Exil im Kosmos: Roman (German Edition)
Arm, fast unwillig.
Er sah die Qual in ihren Augen.
Sie ließ sich aufs Kissen zurückfallen, und er sah ihr Gesicht krampfhaft zucken. Dann nahm sie seine Hände in ihre und zog ihn zu sich.
»Nimm mich, Richard«, murmelte sie. »Jetzt!«
»Warum so eilig?«
Sie zog ihre Knie an, öffnete die Schenkel und versuchte ihn auf sich zu zwingen. So wollte er es nicht. Er machte sich los und saß auf. Sie errötete bis zu den Schultern, und Tränen glitzerten auf ihrem Gesicht. Er wusste inzwischen soviel von der Wahrheit, wie er wissen musste, aber er fühlte einen Zwang zu fragen.
»Sag mir, was nicht in Ordnung ist, Marta.«
»Ich weiß es nicht.«
»Du benimmst dich, als ob du krank wärst.«
»Ich glaube, ich bin es.«
»Wann hast du angefangen, dich krank zu fühlen?«
»Ich – ach, Richard, warum all diese Fragen? Bitte, komm zu mir.«
»Du willst es gar nicht. Nicht wirklich. Du tust nur mir zuliebe so.«
»Ich – ich versuche dich glücklich zu machen, Richard. Es ist – es ist furchtbar.«
»Was?«
Sie wollte nicht antworten. Sie machte eine einladende Geste und zog wieder an ihm. Er sprang vom Bett auf.
»Richard, Richard, ich warnte dich vor dieser Reise! Ich zeigte dir, dass ich eine Vorahnung hätte. Und dass dir anderes zustoßen könnte als getötet zu werden.«
»Sag mir, was dir Schmerzen macht.«
»Ich kann nicht. Ich – weiß es nicht.«
»Das ist nicht wahr.«
Sie schüttelte gequält ihren Kopf.
»Wann hat es angefangen?«
»Heute morgen. Als ich aufstand.«
»Das ist noch eine Lüge. Ich muss die Wahrheit wissen!«
»Komm ins Bett, Richard. Ich kann es nicht viel länger aushalten. Ich …«
»Was?«
»Ich – kann es nicht ertragen.«
»Du kannst was nicht ertragen?«
»Nichts. Nichts.« Sie sprang auf, kam heran und rieb sich an ihm, eine brünstige Katze, schaudernd, mit zuckendem Gesicht und wilden Augen.
Er packte ihre Handgelenke und hielt sie fest.
»Sag mir, was du nicht viel länger ertragen kannst, Marta.«
Sie keuchte. Er presste ihre Handgelenke fester. Sie ließ ihren Kopf zurückfallen. Ihr Körper glänzte von Schweiß. Ihre Nacktheit ärgerte und erregte ihn zugleich.
»Sag mir«, wiederholte er steinern. »Du kannst nicht ertragen …«
»… in deiner Nähe zu sein«, schluchzte sie.
Kapitel 12
Im Innern des Labyrinths war die Luft irgendwie wärmer und angenehmer. Die vielen Mauern halten den Wind fern, dachte Rawlins. Er ging vorsichtig Schritt für Schritt und lauschte angespannt der Stimme an seinem Ohr.
»Links abbiegen … drei Schritte … rechten Fuß neben den schwarzen Streifen auf dem Pflaster … vier Schritte … neunzig Grad Drehung nach links … zwei Schritte … neunzig Grad Drehung nach rechts …«
Es war wie ein Straßenspiel von Kindern, nur mit höherem Einsatz. Er bewegte sich behutsam. Bei jedem Schritt hatte er das Gefühl, der Tod schnappe nach seinen Fersen. Voraus schoss eine Entladung weißglühender Energie über den Weg. Der Computer zählte die Sekunden für ihn ab: »Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig, vierundzwanzig – los!« Rawlins lief.
In Sicherheit.
Auf der anderen Seite machte er halt und blickte zurück. Boardman war zehn Schritte hinter ihm. Wegen der zahllosen Fallen, denen es auszuweichen galt, blieben sie noch unter der Schrittgeschwindigkeit eines bedächtigen Spaziergängers, aber Boardman schnaufte vernehmlich. Wahrscheinlich vor Aufregung, dachte Rawlins. Als Boardman die Energiebarriere überwunden hatte und bei ihm anlangte, fragte Rawlins: »Wollen wir hier eine kleine Pause einlegen?«
»Seien Sie nicht so gönnerhaft zu einem alten Mann; Ned«, schnaufte Boardman. »Nur weiter. Ich bin noch nicht müde.«
»Wir haben eine harte Strecke vor uns.«
»Sehen wir zu, dass wir sie hinter uns bringen.«
Rawlins starrte in fröstelnder Faszination auf die Knochen. Zerfallene Skelette, ausgeblichen und spröde, viele Jahrtausende alt; und andere, die noch gar nicht alt waren. Intelligente Wesen verschiedenster Art waren hier umgekommen.
Blendende Lichter flackerten auf, blinkten mit vielen Impulsen pro Sekunde. Boardman, fünf Meter hinter ihm, wurde in ihrem ungleichmäßigen Schein zu einer unheimlich verformten Gestalt, die sich in unzusammenhängenden Schritten bewegte.
»Nach zehn Schritten stehenbleiben«, warnte der Computer. »Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn! Neunzig Grad Drehung nach rechts … zwei Schritte … neunzig Grad Drehung
Weitere Kostenlose Bücher