EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
Bitten zu entsprechen – und sich für die Kandidatur zu bewerben. »Ich danke Ihnen für ihre Aufmerksamkeit. Leider kann ich zum jetzigen Zeitpunkt keine Fragen beantworten.«
Sinshy und seine Entourage kämpften sich wieder durch die Journalisten und verließen ohne weiteren Kommentar den Raum.
Isler schaute auf die Uhr. Acht nach vier. Der Auftritt Sinshys hatte nur fünf Minuten gedauert. Fünf Minuten, die genügten, die Dynamik des Wahljahres 2016 auf den Kopf zu stellen.
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Sonntag, 28. Februar 2016 I-Day – 195
Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.« Im Chor gaben die Besucher der Sonntagsmesse in der Klosterkirche St. Martin in Disentis den liturgischen Formelvers wieder, bevor sie zur heiligen Kommunion schritten.
Die hohen Schneemassen warfen ein helles Licht in die in Gold und Weiß gehaltene Barockkirche. Es sah aus, als leuchteten starke Scheinwerfer durch die großen Fenster, deren Licht von den hellen Farbtönen im Inneren reflektiert wurde. Die Sonne, die den nach Nordwesten ausgerichteten Bau von der rechten Seite anstrahlte, warf glänzende Flecken auf den Marmorboden.
David Isler wartete den richtigen Moment ab und reihte sich dann im Mittelgang in die Gläubigen ein. Es dient einem guten Zweck, dachte er und warf einen Blick nach oben. Konspirative Treffen waren nicht seine Spezialität, schließlich war er kein Agent, sondern Analytiker. Heute aber war es notwendig.
Vor einigen Tagen hatte eine Postkarte seines Schulfreundes Carlo Ciampi in Islers Briefkasten gelegen. Aus dem Skigebiet Laax bei Disentis sendete Ciampi ihm Grü ß e aus seinem Winterurlaub. Die Vorderseite der Karte zeigte ein Foto der Klosterkirche Disentis. Die verkehrt herum aufgeklebte Briefmarke signalisierte eine versteckte Nachricht. Isler hatte die Karte in ein Wasserbad gelegt. Als sich die Marke gelöst hatte, war darunter zu lesen: 28FEB 1000h. Außerdem hatte Ciampi mit einem feinen Filzstift ein Kreuz aufgemalt. Daneben ein durchgestrichenes Handy. Isler hatte richtig dechiffriert: In der Messe um zehn ein konspiratives Treffen. Handy zu Hause lassen, damit kein Bewegungsprofil von der Reise nach Disentis entsteht. Isler wusste nicht, ob Ciampi sich einen Scherz erlaubt hatte und ihn nur wieder einmal sehen wollte. Da er aber seit zehn Jahren in der Verwaltung des Joint Intelligence Service 2 bei Luxemburg arbeitete, konnte es auch mehr bedeuten. Also hatte sich Isler an die Instruktionen gehalten, sein Handy in Bolligen gelassen, und war kurz vor zehn in der Kirche eingetroffen.
Erst eine halbe Stunde nach Beginn der Messe hatte Isler Ciampi entdeckt. Ciampi hatte mit ernstem Gesichtsausdruck zu ihm geblickt und kurz genickt.
Während der nächsten halben Stunde hatte Isler die Frage beschäftigt, was sein alter Schulfreund von ihm wollte. Außerdem versuchte er sich vorzustellen, wie der weit über hundert Kilo schwere Ciampi auf Skiern die Pisten hinunterdonnerte.
Als die Kommunion begann, war es soweit. Ciampi, der zwei Reihen hinter Isler saß, ließ eine kleine Lücke in der Kolonne und bedeutete Isler mit diskretem Kopfnicken, sich vor ihm einzureihen.
»Ciao bello«, flüsterte Ciampi, als Isler vor ihm stand.
»Ciao, Carlo. Zu viele Agentenfilme gesehen?«, fragte Isler mit leiser Stimme, den Kopf zur Seite gedreht.
»Bist du immer noch USA-Analytiker?«, kam Ciampi direkt zum Thema.
Islers Nackenhaare kräuselten sich. »Allerdings.«
»Etwas geht vor sich«, flüsterte Ciampi.
»Die Wahlen im November?«, tippte Isler.
»Vielleicht. Aber es ist noch mehr. Seltsame Aktivitäten bei uns.« Ciampi räusperte sich verlegen, als ein Mann aus der Reihe nebenan ihm einen bösen Blick zuwarf. Die Kolonne bewegte sich in langsamem Schritttempo weiter nach vorn. Noch acht Meter bis zur Kommunion.
»Was für Aktivitäten?«, fragte Isler, nachdem sie eine Minute geschwiegen hatten.
»Die STOG.«
»Maître?«
»Ja.«
»Was genau?«
»Muss sich um eine große Sache handeln.«
»Genauer?«
»Ich sagte doch, niemand weiß was.«
»Und woher weißt du, dass etwas vor sich geht?«
»Zufall. Habe ohne es zu wollen ein Gespräch zwischen zwei STOGlern gehört.«
»Was haben sie gesagt?«
»Dass es aus ist mit den USA.«
Isler glaubte nicht richtig gehört zu
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