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Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Titel: Exil im Kosmos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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friedliche Absichten keinen Zweifel zulassen, einen klugen, geschickten Mann, der sich in verschiedenen prekären Situationen bewährt hat und die Fähigkeit besitzt, Möglichkeiten für einen ersten Kontakt zu sehen und zu nützen. Dieser Mann muss gewärtig sein, dass er dreißig Sekunden nach der ersten Begegnung in Stücke gehauen wird. Andererseits wird er, falls er überlebt, etwas absolut Einzigartiges in der menschlichen Geschichte bewerkstelligt haben. Sie haben die Wahl.«
    Es war eine unwiderstehliche Verlockung. Der erste Botschafter der Menschheit bei einer unbekannten Spezies! Allein hingehen, der erste Mensch sein, der die kosmischen Nachbarn besucht …
    Es war seine Fahrkarte in die Unsterblichkeit. Es würde seinen Namen verewigen.
    »Welche Überlebenschancen sind errechnet worden?«, fragte Müller.
    »Nach der Hochrechnung des Computers stehen die Chancen für eine unversehrte Rückkehr eins zu fünfundsechzig, Müller. Da es kein direkt erdengleicher Planet ist, werden Sie ein Lebenserhaltungssystem brauchen. Und Sie müssen mit einem frostigen Empfang rechnen. Eins zu fünfundsechzig.«
    »Nicht allzu schlecht.«
    »Ich würde ein solches Verhältnis nie akzeptieren«, sagte Boardman grinsend.
    »Nein, aber ich bin geneigt, es zu tun.« Die erfolgreiche Ausführung des Auftrags bedeutete unsterblichen Ruhm. Der Fehlschlag, der Tod von den Händen der Hydraner, selbst das war nicht so schrecklich. Er hatte gut gelebt. Es gab schlimmere Schicksale als zu sterben, indem man das Banner der Menschheit zu einer fremden Welt trug. Sein ehrgeiziger Stolz, die kindische Ruhmsucht, der er nie entwachsen war, trieben ihn dazu. Die Chancen waren nicht allzu schlecht.
    Marta kam zurück. Sie war noch nass, ihr Haar klebte an der schlanken Säule ihres Halses. Sie nahm ihr Kleid vom Haken und bedeckte sich ohne Eile.
    »Das war herrlich«, sagte sie. Zum ersten Mal seit ihrer Rückkehr begegneten ihre Augen Müllers Blick. »Richard, was ist mit dir? Du siehst so komisch aus – wie benommen. Fehlt dir etwas?«
    »Gar nichts.«
    »Was ist geschehen?«
    »Mr. Boardman hier hat einen Vorschlag gemacht.«
    »Sie können ihr ruhig davon erzählen, Müller. Wir haben nicht vor, die Sache geheim zu halten.«
    »Es soll eine Landung auf Beta Hydri Vier stattfinden«, sagte Müller. »Ein Mann. Ich. Wie soll es gemacht werden, Boardman? Ein Schiff in einer Parkbahn, Abstieg mit einer für die Rückkehr ausgerüsteten Kapsel?«
    »Ja.«
    Marta sagte: »Das ist Wahnsinn, Richard. Tue es nicht. Du wirst es ewig bereuen.«
    »Wenn es nicht klappt, dann gibt es einen raschen Tod, Marta. Ich habe ähnliche Risiken auf mich genommen, und nicht nur einmal.«
    »Nein. Hör zu, ich habe ein Gespür für solche Sachen. Ich glaube, ich kann voraussehen, wie das wird. Wenn du dort hingehst, wirst du vielleicht nicht sterben, aber du wirst nicht mehr der sein, der du bist. Sag, dass du es nicht tun wirst. Sag es, Richard!«
    »Sie haben das Angebot noch nicht offiziell angenommen«, sagte Boardman.
    »Ich weiß«, sagte Müller. Er stand auf, ging zu Marta und legte seine Arme um sie. Sie blickte entsetzt zu ihm auf. Er küsste ihre Nasenspitze und ihr linkes Ohrläppchen. Sie schreckte vor ihm zurück, strauchelte und fiel beinahe auf Boardman. Boardman hielt und stützte sie. Müller sagte: »Du weißt, welches die Antwort sein muss.«
     
    An diesem Nachmittag erreichte eine der Robotersonden die äußere Grenze der Zone F. Sie hatten noch immer eine weite Strecke vor sich; aber Müller wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie ins Zentrum des Labyrinths vordringen würden.

Kapitel 8
     
    »Da ist er!«, sagte Rawlins. »Endlich!«
    Durch die Augen der Sonde starrte er den Mann im Labyrinth an. Müller lehnte mit verschränkten Armen an einer Mauer, ein hagerer, wettergegerbter Mann mit verschlossenen Zügen und kalten, ruhigen Augen.
    Rawlins schaltete den Ton ein und hörte Müller sagen: »Was wollen Sie? Warum belästigen Sie mich?«
    Die Sonde antwortete nicht. Rawlins sagte nichts, obwohl er über die Sonde eine Botschaft hätte durchgeben können. Er stand etwas gebeugt vor dem Bildschirm der Datenaufnahme, um besser sehen zu können. Seine Augen brannten vor Müdigkeit. Sie hatten neunzehn Tage benötigt, um eine Sonde die ganze Strecke durch das Labyrinth bis ins Zentrum zu bringen. Die Anstrengung hatte sie annähernd hundert große und kleine Sonden gekostet. Dies war kein schlechtes Ergebnis, wenn man

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