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Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht

Titel: Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brodi Ashton
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die Zeitung gekommen?
    Mein Dad saß am Küchentisch und spießte gerade ein Stück Schinken auf. Er sah nicht zu mir hoch.
    »Dad? Was ist los?«
    Er schob die Zeitung über den Tisch zu mir hin. Ich setzte mich auf den Platz ihm gegenüber und überflog die Schlagzeilen. Unten auf der Seite wurde ich fündig. Prügelei auf dem Weihnachtsball. Tochter des Bürgermeisters beteiligt. Unter der Überschrift war ein unscharfes Foto von Jack und mir, nachdem wir zu Boden gerissen worden waren. Es schien mit einem Handy aufgenommen worden zu sein und ließ alles zehnmal schlimmer wirken, als es tatsächlich gewesen war.
    Ich ließ die Zeitung sinken, ohne den Artikel zu lesen. »Ich hab nicht damit angefangen, Dad.«
    Er trank einen kräftigen Schluck Kaffee, die Augen noch immer auf die Zeitung gerichtet. »Das spielt keine Rolle, Nikki. Entscheidend ist, wie es aussieht.«
    »Aber das da ist nicht wahr.«
    »Hast du denn gar nichts gelernt? Es geht nicht unbedingt um die Wahrheit. Es geht darum, wie etwas wahrgenommen wird. Das richtet den Schaden an. Was spielt es für eine Rolle, wo du sechs Monate warst, wenn die Leute ohnehin glauben, was sie glauben wollen? Solange keine Beweise vorliegen, zählt allein die Wahrnehmung.« Er nahm die Zeitung, und ich begriff, dass es hier um mehr ging als bloß um das Foto. »Ich kann nichts dagegen tun. In dem Artikel heißt es, ich möchte mich dazu nicht äußern, denn nach dieser Sache kann ich nur hoffen, dass nichts davon hängen bleibt. Und in einem Wahlkampf bleibt immer etwas hängen.«
    »Aber was ich mache, hat doch nichts mit dir zu tun«, murmelte ich.
    »Du weißt, dass das nicht stimmt. Wahrscheinlich wird die nächste Schlagzeile morgen lauten: ›Wie kann der Bürgermeister unsere Stadt regieren, wenn er nicht mal seine Familie im Griff hat?‹ Was soll ich nur mit dir machen? Muss ich für meine siebzehnjährige Tochter ein Kindermädchen engagieren? Muss ich zu Hause bleiben, statt zur Arbeit zu gehen? Dich auf ein Internat schicken? Sag du’s mir.«
    »Nein, Dad. So was kommt nicht wieder vor.« Ich stand auf, um zu gehen. »Aber es war nicht meine Schuld.«
    »Mag ja sein. Aber Fotos …«, er hielt die Zeitung hoch, »… sind stärker als alles andere. Mein Dementi wird den gleichen Effekt habe wie das Flüstern auf einem Rockkonzert. Kein Mensch wird es hören.«
    »Dann bist du also nicht sauer wegen dem, was wirklich passiert ist.« Ich knallte die Zeitung auf den Tisch. »Du bist bloß sauer wegen des Fotos.«
    Er blickte mich an und atmete hörbar durch die Nase. »Möglicherweise hast du mich den Wahlsieg gekostet.« Er schnitt ein großes Stück Schinken ab und stopfte es sich in den Mund. »Vielleicht hätte ich dich zu Tante Grace schicken sollen. Oder wirklich auf ein Internat.«
    Ich sah weg.
    »Mrs Ellingson ist auf dem Weg hierher.«
    »Okay.« Zeit, in einen Becher zu pinkeln. Wenigstens wusste ich, dass ich dabei nichts falsch machen konnte.
    Die nächste Woche verging wie im Flug. Jack ging mir aus dem Weg, Mary hatte sich noch immer nicht wieder blicken lassen, und ich hatte Dads Chancen auf eine Wiederwahl geschadet. Alles in allem nicht das, was ich mir von meiner Rückkehr versprochen hatte.
    Die Gelegenheit, meinen Dad wieder versöhnlich zu stimmen, bot sich in der letzten Woche der Weihnachtsferien an, als die neuesten Wahlkampfbroschüren aus der Druckerei kamen. Ich versprach ihm, beim Verteilen zu helfen. Treffpunkt für alle Freiwilligen war die Wahlkampfzentrale auf der Apple Blossom Road.
    Eine frische Schneeschicht reflektierte die Sonne, die dadurch deutlich wärmer wirkte, als sie tatsächlich war. Als ich zur Zentrale kam, saß mein Dad an einem Schreibtisch hinten im Büro und sprach mit einem Mann mit vollem dunklem Haar. Er winkte mich herüber.
    Ich ging zu ihnen und stand dann verlegen da, während mein Dad sich weiter unterhielt. Der Mann sprach über Gewerkschaften. Er hatte einen Akzent. Ich hoffte, mein Dad würde mich nicht mit ins Gespräch verwickeln, da er die peinliche Neigung hatte, selbst Englisches für mich ins Englische zu übersetzen. Als wäre ich zu jung, um jemanden mit einem Akzent zu verstehen.
    Doch ehe mein Dad das Wort an mich richten konnte, ging die Eingangstür auf, und Jack und Jules kamen herein. Jack schob die Hände tief in die Jackentaschen, als wollte er sie wärmen. Er hielt die Augen gesenkt. Mir stockte der Atem. Wir hatten seit der Nacht in seinem Zimmer nicht mehr miteinander

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