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Ex en Provence

Ex en Provence

Titel: Ex en Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Ahlswede
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hast du nun jemanden kennengelernt? Also, einen Mann?«
    Ja, Hugh Grant auf Französisch, mmmh …
    »Nein, habe ich nicht. Betty, ich muss jetzt aufhören. Ich muss gleich Jule von ihrer neuen Freundin abholen. Und vorher habe ich noch einen Riesenhaufen Bügelwäsche.«
    »Ah! Gut, dass du das sagst, ich muss auch endlich mein Zeug aus der Reinigung abholen, und mein Auto ist immer noch nicht aus der Werkstatt zurück. Denen muss ich am Montag dringend mal Feuer unter dem Hintern machen. Heute Abend gehe ich zu einer Vernissage, mit Max. Das ist der Neue bei uns in der Personalabteilung. Ein Traum, ich sag’s dir. Sieht aus wie eine Mischung aus Leonardo di Caprio und … hmmm … Til Schweiger, ehrlich! Lieben Gruß, Schwesterchen. Bis bald.«
    #
    »Mama, stell dir vor, Chloé hat ein Meerschweinchen!«, jubelt Jule, kaum dass wir Chloés Apartment-Block hinter uns gelassen hatten.
    Oh, nein! Nicht auch das noch!
    »Ich dachte, ein Einhorn?«
    »Nö, doch nich. Aber in ihrem Schloss, wo sie immer in den Ferien hinfahren, da …«
    »Hm. Klar.«
    Ich dirigiere die völlig überdrehte, aber auch völlig übermüdete Jule auf der Dorfstraße sanft zurück in Richtung Bäckerei. Auch ich bin etwas erschöpft, habe ich doch zwei wegen der Hitze etwas schweißtreibende Stunden auf meinem Balkon und einen mit den vielen Schokokugeln im Bauch etwas anstrengenden Weg zu Chloé hinter mir.
    »Das Meerschweinchen heißt Caramel. Das ist ja sooooo süß! Und dann hat sie auch noch eine Schildkröte«, fügt Jule – fast so atemlos wie ich – hinzu.
    Einen Zoo also.
    »Aha«, sage ich betont desinteressiert, denn gleich kommt sicher die altbekannte »Ich-will-auch-ein-Haustier-Diskussion« mit ganz neuer Munition.
    »Und, und, und, und …« Jule stockt der Atem.
    … ein Tigerbaby, einen Elefanten und einen Delfin?
    »… und ’ne DS. «
    Na super.
    »Hm, aha«, murmele ich strategisch unaufgeregt noch einmal, während ich mich schon auf den nun kurz bevorstehenden Großangriff dieses noch viel zermürbenderen Eltern-Kind-Krieges als das Haustier-Scharmützel vorbereite.
    »Wann krieg ich denn endlich ’ne DS ?«
    Feuer frei.
    »Und ’n Meerschweinchen?«
    Oh, nein: Zwei-Fronten-Krieg!
    »Und?«
    »Nichts und.«
    »Wie? Willst du keine Schildkröte?«
    »Ne, die stinkt ’n bisschen. Aber das Meerschweinchen nich.«
    »Ach, Jule, sieh mal, wenn wir mal in Urlaub fahren, zum Beispiel zu Tante Betty, was sollen wir denn dann mit den ganzen Viechern machen?«
    »Das sind keine Viecher!«
    »Und was willst du also in den Ferien mit den Nicht-Viechern machen?«
    »Keine Ahnung? Chloé geben.«
    »Und wenn die in ihr Ferienschloss fährt?«
    »Hm.«
    »Genau: hm. Und deshalb werden wir uns kein Meerschweinchen kaufen.«
    »Dann eben doch eine Schildkröte. Die kann man vielleicht mitnehmen zu Tante Betty.«
    »Nein.«
    »Doch.«
    »Ich denke, die stinkt.«
    »Nein.«
    »Trotzdem nein.«
    »Doch!«
    »Nein!!!«
    »Okay, dann will ich aber ’ne DS .«
    Wo ist bitte diese hagere Super-Nanny mit ihren ständig hinter die Ohren geklemmten Haaren und ihren Handlungsanweisungen auf DIN- A-2-Blättern eigentlich, wenn man sie wirklich mal braucht? Ich hätte jetzt jedenfalls nichts dagegen, wenn sie hier irgendwo aus dem Gebüsch springen und mir ein Plakat mit klaren Verhaltensmaßregeln vor die Nase halten würde.
    »Hör mal«, ich lege meinen Arm um Jule. »So was braucht man doch gar nicht, oder? Wir jedenfalls nicht.«
    »Oh, Mann, das sagst du immer. Sogar Konrad hat eine bekommen.«
    1: 0 für Jule. Die Eltern von Konrad aus Jules altem Kindergarten hatten bis vor einem Jahr noch nicht einmal rechte Winkel in ihrer Wohnung, um die natürliche Kreativität ihres Sohnes nicht zu gefährden. Und statt mit Playmobil oder Lego zu spielen, musste Konrad alles selbst kneten – wegen der Kreativität. Aber dann bekam Konrad statt einer süßen kleinen und sicher sehr kreativen Schwester laute und ziemlich anstrengende Zwillingsbrüder – und alles wurde anders. Hauptsache, Konrad war beschäftigt.
    »Also, das mit Konrad ist ja ein ganz spezieller Fall. Weißt du, als Fritz und Albert geboren wurden, da …«
    »Ist schon gut, Mama. Papa schenkt mir sowieso ’ne DS , wenn er uns besuchen kommt. Hatta gesagt. Ährlich!«
    »Nein, Jule«, antworte ich so ruhig wie möglich. »Das musst du falsch verstanden haben. Papa kommt uns erstens ganz sicher nicht besuchen. Und Mama und Papa sind zweitens beide absolut gegen eine DS . Wir

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