Exil im Kosmos: Roman (German Edition)
feindselig?«
»Sie töteten mich nicht.«
»Ja, aber …«
»Ich bin am Leben, Boardman.« Müller spürte dass das Zucken in seiner rechten Gesichtshälfte wieder anfing. »Ich habe ihre Sprache nicht gelernt. Ich kann Ihnen nicht sagen, ob ich einen guten Eindruck auf sie machte. Sie schienen sehr interessiert zu sein. Sie studierten mich sehr genau und lange. Sie sagten nicht ein Wort.«
»Was sind sie, Telepathen?«
»Ich kann es Ihnen nicht sagen.«
Boardman schwieg eine Weile, dann fragte er: »Was haben sie Ihnen getan, Müller?«
»Nichts.«
»Das ist nicht wahr.«
»Was Sie sehen, ist Übermüdung von der Reise«, sagte Müller. »Ich bin in körperlich guter Verfassung, nur ein wenig angespannt und nervös. Ich möchte wieder richtige Luft atmen, ein richtiges Bier trinken und einen richtigen Schweinebraten essen, und ich hätte gern Gesellschaft im Bett; dann werde ich in ein paar Tagen wieder der alte sein. Und vielleicht kann ich dann Methoden zur Kontaktaufnahme mit den Hydranern vorschlagen.«
»Wie ist Ihr Radioempfang, Müller?«
»Was?«
»Sie kommen zu laut herein«, sagte Boardman.
»Das wird an einer Relaisstation liegen. Lieber Himmel! Was hat der Radioempfang mit unserem Gespräch zu tun?«
»Nichts weiter«, sagte Boardman. »Ich versuche nur herauszukriegen, warum Sie mich anschreien.«
»Ich schreie nicht«, brüllte Müller.
Kurz darauf brachen sie das Gespräch ab. Müller erhielt Nachricht von der Verkehrsstation, dass sie einen Piloten an Bord schicken könnten, sobald er bereit sei. Er ging zur Luftschleuse und ließ den Mann ein. Der Lotse war ein blonder junger Mann mit blasser Haut und einer Habichtsnase. Als er seinen Helm abgenommen hatte, sagte er: »Mein Name ist Christiansen, und ich möchte Ihnen sagen, dass es eine Ehre und eine Auszeichnung für mich ist, den ersten Mann zur Erde zu bringen, der eine fremde Rasse im Weltraum besucht hat. Ich hoffe, es ist kein Verstoß gegen Geheimhaltungsvorschriften, wenn ich sage, dass ich gern etwas darüber hören würde, während wir das Landemanöver machen. Ich meine, dies ist eine Art geschichtlicher Augenblick, nicht wahr, weil ich der erste bin, der Sie nach Ihrer Rückkehr sieht, und wenn es Ihnen nicht lästig ist, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mir erzählen würden, wie – äh – welches Ihre stärksten Eindrücke …«
»Ich kann Ihnen schon ein bisschen erzählen«, sagte Müller freundlich. »Vermutlich haben Sie den kurzen Filmstreifen über die Hydraner gesehen? Ich weiß, dass er freigegeben werden sollte, und inzwischen sind Monate vergangen …«
»Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich mich eine Sekunde setze?«
»Keineswegs. Nun, Sie haben sie also gesehen, diese langen, dürren Dinger mit den vielen Armen …«
»Entschuldigen Sie, ich fühle mich nicht so gut«, murmelte Christiansen. »Ich weiß nicht, was mit mir ist.« Sein Gesicht war plötzlich krebsrot, und Schweißtropfen glänzten auf seiner Stirn. »Ich – ich glaube, ich werde krank. Ich … wissen Sie, das dürfte nicht passieren …« Er hing wie ein Seekranker auf einem Stuhl, zitternd, die Hände vor seinem Gesicht. Müller stand hilflos daneben. Schließlich murmelte er: »Kommen Sie, ich habe einen Diagnostaten; der wird feststellen, was Ihnen fehlt.« Er nahm den jungen Mann am Ellbogen, um ihn hinauszuführen.
Christiansen riss sich los, als ob ihn glühendes Metall berührt hätte. Die plötzliche Bewegung brachte ihn aus dem Gleichgewicht, und er fiel zu Boden. Er rappelte sich auf und wankte zur Wand, so weit weg von Müller, wie er konnte. Mit erstickter Stimme sagte er: »Wo ist es?«
»Diese Tür hier.«
Christiansen stürzte hin, verriegelte die Tür hinter sich und rüttelte, um sich zu vergewissern, dass sie sich nicht öffnen ließ. Der verblüffte Müller hörte würgende Geräusche und dann etwas, das wie ein trockenes Schluchzen klang. Er war im Begriff, der Verkehrsstation zu melden, dass der Pilot krank sei, als die Tür einen Spaltbreit geöffnet wurde, und Christiansens schwache Stimme sagte: »Würden Sie mir bitte meinen Helm reichen?«
Müller gab ihm den Helm.
»Ich muss zu meiner Station zurückkehren. Ich bitte um Entschuldigung, aber …«
»Es tut mir leid, dass Sie so reagierten. Mein Gott, ich hoffe, ich habe nicht irgendeine ansteckende Krankheit mitgebracht!«
»Ich – ich bin nicht krank. Ich fühle mich einfach – elend.« Christiansen befestigte den Helm auf seinem Raumanzug. Seine
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