Ex en Provence
vorzustellen, wie Philippe schwermütig »das Piste« herunterfährt. Und eigentlich gibt es dieses Mal auch noch mehr Grammatikfehler. Bisher waren seine SMS irgendwie eloquenter ausgefallen. Aber: »Tant pis«, macht nichts. Allein die Botschaft zählt!
Ich würde ihn ja am liebsten anrufen, aber dieses Mal werde ich bis zum nächsten Tag warten. Jawohl! Es kann schließlich nicht schaden, sich ein bisschen rarzumachen.
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Etwa zwölf Stunden später
Es klappt! Noch eine SMS von Philippe, dabei habe ich noch gar nicht geantwortet. Und ich wollte auch gar nicht mehr antworten, sondern liege schon längst im Bett. Bei Philippes Nachricht handelt es sich genau genommen sogar um eine MMS . Auf dem angehängten Foto ist mein ganz persönlicher, sehr französischer und deshalb noch viiiiel attraktiverer Hugh Grant zu sehen.
Wow! Er ist dezent gebräunt, hat wunderschöne, aber irgendwie auch etwas weinselige Augen, wie ich sie schon von unserem Ausflug in die Haute-Cuisine-Auberge kenne, und natürlich ein zauberhaftes Lächeln auf den Lippen. Mmmmh …
Im Hintergrund sind bunte Lichter zu sehen, die ich einer einsamen Ski-Hütte irgendwie nicht zuordnen kann. Aber »tant pis«.
Ich öffne die Nachricht.
Drágám szeretnék töltidöt romantikus hétvégi párizsi! En már a szállodai reservé 13 és november 14. (25. Oktober, 22:17)
Was ist das? Die Nachricht muss irgendwie fehlgeleitet sein. Falsch adressiert. Wie damals bei …
… Ralph!
Quatsch. Das kann einfach nicht sein. Ausgeschlossen. Deshalb werde ich jetzt schlafen.
18. Kapitel
Ralph rast die Skipiste hinunter, vor ihm fährt unsere Babysitterin Alina in einem sehr knappen Bikini. Ich komme einfach nicht hinterher, meine Ski sind viel zu lang. Immer wieder lande ich unsanft auf meinem Hintern, der in einem dicken rosa-lila-grünen Overall steckt. Zum Glück hält jetzt Philippe direkt neben mir mit einem eleganten Hüftschwung an. Er will mir aufhelfen und hält mir seine Hand entgegen. Ich setze mich ein bisschen auf. Doch plötzlich klingelt sein Handy – aber gar nicht mehr mit dieser hübschen Melodie, deren Titel mir einfach nicht einfallen will. Sondern sehr eindringlich. Sehr wie eine Klingel. Driiiiiiiiing. Und immer lauter. Philippe holt sein Telefon aus der Tasche seiner Skijacke, meine Hand greift ins Leere. Ich rutsche die Piste herunter, mit meinem Po auf den Skiern. Immer schneller …
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Dienstag, 26. Oktober, gegen neun Uhr morgens
Zuhause, im Bett
»Aaaaaah!«
»Mama. Mama! Mamaaaaah! Jetzt wach doch endlich auf. Da steht so eine Frau mit einer Blume vor der Tür.«
»Julchen! Was ist los?«
»Die hat schon gaaaanz oft geklingelt. Ganz laut!«
»Ja? Oh. Ich glaube, ich habe schlecht geträumt.«
»Kann sein. Jetzt komm!«
Verwirrt stürze ich aus dem Bett, werfe mir meinen Bademantel über und lasse mir von Jule am Balkonfenster zeigen, was vor unserer Tür los ist.
Dort steht ein Fleurop-Lieferwagen, daneben eine Frau, die mich jetzt leider entdeckt und aufgeregt zu sich winkt.
Auf dem Weg nach unten versuche ich, meine Haare mit den Fingern in halbwegs erträgliche Form zu bringen. Doch der Blick der Fleurop-Dame sagt eindeutig, dass mir das nach Französinnen-Standards so gar nicht gelungen ist.
Wortlos drückt sie mir eine Rose in die Hand, springt in ihren Lieferwagen und braust davon. Auf der Karte steht:
Pour Anja, mon amour. Philippe
»Von wem is ’n die?«, fragt Jule, die mir zur Haustür gefolgt ist.
»Von Philippe, meinem Kollegen.«
»Aha«, sagt sie mit einem Blick, der mir fast spöttisch vorkommt, und geht die Treppe wieder hinauf.
Das ist ja wirklich entzückend! Wen interessiert da noch diese Kauderwelsch- SMS von gestern Abend. Das war vielleicht einfach nur ein Spaß mit seinen »copains«. Ich werde Philippe nachher eine SMS schicken.
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Doch er kommt mir zuvor: Seine nächste SMS erreicht mich nach Dusche und Frühstück, mitten in der vierten Partie »Junior-Monopoly« des Tages.
Ich möchte mit dir eine romantische Ausflug nach Paris machen. Ich habe gebucht für 13./14. November eine Hotel. (26. Oktober, 11:01)
Hui! Paris!! Meine Träume werden wahr!!!
Aber Moment mal: Gebucht? Mitten auf der Piste?
Und überhaupt: 13. und 14. November? Das klingt irgendwie nicht gut.
Wochenende?
Mitte November?
Das Wochenende auf dem Bauernhof!
Bingo.
»Was ’n jetzt schon wieder los?«, motzt Jule, der die Unterbrechung nicht sonderlich gefällt.
»Nichts, nichts.«
»Gut. Du bist auf
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