Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht
noch mal eine reinzuhauen.«
Cole und Jack, die einander die Hand reichten. Ich schloss die Augen und fragte mich, wann die Welt so aus den Fugen geraten war. Als ich sie wieder öffnete, sahen beide mich an. Genug der Peinlichkeiten.
»Gehen wir«, sagte ich und zog Jack am Arm.
Cole runzelte die Stirn und blickte weg. »Pass gut auf unser Mädchen auf«, murmelte er sarkastisch.
Jack ließ sich von mir wegziehen, behielt »Neal« aber im Auge, bis wir um die Ecke gebogen waren. Er sagte kein Wort, als wir aus dem Schulgebäude traten. Auf dem Rasen davor blieb Jack stehen und starrte lange geradeaus ins Nichts. Ich wartete neben ihm. Wir befanden uns auf unsicherem Boden, und ich wollte ihn nicht wieder verschrecken.
»Becks, bist du …« Er zog hörbar die Luft ein. »Bist du mit dem Typen zusammen?«
»Nein«, sagte ich mit fester Stimme.
Er sah mich an. »Er folgt dir überallhin. Ich hab gesehen, wie er dich angeschaut hat …«
»Nein.«
Sein Gesicht entspannte sich ein wenig, und er sah plötzlich müde aus. »Wer ist er denn dann?«
Ich zögerte. Das war keine Unterhaltung, die wir direkt vor der Highschool führen sollten.
Jack deutete mein Schweigen falsch. »Becks, du kannst ruhig sagen, wenn du einen anderen hast. Ich weiß, wir sind nicht mehr zusammen. Aber wir können keine Freunde sein, wenn du Geheimnisse vor mir hast.«
»Ich sag’s dir. Nur nicht hier.«
Der Anflug eines Lächelns umspielte seinen Mund. »Wo dann?«
»Irgendwo, wo wir ungestört sind.«
Er nahm meine Hand und zog mich mit. »Wie wär’s mit dem Laden an dem Baum, wo wir mal waren?«
Ich lächelte, weil ich genau wusste, was er meinte. Ein kleines Café in einer Holzhütte, versteckt hinter einer riesigen Eiche am Rand des Stadtparks. Unser geheimes Plätzchen. »Jetzt? Aber was ist mit der Schule? Mit dem Unterricht?«
»Die Schule ist morgen auch noch da. Bei dir bin ich mir da nicht so sicher.«
Ich folgte Jack zu seinem Wagen, und dann fuhren wir los in Richtung Café. Ich zog die Füße auf den Sitz, umschlang die Knie und blickte während der Fahrt mit einem dumpfen Gefühl in der Magengegend zum Fenster hinaus. Ich würde Jack mehr von der Geschichte erzählen, doch würde er mir glauben?
In der Nacht nach dem Weihnachtsball hatte er mir geglaubt. Aber erst nachdem ich ihn geküsst hatte.
Kurz bevor wir ankamen, vibrierte Jacks Handy und meldete eine SMS. Er klappte es auf und dann seufzend wieder zu, um gleich darauf den Wagen zu wenden.
»Wo fahren wir hin?«, fragte ich.
»Bloß ein kleiner Zwischenstopp.« Jack hielt vor dem Mulligan und parkte. »Bin gleich wieder da.« Er verschwand in der Bar und kam kurz darauf mit einem schwankenden Will wieder heraus. Er verfrachtete seinen Bruder auf die Rückbank. »Und schon geht’s weiter«, sagte Jack.
Er wendete erneut und fuhr schnurstracks zu dem Café – dem Kona . Wir gingen zu dritt hinein und nahmen in einer der vier kleinen Sitznischen Platz. Will hockte in der Ecke, das Gesicht auf den Tisch gelegt, völlig weggetreten – komatös oder vielleicht bloß im Tiefschlaf. Jack saß neben ihm, ich den beiden gegenüber.
Bis auf zwei Typen an der Bar war der Laden leer. Wir sprachen kein Wort, bis der Kaffee kam. Dann sagte Jack: »Also, wer war der Typ?«
Ich schielte nervös zu Will hinüber.
»Keine Sorge«, sagte Jack. »Der kriegt nichts mit. Wer war der Typ?«
»Cole.« Ich atmete tief aus.
»Cole?«
Ich nickte. »Er kann, ähm, sein Aussehen verändern.«
»Was? Wie denn das?«
»Keine Ahnung. Ich weiß bloß, dass er sein Aussehen verändern kann. Mal sieht er so aus wie damals, als er das erste Mal hier auftauchte, und mal nimmt er diese neue Gestalt in Form von Neal an. Ewigliche – so nennen sich Wesen wie Cole – machen das nicht oft, weil es eine Menge Energie verbraucht, und sie gehen gern sparsam damit um, da sie ihre Energie ja stehlen müssen. Deshalb versuchen sie, das zu vermeiden. Aber Cole wollte zur Highschool gehen, und das kann er nun mal nicht als … Cole.« Ich vergrub das Gesicht in den Händen. »Ich weiß, wie verrückt sich das anhört.«
»Red einfach. Ich höre zu.«
»Okay.«
Ich schob meinen Kaffee beiseite, stützte die Ellbogen auf den Tisch und erzählte ihm alles. Dass die Ewiglichen das Geheimnis des ewigen Lebens gefunden hatten, indem sie menschliche Energie stahlen. Dass sie alle hundert Jahre aus der Oberwelt hinunter ins Ewigseits mussten, um sich zu nähren, um einem Menschen fast die
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