Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht
anderen Paaren hindurch. »Anscheinend sind sie nie dahintergekommen, wer hier vor drei Jahren heimlich Schnaps in den Punsch geschüttet hat«, sagte er achselzuckend.
Ich merkte, dass wir uns Jack und Jules näherten, und zog an Wills Hand. »Hier ist es gut, okay?«
Aber er blieb erst stehen, als wir fast neben den beiden waren. Schließlich fiel Jacks Blick auf mich. Er sah, wie sein Bruder mir eine Hand auf den Rücken legte und mit der anderen meine Hand nahm. Ich konnte nicht abschätzen, was er wohl dachte. Jacks Anblick erinnerte mich an alles, was gut und normal war in dieser Welt, und das machte die letzten zehn Minuten mit Cole noch abscheulicher.
Will hielt respektvollen Abstand beim Tanzen. Seine Augen fielen mir auf. Sie waren diesmal nicht blutunterlaufen.
»Du siehst gut aus, Will«, sagte ich.
»Jedenfalls besser als bei unserer letzten Begegnung.«
»Ich war nicht sicher, ob du dich daran erinnern würdest.«
»Erinnern ist leicht. Vergessen ist schwer.« Ich sah den Ausdruck in seinem Gesicht und fragte mich, was er im vergangenen Jahr wohl durchgemacht hatte.
»Ich hab das genau umgekehrte Problem«, sagte ich, während ich versuchte, nicht darauf zu achten, wie nah Jack und Jules waren. »Ich muss mir gewisse Sachen richtiggehend ins Gedächtnis einhämmern. Sonst vergesse ich sie.« Ich dachte daran, wie viel ich während der Nährung vergessen hatte, dass ich ständig darum kämpfen musste, mir Jacks Gesicht zu merken.
Ich hielt die Augen auf Will gerichtet, doch er wusste offenbar, wem meine Aufmerksamkeit galt, denn er schaute kurz zu Jack hinüber und sah dann wieder mich an. »Weißt du, ein gutes Gedächtnis liegt uns Caputo-Brüdern regelrecht im Blut.«
Ich spürte, dass mir plötzlich die Wangen glühten.
»Jules«, sagte Will laut über Coles Song hinweg, ließ mich los und streckte meiner Freundin die Hand entgegen. »Darf ich bitten?«
Jules schaute Jack an, ehe sie antwortete. Ich weiß nicht, ob sie seine Einwilligung einholen oder sehen wollte, wie er reagierte, doch er sagte und tat nichts.
»Klar, Will«, sagte sie. Sie sah mich nicht an, als sie Wills Hand nahm.
Ich drehte mich um und beobachtete, wie Will sie weiter an den Rand der Tanzfläche führte. Ich spürte etliche Augenpaare auf mir. Coles Blick war fast wie eine Berührung. Er hatte das Gesicht verzogen, und als ich ihm in die Augen sah, blickte er nach unten auf seine Hände, die Akkorde griffen und Saiten anschlugen.
Ich konnte mich nicht bewegen. Jacks Hand lag auf meiner Schulter, bedeckte sie ganz, wie früher. Ich drehte mich zu ihm um.
»Wie wär’s, Becks?«, sagte er.
Ich nickte. Er nahm mich in die Arme, und wir tanzten. Seine Bewegungen waren nicht so geschliffen wie die von Cole. Aber sie waren perfekt.
»Ich hab nicht damit gerechnet, dass du kommst«, sagte Jack.
»Ich auch nicht.«
Er drückte mich nicht eng an sich, wie er es letztes Jahr getan hatte. Ja, er schaffte es zuerst kaum, mich anzusehen. Er hielt die Augen auf ein paar Luftschlangen in der Ecke des Saales gerichtet. Ich warf einen Blick über die Schulter zu Jules und Will hinüber. Jules beobachtete uns.
Jack holte tief Luft und sah mir schließlich ins Gesicht. Seine Miene wurde weicher. »Jules und ich haben schon vor Monaten vereinbart, zusammen auf den Ball zu gehen.«
»Das ist toll«, sagte ich. »Ich finde, ihr zwei seid ein tolles Paar.«
Er schüttelte den Kopf. »Wir sind kein Paar, Becks. Wir …« Seine Stimme erstarb, und er sprach den Satz nicht zu Ende.
Auch wenn sie nicht zusammen waren, sie hatten offensichtlich ein enges Verhältnis.
»Wie auch immer, ich bin froh, dass ihr einander habt.«
Er senkte die Stirn, sodass sie fast meine berührte. »Was soll ich bloß mit dir machen, Becks? Ich weiß nicht mehr ein noch aus.« Er sah nach unten zu meiner Hand, die auf seiner Schulter lag, und das schien ihn abzulenken. »Letztes Jahr waren wir zusammen hier.«
»Ich weiß«, sagte ich.
Er beugte sich näher und flüsterte: »Wo werden wir nächstes Jahr sein?«
Ich konnte nicht antworten. Ich wusste genau, wo ich sein würde.
In diesem Moment veränderte sich irgendetwas im Saal. Coles Song klang nicht mehr sanft, sondern härter, lauter. Die Verwandlung war zunächst kaum spürbar, doch Coles Musik war mir so vertraut, dass ich genau wusste, welcher Ton die Trennlinie war, auf der die beiden Melodien balancierten, ehe die sanftere der lauteren wich.
Neben uns wurden Stimmen laut, und ich
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