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EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

Titel: EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Frey
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»Bin in zehn Minuten wieder da«, ließ Tim seinen Angestellten Joe wissen. Er öffnete die Tür und blickte skeptisch zum Himmel. Wolken waren aufgezogen und es hatte angefangen zu regnen. Er atmete ein paar Mal tief durch und sprintete dann die hundert Meter zu seinem Haus.
       »Jetzt wird’s spannend!« Er nahm die auf dem Esstisch liegende Kamera, schaltete sie ein und setzte sich aufs Sofa. Sein Gesicht erhellte sich, als er Josephina auf dem Bildschirm sah. Die Kamera hatte bei Null angefangen abzuspielen. Es waren Aufnahmen von dem Fest, das sie im Januar in Laredo besucht hatten. Herzklopfen. Er sah einige Minuten lächelnd zu und drückte dann auf ‚Schnellvorlauf’. Drei Sequenzen mit Josephina hoppelten über den Bildschirm, bis die Szene vom Vormittag erschien. Er hielt das Bild an und atmete tief durch. Kopfschüttelnd und mit zusammengepressten Lippen beobachtete er den Sturzflug der Boeing 767 Richtung Main Street. Er war erstaunt, wie ruhig er die Kamera gehalten hatte, nachdem der Jet ins Bild gekommen war. Jedes Detail des Flugzeugs war zu erkennen, als es sich mit rasender Geschwindigkeit näherte. Er erkannte einige Metallteile neben dem Cockpit, von denen er nicht wusste, wozu sie dienten. Die Scheibenwischer. Den Spalt, der sich zwischen dem vordersten Abschluss des Rumpfs und dem Cockpit kreisrund um die Nase zog. Die Türen der Fahrwerke, als der Jet über ihn hinwegflog. Die Ausschläge von Klappen an den Flügeln, als er nach links abdrehte und dann im Canyon verschwand. Fassungslos blickte Tim auf den kleinen Bildschirm. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er bedauerte, die Aufnahmen nicht der Journalistin gezeigt zu haben. Andererseits – die Menschen hatten in den letzten zwei Tagen schon genug spektakuläre Bilder gesehen. Play .
       Er schaltete die Kamera ab und verließ sein Haus, um zurück zu seinem Lokal zu gehen. Ein diffuses Gefühl von Unstimmigkeit saß ihm im Nacken. Er nahm sich vor, die Aufnahmen am Abend noch einmal anzusehen.

 
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    Sonntag, 11. September 2016     18.00 CDT / 01.00 MESZ (12.9.)
     
    Die Partei für Staatenrechte war vor einem Jahr in Texas gegründet worden. Als neue Partei musste sie nicht bei den Vorwahlen bestehen, um auf den Wahlzettel für November zu kommen, sondern Unterschriften im Umfang von einem Prozent der Wählerstimmen bei der letzten Abstimmung sammeln, also etwa fünfzigtausend. Diese Hürde hatte sie dank professioneller Organisation und den nötigen Mitteln problemlos genommen. Ihr Programm bestand darin, für eine Verlagerung der Kompetenzen von Washington nach Austin zu kämpfen. Bisher hatte die Partei für Staatenrechte weitgehend unterhalb der Wahrnehmungsschwelle der Öffentlichkeit existiert. Das hatte sich mit dem heute erschienenen Artikel in der Texas Times über Vince Osman geändert. Wie im Artikel angedeutet und gerade eben passiert, wurde Osman von den Mitgliedern zum neuen Vorsitzenden der Kleinstpartei gewählt. Man hatte sich das ambitionierte Ziel gesetzt, spätestens bei den übernächsten Wahlen im Jahr 2018 in den Landtag von Austin einzuziehen. Realistischerweise erkannte man, dass der Antritt bei den Wahlen vom November nur den Zweck hatte, sich bei den Wählern bekannt zu machen.
       Als einziger Journalist hatte Luce Brencis die Wahl von Osman beobachtet. In der morgigen Ausgabe der Texas Times würde über den Parteitag und den Aufstieg Osmans ein kurzer Artikel erscheinen. Nichts, was irgendwie Aufmerksamkeit erregen könnte. 
       Vince Osman wusste nicht, was passieren würde, aber etwas war im Busch in Texas. Das wusste er seit seinem Besuch in Genf. Art Sinshy hatte ihn in die unglaubliche politische Verschwörung eingeweiht. Und ihm gleichzeitig bedeutet, dass man ihn von jetzt an auf Schritt und Tritt überwachen werde – zu seinem eigenen Schutz. Es war Osman schwergefallen, den Mund zu halten. Aber er hatte sein Schweigegelübde selbst seiner Frau gegenüber nicht gebrochen. Zu verlockend war die Aussicht, noch dieses Jahr an die Spitze der politischen Elite von Texas vorzurücken. Und zu beängstigend die Vision, Art Sinshy, einen der mächtigsten Männer der USA – ja, der Welt! – zum Feind zu haben. Niemand in der Partei und ihrem Vorstand ahnte, was Osman wusste. Alle gingen davon aus, einen beschwerlichen politischen Weg angetreten zu haben, der vielleicht in einigen Jahren mit kleinen Erfolgen belohnt würde. Die Million Dollar, um die Osman die Partei bereichert hatte, war

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