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Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Titel: Exil im Kosmos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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seiner Abwesenheit zusammen geschlafen hatten. Da er Boardman kannte, hätte er sich gewundert, wenn es anders gewesen wäre.
    Boardmans Hand umfasste Müllers Handgelenk mit festem Griff, der innerhalb von Sekunden erschlaffte. Die Hand glitt ab, bevor Müller seinerseits Boardmans Handgelenk umfassen konnte.
    »Es ist gut, Sie wiederzusehen, lieber Müller«, sagte Boardman ohne Überzeugung und trat mehrere Schritte zurück. Seine Hängebacken schienen noch tiefer herabzusacken. Marta schlüpfte zwischen sie und umarmte Müller. Er blickte in die spiegelnden Tiefen ihrer Augen und ließ seine Hände über ihren Rücken gleiten. Ihre Nasenflügel bebten. Er fühlte, wie ihre Muskeln sich spannten. Sie versuchte sich von ihm zu lösen.
    »Richard«, flüsterte sie, »ich habe jede Nacht für dich gebetet. Du weißt nicht, wie ich dich vermisst habe.« Sie mühte sich, von ihm freizukommen, wandte ihren Kopf zur Seite. Er legte seine Wange an ihr feingeformtes Ohr. »Richard«, murmelte sie, »ich fühle mich so seltsam – so froh, dich zu sehen, dass ich ganz durcheinander bin – lass mich los, Richard, mir ist irgendwie übel …«
    Ja. Ja, natürlich. Er ließ sie los.
    Boardman wischte sich das Gesicht, schwitzend, nervös. Er nahm irgendein Beruhigungsmittel, bewegte sich unruhig, stieg von einem Bein aufs andere. Müller hatte ihn noch nie so gesehen. »Ich glaube, ich lasse euch zwei ein bisschen allein, hm?«, sagte Boardman mit einem mühseligen Versuch zur Munterkeit; seine Stimme kam eine halbe Oktave zu hoch heraus. »Das Wetter macht mir zu schaffen. Wir werden uns morgen ausführlich unterhalten, nicht wahr? Für Ihre Unterbringung ist gesorgt.« Mit einem schwächlichen Winken entfloh Boardman. Müller fühlte nun echte Panik in sich aufkommen.
    »Wohin gehen wir?«, fragte er.
    »Wir haben ein Zimmer im Raumhafenhotel. Wo ist dein Gepäck?«
    »Noch an Bord«, antwortete Müller. »Es kann warten.«
    Marta nagte auf ihrer Unterlippe. Er nahm sie bei der Hand, und sie gingen aus der Abfertigungshalle und über die Straße zum Hotel. Nur zu, dachte er. Sag mir, dass du dich nicht gut fühlst. Sag mir, dass du in den letzten zehn Minuten auf mysteriöse Weise krank geworden bist.
    »Warum hast du dein Haar abgeschnitten?«, fragte er.
    »Gefällt es dir so nicht?«
    »Nicht so gut wie vorher. Lang und blau war es wie die See an einem stürmischen Tag. Und dieses Make-up. Es tut mir leid, Marta. Ich wünschte, ich könnte es schön finden.«
    »Ich habe mich für deine Rückkehr hübsch gemacht.«
    »Warum machst du immer so mit deiner Lippe?«
    »Was mache ich?«
    »Nichts«, sagte er. »Wir sind schon da. Das Zimmer ist schon gebucht?«
    »Auf deinen Namen, ja.«
    Sie gingen hinein. Er zeigte seinen Ausweis vor und erhielt den Schlüssel. Sie traten in den Aufzug. Wegen des Lärms vom benachbarten Raumhafen war das Hotel unterirdisch angelegt, fünfundzwanzig Stockwerke untereinander. Müllers Zimmer war in einer der tiefsten Etagen. Sie betraten einen Raum mit kaleidoskopartigen Wandbehängen, die mit jedem Standortwechsel Farben und Dessins zu ändern schienen, und einem breiten Doppelbett mit allem möglichen Zubehör. Die Beleuchtung war taktvoll schummrig. Müller dachte an seine monatelange Abstinenz, und er sah Marta an, und sein Blut begann in den Schläfen zu pochen. Er wusste, dass er ihr nichts zu erklären brauchte. Sie ging an ihm vorbei ins Bad und blieb lange drinnen. Müller zog sich aus.
    Sie kam nackt wieder zum Vorschein. Make-up und Schmuck waren fort, und ihr Haar war wieder blau.
    »Wie die See«, sagte sie. »Nur ein wenig kurz.«
    »Es ist viel besser«, sagte er.
    Sie standen fünf Meter auseinander. Er betrachtete gierig ihre kleinen Brüste, die eleganten Hüften, die langen, wohlgeformten Beine.
    »Die Hydraner«, sagte er, »haben entweder fünf Geschlechter oder gar keins, ich bin nicht sicher, was zutrifft. Das zeigt, wie gut ich sie kennenlernte, während ich dort war. Wie immer sie sich vermehren, ich glaube, wir Menschen haben mehr Spaß daran. Warum stehst du dort drüben, Marta?«
    Langsam kam sie zu ihm. Er legte einen Arm um ihre Schultern und umfasste mit der anderen Hand eine ihrer Brüste. Sie zitterte ein wenig. Er küsste sie, doch ihre Lippen waren trocken, gespannt und ablehnend. Als er seine Hand über ihre Wange und ihren Hals gleiten ließ, schien sie zu schaudern. Er zog sie mit sich aufs Bett, und sie saßen Seite an Seite. Ihre Hand berührte seinen

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