang nahm ich seinen Geruch wahr, ehe meine Gedanken unvermittelt zu Jack huschten. Wie wäre das für mich, wenn er
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