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Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Titel: Exil im Kosmos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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nicht sein, Ned. Wir müssen ihn umwerben. Das geht nicht durch den Lautsprecher einer Sonde.«
    »Zehn Sekunden«, sagte Müller.
    Er langte in die Hosentasche und zog eine schwarze, metallisch schimmernde Kugel von der Größe eines Apfels heraus, mit einem viereckigen kleinen Fenster auf einer Seite. Rawlins und Boardman hatten nie etwas Ähnliches gesehen. Vielleicht war es irgendeine fremdartige Waffe, die Müller in dieser Stadt gefunden hatte, dachte Rawlins. Seine Annahme bestätigte sich, als Müller die Kugel hob und das kleine Fenster auf die Sonde richtete.
    Der Bildschirm erlosch.
    »Sieht so aus, als hätten wir wieder eine Sonde verloren«, sagte Rawlins.
    Boardman nickte. »Ja. Die letzte Sonde, die wir verloren haben. Von jetzt an werden wir Menschen verlieren.«

Kapitel 9
     
    Die Zeit war gekommen, Menschenleben zu riskieren. Es war unvermeidbar, und Boardman bedauerte es, wie er es bedauerte, Steuern zu zahlen oder alt zu werden oder unter dem Zug der Schwerkraft zu leiden. Dies alles waren permanente Aspekte des Menschenlebens, und um das Todesrisiko stand es nicht anders. Sie hatten mit Sonden nicht gespart und vielleicht ein Dutzend Menschenleben geschont; aber nun wurde es ernst, und Boardman gab sich nicht der Illusion hin, dass es ohne Verluste abgehen würde. Es bekümmerte ihn, doch nicht sehr lange und nicht sehr tief. Seit Jahrzehnten hatte er immer wieder von anderen den Einsatz ihres Lebens verlangt, und viele von ihnen waren gestorben. Er war bereit, sein eigenes Leben zu riskieren – zur rechten Zeit und für die richtige Sache.
    Der Zugang ins Innere des Labyrinths war vom Computer genau aufgezeichnet, alle bekannten Fallen waren in die Karten eingetragen, und Boardman war überzeugt, dass er weitere Sonden mit fünfundneunzig Prozent Wahrscheinlichkeit bis ins Zentrum der Zone A steuern könnte, ohne eine zu verlieren. Ob ein Mensch dieselbe Route mit ähnlicher Sicherheit begehen konnte, blieb abzuwarten. Selbst mit einer genauen Karte und begleitet von gewisperten Hinweisen und Warnungen des Computers mochte ein für überraschende Eindrücke und Müdigkeitserscheinungen anfälliger Menschenverstand die Dinge nicht genauso sehen wie eine Robotersonde. Also mussten die gesammelten Daten sorgfältig getestet werden, bevor er oder Ned Rawlins sich ins Labyrinth wagte.
    Dafür gab es Freiwillige.
    Sie kannten die Gefahren. Man hatte ihnen nichts vorgemacht. Sie waren unterrichtet worden, dass es wichtig für die Menschheit war, Richard Müller zum freiwilligen Verlassen des Labyrinths zu bewegen, und dass dies nur bewerkstelligt werden konnte, wenn Charles Boardman und Ned Rawlins selbst mit Müller sprachen. Und weil Boardman und Rawlins in diesem Sinn unersetzlich waren, mussten andere für sie die Route rekognoszieren. Die Freiwilligen, angelockt von Erfolgsprämien, die jedem von ihnen den Kauf eines Landsitzes ermöglichen würde, waren bereit, und dass ihre Leben als entbehrlich angesehen wurden, machte ihnen unter diesem Aspekt nichts aus.
    Sie losten, wer als erster gehen sollte.
    Das Los traf einen Ex-Leutnant namens Burke; ein stämmiger, verschlossener, dunkelhaariger Mann.
    »Wenn ich zu Müller komme«, sagte er trocken, »gebe ich mich als Archäologe aus. Ich sage ihm, dass einige meiner Kollegen nachkommen werden, wenn es ihm nichts ausmacht.«
    »Richtig«, sagte Boardman. »Und denken Sie daran, je weniger professionell klingendes Zeug Sie von sich geben, desto eher wird er Ihnen glauben.«
    Burke sollte nicht lang genug leben, um Richard Müller irgend etwas zu erzählen, aber er glaubte an sein Glück und seine Geschicklichkeit und winkte noch einmal zuversichtlich zurück, bevor er durch das Tor ins Labyrinth eindrang. Auf dem Rücken trug er neben dem üblichen Marschgepäck ein Empfangs- und Eingabegerät, das ihn mit dem Computer verband. Dieser gab ihm Marschanweisungen und Gefahrenwarnungen und lenkte zugleich eine Flugsonde, die jeden Schritt des Mannes auf die Bildschirme der Beobachter übertrug.
    Burke bewegte sich geschickt durch die Schrecken der Zone H. Ihm fehlten die Detektoren und Sensoren, die den Sonden geholfen hatten, Falltüren, Energieströme und die übrigen albtraumhaften Todeswerkzeuge auszumachen, aber er hatte etwas viel Nützlicheres: das gesammelte Wissen seiner mechanischen Vorläufer. Boardman stand schwitzend und mit geballten Fäusten vor seinem Bildschirm und beobachtete die inzwischen vertrauten Säulen und Speichen und

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