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Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Titel: Exil im Kosmos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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…«
    »Wir sind durchgekommen. Wir haben Müller gefunden.«
    Boardman entledigte sich ächzend der verschiedenen Anschlüsse seines Lebenserhaltungssystems. Dann setzte er sich auf. »Wie spät ist es?«
    »Morgengrauen.«
    »Und wann haben Sie Müller gefunden?«
    »Vor fünfzehn Minuten, vielleicht. Ich schaltete die Sonde auf Stillstand und kam direkt zu Ihnen.«
    »Ja, ja, schon gut.« Boardman erhob sich steif von seinem Lager, stand ein wenig wankend und griff nach seinen Kleidern. Er war noch nicht in seiner Tagesform, dachte Rawlins; sein wirkliches Alter machte sich bemerkbar. Er blickte weg, um nicht den Hängebauch und die fleischigen Falten von Boardmans bleichem Körper sehen zu müssen. Wenn ich mal so alt bin, dachte er, will ich nicht so aussehen. Ich werde dafür sorgen, dass ich in Form bleibe. Es ist nicht eine Sache der Eitelkeit; es ist eine Frage der Höflichkeit zu anderen. Wir müssen nicht alt und fett aussehen, wenn wir es nicht wollen, auch nicht mit achtzig.
    »Gehen wir«, sagte Boardman, der sich angezogen hatte. »Schalten Sie die Sonde wieder ein. Ich will ihn gleich sehen.«
    Minuten später standen sie draußen in der Morgenkühle und starrten fröstelnd in den Bildschirm. Man sah einen Ausschnitt aus Zone A. Die Umgebung wirkte angenehmer und einladender als die äußeren Bezirke. Müller war nicht in Sicht.
    »Schalten Sie den Ton ein«, sagte Boardman. »Aber nur auf Empfang.«
    »Ist eingeschaltet«, sagte Rawlins.
    Boardman grunzte. »Wo ist er hingegangen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Rawlins. Er ließ die Sonde eine langsame Umdrehung auf der Stelle machen. Niedrige, würfelförmige Gebäude kamen ins Blickfeld, Arkadengänge, gestufte Mauern, Bogen. Ein katzenähnliches kleines Tier trabte vorbei, aber von Müller war nichts zu sehen.
    »Er stand hier an der Wand«, sagte Rawlins unglücklich.
    »Macht nichts. Warum sollte er an einem Fleck stehenbleiben, während Sie mich weckten? Lassen wir die Sonde ein bisschen umhergehen.«
    Rawlins aktivierte die Sonde, und sie bewegte sich langsam die Straße entlang. Er war in gespannter Erwartung und rechnete jeden Augenblick mit der Zerstörung der Sonde durch eine neue Falle, obwohl er sich sagte, dass die Erbauer des Labyrinths schwerlich ihre eigenen inneren Wohnbezirke mit Todesfallen gespickt haben würden. Plötzlich trat Müller aus einem fensterlosen Gebäude und pflanzte sich breitbeinig vor der Sonde auf.
    »Wieder lebendig, was?«, sagte er. »Warum redest du nicht? Von welchem Schiff kommst du? Wer hat dich geschickt?«
    »Sollen wir antworten?«, fragte Rawlins.
    »Nein.«
    Boardman schob sein Gesicht ganz nahe an den Bildschirm heran. Er stieß Rawlins' Hände von den Einstellknöpfen weg und arbeitete an ihnen, bis Müller deutlich und scharf zu sehen war. Boardman hielt die Sonde in Bewegung, ließ sie auf der Stelle treten, einen Schritt zurück und wieder vorwärtsgehen und einen kleinen Bogen nach links machen, immer in Müllers unmittelbarer Nähe, als versuchte er die Aufmerksamkeit des Mannes festzuhalten und ihn am Fortgehen zu hindern.
    Mit leiser Stimme sagte er: »Das ist beängstigend. Der Ausdruck in seinem Gesicht …«
    »Ich fand, dass er ziemlich ruhig aussieht.«
    »Was wissen Sie? Ich kannte ihn. Ich erinnere mich an ihn, Ned. Das ist ein Gesicht aus der Hölle. Seine Backenknochen sind doppelt so scharf wie sie damals waren, seine Wangen noch hohler. Seine Augen sind furchtbar. Sehen Sie, wie sein linker Mundwinkel herabgezogen ist? Vielleicht hat er sogar einen leichten Schlaganfall gehabt. Aber in Anbetracht seiner Situation hat er sich ganz gut gehalten, in all diesen Jahren.«
    Verdutzt suchte Rawlins nach den Zeichen von Müllers Leiden. Sie waren ihm zuvor entgangen, und sie entgingen ihm jetzt. Aber natürlich hatte er keine sehr deutliche Erinnerung, wie Müller ausgesehen hatte und aussehen sollte.
    »Es wird nicht einfach sein, ihn da herauszubringen«, brummte Boardman. »Er wird bleiben wollen. Aber wir brauchen ihn.«
    Müller, der still stehengeblieben war und finster das Hin und Her der Sonde beobachtet hatte, sagte mit tiefer, rauer Stimme: »Du hast dreißig Sekunden Zeit, den Zweck deines Kommens zu verraten.«
    »Wollen Sie nicht mit ihm sprechen?«, fragte Rawlins. »Er wird die Sonde ruinieren!«
    »Lassen Sie ihn«, sagte Boardman. »Wenn jemand mit ihm redet, dann wird es eine Person aus Fleisch und Blut sein, und sie wird ihm Auge in Auge gegenüberstehen. Anders kann es

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