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Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Titel: Exil im Kosmos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Hände zitterten stark. »Ich verstehe es nicht. Aber ich würde mich am liebsten in eine Ecke verkriechen und heulen. Bitte, lassen Sie mich gehen. Es – es ist furchtbar!« Er stürzte zur Luftschleuse. Kurz darauf sah Müller ihn den leeren Raum zur nahen Verkehrsstation durchqueren.
    Er ging zum Radio. »Schicken Sie nicht gleich einen anderen Piloten herüber«, sagte er zu dem Kontrollbeamten. »Christiansen hatte kaum den Helm vom Kopf genommen, da klappte er schon zusammen. Ich könnte irgend etwas eingeschleppt haben. Wir sollten uns vergewissern.«
    Der Kontrolleur, besorgt blickend, stimmte zu. Er bat Müller, in seine Behandlungskammer zu gehen und den Diagnostaten über Radio mit der Station zu verbinden. Eine halbe Stunde später erschien das schokoladenbraune Gesicht des Stationsarztes auf Müllers Bildschirm und sagte: »Das ist höchst sonderbar. Ich habe die Ergebnisse Ihres Diagnostaten durch unser Gerät laufen und in Klartext übertragen lassen. Keine ungewöhnlichen Symptome. Ich habe auch Christiansen untersucht. Er fühlt sich jetzt gut, sagt er. Er berichtete, dass er von einer akuten Depression befallen wurde, kaum dass er Sie sah, und sie verstärkte sich rasch zu einer Art Stoffwechsellähmung. Das heißt, seine Niedergeschlagenheit erreichte einen Grad, wo sein Körper kaum noch funktionierte.«
    »Neigt er zu solchen Depressionen?«
    »Absolut nicht«, antwortete der Arzt. »Ich würde das gern selber nachprüfen. Darf ich hinüberkommen?«
    Der Arzt krümmte sich nicht vor Jammer und Elend, wie Christiansen es getan hatte. Aber auch er blieb nicht lange, und als er ging, war sein Gesicht schweißbedeckt. Er sah genauso verblüfft aus wie Müller. Als zwanzig Minuten darauf der neue Lotse erschien, behielt er seinen Raumanzug an und den Helm auf, setzte sich steif an die Steuerungsinstrumente, seinen Rücken Müller zugekehrt, sagte nichts und quittierte Müllers Anwesenheit lediglich mit einem knappen Kopfnicken. Wie die Vorschriften es verlangten, brachte er das Schiff in einer großen Spirale hinunter zur nächsten Verkehrsstation, von wo der Landeregulator des Raumhafens das Schiff durch Fernsteuerung über die letzte Etappe brachte. Müller sah das Gesicht des Mannes, wie er von Bord ging: gespannt, schweißbedeckt, die Lippen verkniffen. Wieder beschränkte sich der Pilot auf ein kurzes Nicken, bevor er durch die Schleuse ging. Ich muss einen sehr üblen Geruch ausströmen, dachte Müller, wenn er ihn durch seinen Anzug riechen kann.
    Die Landeetappe war eine Routineangelegenheit, und wider Erwarten kam er ohne sonderliche Schwierigkeiten durch die Einreisekontrolle; es dauerte nur eine halbe Stunde, bis er als freier Mann die Erde betreten durfte, und Müller, der diese Computerkontrollen Hunderte von Malen über sich hatte ergehen lassen, war verwundert. Er hatte gefürchtet, dass der riesige Raumhafen-Diagnostat eine verborgene Krankheit entdecken würde, die seinem eigenen kleinen Gerät entgangen war. Aber er ging durch die Eingeweide der Maschine mit ihren Testgruppen, die seine Nieren beschallten und einige Moleküle seiner verschiedenen Körperflüssigkeit entnahmen, und kam schließlich ohne das Blinken von Warnlampen und ohne Klingelschrillen heraus. Genehmigt. Die Zollmaschine durchleuchtete ihn. Genehmigt. Er steckte seine Papiere in einen Schlitz, und nach zehn Sekunden kamen sie wieder heraus. In Ordnung. Eine automatische Tür öffnete sich vor ihm, und er ging durch, um zum ersten Mal seit seiner Landung Menschen zu sehen.
    Boardman war zu seiner Begrüßung gekommen, und Marta war bei ihm. Bevor Müller sich im Menschengewimmel der Empfangs- und Abfertigungshalle orientieren konnte, hatten sie ihn gesehen und kamen. Boardman trug einen geckenhaft modischen Mantel aus dickem braunem Stoff, durchwirkt mit Metallfäden. An seinen dicken Händen blitzten acht oder neun Ringe, und seine Augenbrauen überschatteten das volle Gesicht wie graue Rentierflechte. Martas Haar war kurz und seegrün; sie hatte ihre Augenlider silbern und den Hals golden getönt, so dass sie wie eine schmuckbehangene Statue ihrer selbst wirkte. Müller, der sich erinnerte, wie sie ausgesehen hatte, als sie langhaarig, nackt und nass aus dem kristallklaren Wasser des kleinen Sees gestiegen war, missbilligte diese Veränderungen. Er bezweifelte, dass sie ihm zuliebe gemacht worden waren. Er wusste, dass Boardman seine Frauen gern herausgeputzt sah; es war mehr als wahrscheinlich, dass sie während

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