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Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht

Titel: Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brodi Ashton
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ein Relikt aus der Vergangenheit unserer Stadt.
    Neben dem Foto ein bemalter Stein aus einem Kunstprojekt in der Grundschule. Jack tat sich wirklich schwer damit, Sachen wegzuwerfen. Neben dem Stein lag ein gefaltetes Foto, das aussah, als wäre es mehrmals zerknüllt und wieder glatt gestrichen worden.
    Ich deutete darauf. »Ist das …«
    »Ein Foto von dir«, kam er mir zuvor. »Das hab ich überall rumgezeigt, als ich nach dir gesucht hab.«
    »Oh.«
    Auf einem Regal über dem Schreibtisch standen mehrere Bücher, von denen die meisten Zen im Titel hatten. Das Einzige, bei dem das nicht der Fall war, hieß Was der Buddha lehrt . Ich hatte keins davon je gesehen.
    Jack beantwortete meine unausgesprochene Frage. »Die haben mir geholfen. Als es mir so richtig schlecht ging.«
    »Oh.«
    Er rieb sich die Augen unter der Brille, öffnete dann die Nachttischschublade und nahm irgendwas heraus, was ich nicht erkennen konnte.
    »Du gibst«, sagte er. Er warf mir eine Schachtel mit Spielkarten zu. Sie landete auf meinem Schoß. »Und wenn du so weit bist zu reden, rede.«
    Jack stieg aus dem Bett und ging zum Wandschrank hinüber, um sich ein Sweatshirt zu holen. Sein schwarzes T-Shirt klebte ihm am Körper, und er trug eine Pyjamahose mit dem Logo der San Francisco Giants . Sein Lieblingsteam. Nachdem er sich das Sweatshirt übergestreift hatte, setzte er sich mir gegenüber auf den Boden.
    Ich hatte ihn mit angehaltenem Atem beobachtet und gar nicht daran gedacht, die Karten aus der Schachtel zu nehmen.
    »Muss ich dir noch mal zeigen, wie man mischt?«, fragte er.
    Ich atmete aus. Wortlos schüttelte ich die Karten heraus, teilte den Stapel und mischte dann alle wieder zusammen. Er teilte den Stapel erneut, und ich gab aus.
    Wie oft hatten wir das schon so gemacht, seit damals, als wir Kinder waren und mein Dad mich beim Pokerspielen mit Jack und Will unter meinem Trampolin erwischt hatte.
    Jack hatte ihm gesagt, die Verlierer würden ehrenamtliche Stunden im Altersheim ableisten. Er wusste, dass das meinem Dad gefallen würde. Jack und ich verloren an dem Tag, und wir hielten Wort. Meiner Erinnerung nach war es das einzige Mal, dass er je verlor.
    Jack zog eine Blechdose mit alten Pokerchips unter seinem Bett hervor und gab uns je eine Handvoll. Dieselben Pokerchips, mit denen wir immer gespielt hatten. Rote und schwarze, aus einem Kasino in Wendover.
    Er schob sich einen Zahnstocher zum Kauen zwischen die Zähne. Typisch Jack.
    »Weißt du noch …«, setzte ich an.
    Er beobachtete mich. Sagte nichts. Ich fragte mich, warum er nicht nachhakte, und dann wurde mir klar, dass er mir Zeit ließ. Alles, was heute Nacht aus meinem Mund käme, würde aus freien Stücken kommen.
    Ich fächerte meine Karten in der Hand auf und hielt sie mir vors Gesicht, froh, dass sie mir Schutz vor Jacks bohrendem Blick boten. Ich würde das schaffen. Ich würde das schaffen. »Ich war lange weg«, sagte ich. »Länger, als irgendwer weiß.«
    Ich wusste nicht, ob mich ein Luftzug frösteln ließ oder die plötzliche Befreiung von einem belastenden Geheimnis, obwohl Jack unmöglich die volle Bedeutung meines Geständnisses erahnen konnte.
    Er studierte seine Karten, ordnete sie. »Wie lange?«, fragte er.
    Meine Antwort kam in einem Seufzer. »Viele, viele Jahre. Ich weiß, wie das klingt.«
    Aber er hakte nicht nach wegen der zeitlichen Unstimmigkeit. Stattdessen sagte er: »Bist du verletzt worden?«
    Die reine Arglosigkeit der Frage machte mich traurig. »Ein wenig.«
    »Hast du das noch irgendjemand anders erzählt?«
    »Nein. Ich … weiß nicht … wie.« Meine Stimme bebte, und ich vergrub das Gesicht in den Händen. Mich durchlief ein Frösteln, und er griff hinter sich und zog die Steppdecke vom Bett. Die Steppdecke, die seine Mutter für ihn gemacht hatte, als er zwölf wurde. Er setzte sich neben mich und legte die Decke um mich.
    »Schsch. Ist ja gut. Jetzt ist alles gut. Du musst nicht mehr reden. Schließ einfach die Augen.« Ich rollte mich auf dem Boden zusammen, und er legte sich neben mich, die Steppdecke zwischen uns. Er rieb meinen Handrücken. »Ich bin da, Becks. Wovor du auch immer Angst hast, ich bin da.«
    Ich hatte die Fähigkeit zu träumen vor langer Zeit verloren. Wenn einem so viel Energie weggenommen wurde, hat man keine Träume mehr.
    In meinen ersten Jahren – oder vielleicht Jahrzehnten – im Ewigseits hatte ich noch geträumt. Doch je mehr mein eigener Energievorrat schwand, desto kürzer wurden die

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